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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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wehrlose Mädchen in dein Auto?« Die Schalensitze des kleinen europäischen Wagens brachten uns gefährlich nah zusammen. Zumindest vermittelte der Himmel über uns die Illusion von Geräumigkeit. Er fuhr los und stellte das Radio leiser.
    »Ich muss für ein paar Tage weg. Ich dachte, wenn wir angeschnallt im Auto sitzen, könnten wir beide ein ernstes Gespräch führen, bevor ich losmuss. Es ist wichtig. Also fass mich nicht an.« Er knurrte einige unverständliche Worte vor sich hin. »Ich meine, nicht noch einmal«, fügte er schließlich hinzu.
    »Worüber sollen wir denn reden?« Ich hätte am liebsten irgendetwas getan. Zumindest hätten wir mit dem Zeitreisetraining beginnen können. Ich nahm mir vor, das bei Gelegenheit vorzuschlagen.
    »Ich habe da ein paar Sachen, die du lesen solltest.« Der Wind zerzauste sein Haar. Er lenkte mit einer Hand und langte mit der anderen auf die winzige Rückbank und reichte mir ein Hardcover-Buch mit dem Titel Raum-Zeit-Kontinuum und Wurmlochtheorien sowie einen dicken DIN-A4-Ordner, mit zerschlissenen, fleckigen Blättern. »Konzentrier dich auf den Ordner – schau ins Buch, wenn du noch Zeit hast. Lass ihn nicht aus den Augen.«
    Jetzt hatte ich was zu tun, selbst wenn es nur Lesen war. Vielleicht enthielten die Bücher eine Art wissenschaftlichen Beweis, der mir helfen würde, ihm zu glauben. Vorausgesetzt, ich würde ihn erkennen, wenn ich ihn vor mir hätte.
    Michael bog in eine meiner Lieblingsstraßen ein. Sie verlief an einem See entlang. Ich löste meinen Zopf und lehnte mich zurück, um die Bäume am Seeufer zu bewundern, deren Laub schon einen Hauch herbstlicher Farbe trug. Der Herbst faszinierte mich immer wieder – so viel Schönheit lag im Vergehen. Die Blätter klammerten sich bis zum bitteren Ende an die Zweige, bevor sie schließlich wie ein Feuerwerk aus Farben zu Boden schwebten, fast als wollten sie uns dazu bringen, sie am Leben zu erhalten.
    Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Michaels Profil und bemühte mich um Objektivität. Auch ohne unsere verrückte Verbindung würde sich jedes Mädchen von ihm angezogen fühlen, wie Lilys Reaktion soeben bewiesen hatte. Gerade Nase, entschlossenes Kinn und dann dieser unglaubliche Mund. Ich schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach auf mein Gesicht fielen, und den Wind in meinen Haaren. Im Geist wiederholte ich das große Einmaleins, um meine Gedanken unter Kontrolle und meine Hände bei mir zu behalten.
    Ich weiß nicht, wann ich einschlief, nur dass ich erwachte, als er den Motor abstellte. Wir parkten in der Seitenstraße neben unserem Haus. Die Sonne war nur ein kleines Stück tiefer gewandert, also konnte ich nicht lange weg gewesen sein. Ich streckte mich und sah Michael an, der einen gequälten Eindruck machte. Die Brauen über den dunklen Augen waren zusammengezogen, und um den Mund war ein harter Zug zu erkennen.
    »Was ist los?«, fragte ich erschrocken.
    »Nichts«, erwiderte er mit rauer Stimme.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich irgendwelche Grenzen überschritten hatte, seit wir in den Wagen gestiegen waren, und keine meiner Zimmergenossinnen im Internat hatte sich je über Gequatsche im Schlaf beschwert.
    »Tut mir leid, wegen eben …«
    Er schüttelte den Kopf. »Darum geht’s nicht.«
    »Was hab ich dann falsch gemacht?«
    »Außer einzuschlafen?«
    »Entschuldige bitte. Ich hab mich nicht mit dir gelangweilt, aber wir waren so lange auf, und die Sonne war so schön warm.« Ich hielt inne. Warum verteidigte ich mich? Michael gab auch keine großen Erklärungen ab, also sah ich nicht ein, wieso ich mich vor ihm rechtfertigen sollte.
    Er wandte den Blick ab und starrte auf die Seitenmauer des Gebäudes. »Du siehst so verletzlich aus, wenn du schläfst. Ganz anders als sonst.«
    »Letztens beim Essen habe ich fast geweint. War dir das nicht verletzlich genug?«, fragte ich unbehaglich.
    »Das war etwas anderes. Im Restaurant warst du traurig; heute bist du … sanft.« Er richtete den Blick wieder auf mein Gesicht. Was ich in seinen Augen sah, ließ mich nach Luft schnappen.
    »Hauptsache, ich habe nicht gesabbert.«
    Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem halben Lächeln. »Ich wünschte, ich müsste nicht wegfahren.«
    »Dann lass es doch.«
    »Ich muss. Vielleicht ist es besser so. Noch so ein Zwischenfall wie gestern Abend auf der Veranda wäre, glaube ich, zu viel für mich.«
    »Wann bist du zurück?«, ich tauchte in den Fußraum

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