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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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schöner Anblick gewesen, wenn mir der Eistee aus der Nase gelaufen wäre.
    »Ein Loft? In unserem Haus? Tatsächlich? Wow.« Ich räusperte mich. »Also planst du, eine Weile in der Gegend zu bleiben?«
    »So lange wie es dauert.« Michael schaute mir prüfend ins Gesicht, wobei sein Blick ein klein wenig zu lange auf meinen Mund gerichtet war. Wieder musste ich gegen den Drang ankämpfen, mir auf die Lippe zu beißen.
    Und gegen die Vorstellung, an seinen Lippen zu knabbern.
    »Und wie ist es?«, fragte er und beugte sich über den Tisch. »Hast du dir noch ein paar Fragen für mich ausgedacht?«
    Zeit, zum Geschäftlichen zu kommen. Meine Liste steckte in meiner Handtasche, aber ich glaubte nicht, dass ich sie brauchen würde. Kribbelig, wie ich war, begann ich, an einer Rosenknospe, die vor mir in einer Vase stand, herumzuspielen. »Na ja, ich hab über das nachgedacht, was gestern Abend passiert ist. Was ich sehe, wird mehr. Ich meine – ein JazzTrio? Mit Flügel? Wurde es bei dir auch nach und nach schlimmer?«
    Er schwieg einen Moment, bevor er antwortete. »Ich habe keine Erklärung für das, was du gestern gesehen hast. So eine vollständige Szenerie ist auch für mich etwas Neues. Ich würde mir keine Sorgen machen. Ich könnte mir denken, es hat damit zu tun, dass unsere Fähigkeit sich mit zunehmendem Alter verstärkt.«
    »Das könntest du dir denken? Was für ein Trost.« Ich lachte ungläubig. »Ist das dein Ernst? Ich soll mir keine Sorgen machen, wenn du schon auf meine allererste Frage keine anständige Antwort weißt?«
    Michael fixierte einen Punkt über meiner linken Schulter. Die Stimme klang entschlossen. »Ich finde die Antwort. Mach dir keine Sorgen.«
    »Okay«, sagte ich, während Zweifel fast die Oberhand über meine Neugierde gewannen. »Hat einer von deinen Zeitlosen jemals irgendetwas über dich gewusst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Zum Beispiel deinen Namen oder…« Vielleicht sollte ich diesen spezifischen Zwischenfall lieber für mich behalten. Ich rief mir die Liste meiner Fragen ins Gedächtnis. »Ähm, wenn du weißt, dass du einen Zeitlosen vor dir hast – wie gehst du auf ihn zu?«
    »Ganz langsam.« Michael grinste und lockerte die Spannung.
    Ich spielte immer noch mit der Rosenknospe in der Vase herum. Durch sein Lächeln abgelenkt, passte ich nicht auf und kippte sie um, woraufhin sich das Wasser über den Tisch ergoss.
    Gut dass das hier kein Date war. Dann wär mir das echt peinlich gewesen.
    Gleichzeitig streckten wir die Hände aus, um die Vase wieder hinzustellen, und unsere Fingerspitzen berührten sich kurz. Ein Energiestrom pulsierte durch seine Hand in meine. Meine Haut erschien mir plötzlich zu eng, zu stark gedehnt, als wolle sie die Berührungsfläche vergrößern. Es machte ein paar Mal ping, dann wurde es dunkel am Tisch.
    Irgendwas lief neben der Spur, total daneben.
    Langsam hob ich den Kopf und sah Michael in die Augen. Seine Gesichtsmuskeln waren angespannt; seine Miene nicht zu deuten. Verwirrt und ein bisschen ängstlich wich ich zurück. Noch immer spürte ich, wie Elektrizität von seinen Fingern in meine geströmt war und sich bis zu den Haarwurzeln ausgebreitet hatte. Die übrigen Lampen gaben mittlerweile wieder normales Licht.
    Ich war mir sicher, dass ich zusammengezuckt war. Michael schob die Hand unter den Tisch und starrte auf die Speisekarte.
    »Ähm … Was war das?«, hauchte ich fassungslos und sah zu, wie das Blumenwasser von der Tischdecke aufgesaugt wurde.
    »Das ist ein bisschen kompliziert.«
    Es war also wirklich passiert. »Haben wir das ausgelöst?«
    Er nickte mit starrer Pokerface-Miene.
    »Hast du das schon einmal erlebt?«
    »Nicht wirklich.«
    Die Bedienung kam, um unsere Bestellungen entgegenzunehmen. Die Anspannung wurde durch die Unterbrechung nicht gelockert. Ich wollte nur, dass die Kellnerin verschwand, damit ich ihn wieder berühren konnte. Stattdessen hielt ich mir die Speisekarte vor mein flammend rotes Gesicht und beschwor meinen Körper, in seinen Normalzustand zurückzukehren. Michael bestellte das Spezialmenü, und ich schloss mich ihm an, ohne zu schauen, was es überhaupt war.
    »Bring ich Ihnen gern«, sagte die Bedienung und nahm uns die Karten ab. Sie musterte die Wandleuchten über dem Tisch und verzog die pinkfarbenen Lippen. »Und ein paar Kerzen … Ganz schön dunkel hier, nicht wahr?«
    Keiner von uns erwiderte etwas, und sie zog von dannen. Ich fühlte mich ungeschützt, da ich mich nicht mehr

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