Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
Frauen immer getroffen haben, und der Dom ist unglaublich. Wenn Sie den Kopf in den Nacken legen, dann sehen Sie genau die Wappen der Medici über sich, und unten im Tal ist alles voll von Tempeln und Gräbern. Und diese phantastischen Hohlwege! Angelo wird Ihnen alles zeigen, Laura. Vero, Angelo?»
    «Natürlich werde ich! Aber, wenn ich deine Begeisterung über die Maremma kurz unterbrechen darf, hast du etwas über Colalto herausgefunden?»
    Der Graugesichtige brachte drei große Tassen Cappuccino, stellte sie umständlich auf den kleinen Tisch und sah sich dann auf der Piazza um, als erwarte er, dass etwas geschehe. Tuttoverde klopfte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischkante, sprach erst, als der Mann wieder in seiner Bar verschwunden war.
    «Eine schwierige Geschichte», murmelte er. «Da ist etwas, aber es ist nicht zu greifen. Manchmal bin ich nicht einmal sicher, dass ich mich nicht irre. Ich habe vor ein paar Monaten einen Tipp von einem alten Bekannten bekommen. Er meinte, dass in einem dieser Reichenghettos an der Küste seltsame Dinge vor sich gehen.»
    «Ach!» Guerrini setzte die Tasse ab, aus der er gerade trinken wollte. «Doch nicht etwa in Il Bosco ?»
    «Doch! Jetzt erstaunst du mich aber, Angelo!»
    «Wir machen da seit fast einer Woche Urlaub, und es sind uns außerordentlich merkwürdige Dinge zugestoßen. Allerdings haben wir versucht, keine Schlüsse zu ziehen, weil wir im Urlaub sind und nicht ermitteln wollen.»
    Ignazio Tuttoverde hob beide Hände auf Höhe seiner Ohren und zog den Kopf ein. «Das funktioniert nie, Angelo! Ich nehme mir auch jedes Mal vor, taub und blind in den Urlaub zu fahren. Aber sobald ich in ein Museum gehe, überprüfe ich im Geiste die Ausstellungsstücke, und du wirst es nicht glauben: Ich habe fast jedes Mal irgendwas gefunden, das da nicht hingehört!»
    Lauras Handy brummte in ihrem Lederrucksack. Sie kramte es hervor, winkte den beiden Männern zu und ging ein paar Meter in eine kleine Nebengasse hinein. Es war Baumann, das sah sie auf dem Display.
    «Buon giorno, Commissaria! Come stai?»
    «Übertreib es nicht, Peter! Hast du die drei Worte auswendig gelernt?»
    «Ich dachte, es würde dich beeindrucken, wenn ich dich in deiner Muttersprache anrede. Was machen deine illegalen Ermittlungen?»
    «Gar nichts.»
    «Dann interessiert dich wahrscheinlich auch nicht, was ich von den Schweizer Kollegen über deine reichen Nachbarn erfahren habe?»
    «Doch, es interessiert mich.»
    «Die beiden Herren sind ebenfalls kräftig an der Vermarktung von Kunstwerken beteiligt. Angeblich besteht eine große Nachfrage vor allem nach antiken Stücken. Interessante Dinge erfährt man, wenn du im Urlaub bist. Die Kollegen haben mir auch gesagt, dass in der Schweiz die Stadt Genf ein Zentrum für den Handel mit Kunstwerken ist, die nicht ganz legal beschafft werden. Bei uns in Deutschland soll es Frankfurt sein. Man tarnt die Kunstwerke als Stücke aus Privatsammlungen. Die Kollegen haben auch gesagt, dass da mafiotische Strukturen am Werk seien. Sie beobachten die Angelegenheit, mehr können sie zur Zeit wohl nicht tun. Auch deine beiden Nachbarn werden beobachtet. Jetzt sogar von dir!»
    «Ach, verdammt! Ich beobachte sie ja gar nicht wirklich. Ich kann sie nicht leiden und diesen Ruben auch nicht. Außerdem haben die Schweizer sich an uns herangemacht und nicht wir uns an sie.»
    «Dann beobachte sie nicht. Überlass es den Schweizer Kollegen und mach Urlaub! Sonst kommst du zurück und hast schlechte Laune, und wir müssen alle darunter leiden!»
    «Am liebsten würde ich gar nicht zurückkommen, sondern Meeresforscherin werden!»
    «Wieso denn das?»
    «Weil ich dann Wattwürmer beobachten könnte! Die sind weniger anstrengend als Menschen.»
    «Ist alles in Ordnung mit dir?»
    «Alles bestens. Ich danke dir, grüß alle schön!»
    «He, Laura …»
    Sie beendete das Gespräch mit einem Knopfdruck und sah einer jungen Katze zu, die sich wie wild im Kreis drehte, um ihren Schwanz zu fangen. Die Tuffsteinmauer, an der Laura lehnte, strahlte angenehme Wärme ab, die kleine Katze kugelte übermütig über den Boden, blieb plötzlich liegen und starrte Laura aus wilden gelben Augen an. Am liebsten hätte Laura sich neben die Katze gelegt, um ebenfalls völlig entspannt herumzurollen. Wenn sie jetzt zu den beiden Männern zurückkehrte und von diesem Anruf erzählte, dann wären sie mittendrin. Aber waren sie das nicht schon längst? Eigentlich von Anfang an, trotz Angelos

Weitere Kostenlose Bücher