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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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Sie wurde immer stärker, als wäre unser Innerstes miteinander verbunden. Kein Wunder, dass ich mich schlecht konzentrieren konnte.
    »Wie bist du zum Teenager-Ninja geworden?« Der spottende Unterton war kaum zu überhören.
    »Ich hatte Kampfsport als Wahlfach. Ich war die Beste in unserem Kurs. Am Ende des Schuljahrs bin ich in ein privates Studio gegangen, um für den schwarzen Gürtel zu trainieren. Kurz bevor ich herkam, hab ich den braunen geschafft.« Ich spürte seinen zweifelnden Blick mehr, als dass ich ihn sah. Das Licht der Straßenlaternen reichte nicht bis zu unserem Platz auf dem Dach, und der Mond war nur eine dünne Sichel. »Ich hab selbst einen Schreck gekriegt, aber es war eine gesunde Art, meinen Frust abzubauen.«
    »Für mich war’s nicht so gesund«, sagte er leise kichernd.
    »Ich hab dich geschont. Sag mal, glaubst du, meine Arschtrittkünste könnten nützlich sein, wenn ich ›die Welt rette‹?«
    »Es geht nicht direkt um die ganze Welt.«
    »Nur um die achtundvierzig Kernland-Staaten?«
    »Ich rede nicht über Geografie.«
    »Details, bitte.«
    Michael zog die Beine an und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich versuche, auf dich aufzupassen, Emerson. Und dazu gehört, dass ich fürs Erste den Mund halte. Es ist nicht leicht für mich, aber es geht nicht anders.«
    »Nicht leicht für dich?«, spottete ich. »Wie wär’s, wenn du die Wahrheit ausspuckst und ich auf mich selbst aufpasse?«
    Er blickte hinauf zur silbrigen Mondsichel.
    »Michael, du musst verstehen, dass ich schon seit vier Jahren Fragen stelle. In Gedanken, laut, auf jede erdenkliche Weise. Und ich habe niemals eine Antwort bekommen, bis du mir über den Weg gelaufen bist.«
    »Wir können nicht vier Jahre in einer einzigen Nacht abhandeln.« Seine Hand wanderte langsam in meine Richtung.
    Ich ließ meine Hand zu seiner hinübergleiten und spürte die rauen Dachziegel unter meiner Haut. Unsere Finger berührten sich kaum, dennoch reagierte jeder Quadratmillimeter meines Körpers. Das Verlangen, die Entfernung zwischen uns aufzuheben, damit wir uns berühren konnten, war überwältigend. Mir stockte der Atem, und ich sah ihn an.
    Er wich zurück, ohne meinen Blick zu erwidern.
    Ich ließ die Hand auf dem Dach liegen. »Wie lange muss ich warten, bis du mir alles erzählst?«
    »Nicht lange, ich versprech’s. Kannst du noch warten?«
    »Hab ich eine andere Wahl?«
    Er antwortete nicht.
    »Du ahnst nicht, wie frustriert ich bin.« Wegen so vieler Dinge.
    »Gib mir Zeit bis morgen. Morgen, ich versprech’s. Ich will nur sichergehen, dass wir keine Fehler machen. Vertraust du mir?«
    »Ja«, antwortete ich und brach meine eigene Regel.



16. KAPITEL
    S oll ich dich zur Arbeit mitnehmen?«, fragte Thomas, als ich meinen Rucksack vom Haken nahm. Ich trug meine pinkfarbene Regenjacke, weil es draußen schon wieder schüttete.
    »Nein, ist ja nicht weit.« Mein Haar war ohnehin noch nass, denn ich war nicht aus dem Bett gekommen und hatte nach dem Duschen keine Zeit mehr zum Föhnen gehabt. Nachdem ich in der vergangenen Nacht durchs Fenster zurück in mein Zimmer geklettert war, konnte ich Michael noch spüren, konnte ihn fast noch auf der anderen Seite der Wand atmen hören. Meine Gedanken rasten mit Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf, und es dauerte ewig, bis ich endlich eingeschlafen war.
    Auf dem Weg zum Murphy’s Law fragte ich mich plötzlich, wieso ich Michael noch nie in einem Auto gesehen hatte. Wie bewegte er sich fort? Wahrscheinlich schnippte er mit den Fingern und beamte sich von einem Ort zum anderen. Oder vielleicht gelangte er auch per Zeitreise, wohin er wollte.
    Oder vielleicht hatte er auch Wahnvorstellungen, und ich war kurz davor, ihm seine aberwitzigen Theorien abzukaufen.
    Ich schnaubte genervt, als ein Mann in Konföderierten-Uniform mir einen seltsamen Blick zuwarf. Wahrscheinlich war er ohnehin gar nicht da. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt verpasst, nur um es herauszufinden, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Zeitreisen? Die Welt retten? Befand ich mich in einem gefloppten Zukunftsfilm, der nur als DVD erschienen war? Wie konnte ich glauben, dass Michael die Wahrheit sagte? Es war alles so verrückt. Hätte ich von Zeitlosen gehört, bevor ich einen sah, hätte ich es auch nicht geglaubt. Viele unglaubliche Dinge passierten. Jeden Tag. Gravitation, Erdrotation, Teilchenbeschleunigung und so weiter.
    Aber Zeitreisen? Die Welt retten? Mit siebzehn?
    Ich stieß die Eingangstür

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