Die Stunde Der Woelfe
brauchen?«
Was war das, ein Ratespiel? »Wollen Sie mein Barkeeper werden?«
»Nein. Es ist bloà ⦠ich habe Respekt vor Ihnen. Auf Wiederhören, Ms. Norville.«
»Warten Sie â¦Â« Doch er hatte bereits aufgelegt.
Ich brauchte einen Drink. Ich brauchte einen Bodyguard.
Als das Telefon wieder klingelte, wäre ich beinahe aus
meinem Stuhl gefahren. Ich schwöre zu Gott, wenn ich keine Call-In-Sendung im Radio machen würde, würde ich mir eine Geheimnummer zulegen.
»Hallo?«
»Ms. Norville?«
»Hallo Detective Hardin.«
»Sie erinnern sich an mich. Gut.«
»Jene Nacht werde ich wohl kaum je vergessen.« Wahrscheinlich die Nacht, in der ich am zweitmeisten Angst gehabt hatte.
»Nein, wohl nicht. Ich habe mich gefragt, ob ich Sie vielleicht bei einem Fall zu Rate ziehen dürfte.«
»Um was geht es?«
Sie hielt inne. Ich konnte hören, wie sie am Telefon tief einatmete, als wappne sie sich für etwas. »Es geht um einen Tatort. Einen Mord.«
Ich schloss die Augen. »Und Sie glauben, es steckt etwas Ãbernatürliches dahinter.«
»Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich möchte eine zweite Meinung einholen, bevor ich die Sache an die groÃe Glocke hänge. Es könnte unschön werden.«
Und das sagte sie mir? Dazu bräuchte es nur einen streunenden Vampir, der ein bezauberndes kleines Mädchen aussaugte. »Sie wissen doch, dass ich für so etwas nicht ausgebildet bin, ich habe keine Ahnung von Spurensicherung, noch nicht einmal von Erster Hilfe.«
»Ich weiÃ. Aber Sie sind der einzige Mensch, den ich kenne, der mit diesem Thema vertraut ist.«
»Abgesehen von Cormac, wie?«
»Dem vertraue ich nicht.«
Das war ja mal etwas, eine Polizistin so weit zu bringen, dass sie einem Monster mehr vertraute als einem Monsterkiller. Vielleicht bewegte die Sendung tatsächlich etwas. Vielleicht würde es etwas Gutes bewirken, dass meine Identität enthüllt war.
»Ich brauche eine Mitfahrgelegenheit.«
»Bin schon unterwegs.«
Hardin holte mich in einer neutralen Polizeilimousine ab. Sobald sie angefahren war, setzte sie zu einem weitschweifigen Monolog an. Sie klang gelassen, aber ihre Knöchel standen weià hervor, und sie hatte die Stirn in Falten gelegt. AuÃerdem rauchte sie, wobei sie an ihrer Zigarette sog, als sei es die erste an diesem Tag. Die Asche klopfte sie aus dem spaltbreit geöffneten Fenster.
»Ich habe angefangen, mir Ihre Sendung anzuhören. Die Nacht, als man uns in Ihr Studio gerufen hat, ist so eigenartig gewesen â ich war neugierig. Das bin ich immer noch, und ich sammle kontinuierlich Informationen. Ich bin sämtliche Todesfälle der letzten Jahre durchgegangen, bei denen jemand zerfleischt wurde. Die meisten sind zu alt, als dass es noch Beweise gäbe, denen sich nachgehen lieÃe, oder aber wir haben das Tier geschnappt, das dahintersteckte. Aber jetzt ⦠ich glaube nicht, dass ich je wieder einen solchen Fall auf wilde Hunde schieben kann. Sie haben mich überzeugt. Ihr Typen seid dafür bekannt, anderen die Kehle rauszureiÃen.«
Sie warf mir einen Blick von der Seite zu, wobei sie verbissen lächelte. Ihr dunkles Haar trug sie zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Haselnussbraune
Augen. Keinerlei Make-up. Ihre Kleidung war rein funktional â Hemd, Hose und Blazer. Etwas Glamouröses hatte sie nicht an sich. Sie war absolut geradeaus.
Ich sank gegen die Beifahrertür. »Nicht alle von uns reiÃen anderen die Kehle heraus.«
»Ist schon gut. Wie dem auch sei, vor einem Jahr hätte ich bei einem Fall wie diesem nach einem Rudel wilder Dingos Ausschau gehalten, die aus dem Zoo entlaufen sind. Aber jetzt â¦Â«
»Sie stocken. Wie schlimm ist es?«
Sie umklammerte das Lenkrad. »Ich weià nicht. Wie robust ist Ihr Magen?«
Ich zögerte. Zwar aà ich regelmäÃig rohes Fleisch, allerdings nicht mit besonderer Vorliebe. »Das hängt davon ab, was ich gerade tue«, sagte ich ausweichend.
»Was meinen Sie damit, was Sie gerade tun?«
Wie sollte ich erklären, dass es davon abhing, auf wie vielen Beinen ich zu dem betreffenden Zeitpunkt unterwegs war? Ich hatte keine Ahnung, ob sie das ausflippen lassen würde. Vielleicht würde sie versuchen, mich zu verhaften. Am besten überging ich es einfach. »Tut nichts zur Sache.«
»Sie ist
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