Die Stunde Der Woelfe
zweiten Stock aus hatte ich zwar die StraÃe im Blick, aber nicht die Stelle, an der sich Zan befand. Ich sagte: »Meinst du, jemand hat schon die Polizei gerufen?«
»Hängt davon ab«, sagte er. »Wie viel Lärm habt ihr gemacht? «
Ich wusste es nicht mehr. In den Ohren eines beiläufigen Zuhörers mochte es wie ein Kampf zwischen streunenden Hunden geklungen haben. Ich würde Carl anrufen müssen, um herauszufinden, was ich wegen Zan unternehmen sollte. Ich konnte ihn nicht einfach dort drauÃen liegen lassen.
»Du solltest dich ausruhen. Deine Wundheilung mag schnell sein, aber du hast trotzdem viel Blut verloren. Wirst du allein klarkommen?«
Ich dachte eine Minute lang darüber nach und kam zu dem Schluss, dass ich zurechtkäme. Vielleicht würde ich bei T.J. vorbeischauen und nachsehen, ob er schon wieder zu Hause war.
»Ja, ich denke schon.« Ich lächelte schief. »Ich bin froh, dass du nicht aus Prinzip sämtliche Werwölfe abknallst.«
Vielleicht lächelte er tatsächlich darüber, aber es war höchstens der Hauch eines schmalen Lächelns. »Gib mir nur einen Grund, Norville.« Er salutierte spielerisch und verlieà das Apartment.
Mann, dieser Kerl jagte mir Angst ein. AuÃerdem lieà er meine Knie weich werden, und ich wusste nicht recht, ob beides miteinander zusammenhing.
Er hatte recht, ich war müde, doch bevor ich schlafen konnte, musste ich Carl anrufen. Ich wollte gerade nach dem Telefon greifen, als die Tür aufging, und Cormac zurückkehrte.
Gefolgt von Detective Hardin und drei Polizisten in Uniform.
Zehn
Cormac stand wieder mit verschränkten Armen, das Gesicht eine ausdruckslose Maske, an seinem Platz an der Wand, als müsse er sie stützen. Ein Polizist blieb bei ihm. Der Officer hatte seine Waffe nicht gezogen, behielt allerdings die Hand an seinem Gürtel. Die anderen beiden machten sich daran, das Apartment zu durchsuchen. Sie sahen in Schränken, Schubladen und hinter den Türen nach.
Hardin kam direkt auf mich zu.
Ich hatte Lichter, Sirenen, Chaos erwartet. Ich dachte, ich wäre vielleicht rechtzeitig vorgewarnt und könnte mich durch die Hintertür wegstehlen. Doch Hardin würde ihre Anwesenheit wohl nicht groà kundtun, wenn sie auf der Jagd nach einem Mörder war.
Ich hätte Carl bitten sollen, die Leiche wegzuschaffen, bevor die Polizei auftauchte. Andererseits wäre das genau das gewesen, was wir gebraucht hätten: Jemand, der uns dabei beobachtete, wie wir eine Leiche in unseren Truck luden, der das Kennzeichen aufschrieb und dann die Polizei rief. Normalerweise fanden Werwolfkämpfe in der Wildnis statt, wo man Leichen einfach verschwinden lassen konnte.
Auf diese Weise wurde wenigstens nur ich geschnappt.
Mein Gott, was dachte ich hier eigentlich gerade? Die
ganze Sache war ein riesengroÃer Schlamassel. Zan war tot!
Sie sagte: »Möchten Sie mir etwas zu dem zerfleischten Toten erzählen, den wir unten auf der StraÃe gefunden haben?«
Ich warf Cormac einen Blick zu, doch er bewegte keinen Muskel. Zur Hölle mit ihm!
»Nein«, sagte ich, was wahrscheinlich törichter war, als überhaupt nichts zu sagen.
»Waren Sie das?«
Das hatte ich diese Nacht doch schon einmal hinter mich gebracht. »Nein.«
»Ms. Norville, ich glaube, ich möchte Sie aufs Revier mitnehmen und Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Im Grunde kam das nicht überraschend, aber mir sank dennoch das Herz in die Hose. Ich mochte ein Werwolf sein, aber ich hatte bisher noch nicht einmal einen Strafzettel bekommen, geschweige denn dass ich wegen etwas verhaftet worden wäre. Allerdings hatte ich auch nie ein Auto besessen.
Doch ich wurde gar nicht verhaftet. Hier handelte es sich lediglich um ein Verhör.
»Lassen Sie mich meine Jacke holen«, sagte ich im Flüsterton. Beim Aufstehen drehte ich ihr meine verletzte Seite zu.
Hardin legte den Kopf schräg und betrachtete die roten Striemen und die runzelige Haut an meinem Arm.
»Wann ist das passiert?«
»Heute Nacht.«
»Unmöglich. Die heilen schon seit Wochen.«
»Sie müssen sich gründlicher einlesen. Haben Sie die Artikel erhalten, die ich Ihnen geschickt habe?«
»Ja.« Sie starrte mich an, als versuche sie, meine Gedanken zu lesen. »Wer hat Ihnen das angetan?« Sie sagte es, als läge ich ihr tatsächlich am Herzen oder etwas in der
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