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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wie geheißen, kam zurück und nahm ihr gegenüber wie ein Ratsuchender Platz. Die Kristallkugel stand zwischen ihnen. »Schläft Morag?« fragte sie.

      »Ja.« Er holte tief Luft, um der Schmerzen Herr zu werden. »Sie dürfen niemals zulassen, daß sie in dieses Lager zurückkehrt, ist das klar?«

      »Keine Sorge.« Ihre Stimme klang brüchig und sehr gelassen. »Wir Zigeuner halten zusammen und sorgen dafür, daß eine Schuld beglichen wird. Ich setze in Umlauf, was Murray getan hat, und eines Tages wird er dafür zahlen müssen, darauf können Sie sich verlassen.«

    Er nickte. »Als Sie heute Morags Bild in der Zeitung sahen

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    und von den Umständen lasen, machten Sie sich doch bestimmt Sorgen. Warum haben Sie sich nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt?«

      »Mit der Polizei? Soll das ein Witz sein?« Sie hob die Schultern. »Ich wußte, daß sie zu mir unterwegs war und daß ihr nichts fehlte.«
    »Das wußten Sie?« fragte Cussane.
    Sie ließ eine Hand leicht auf der Kristallkugel ruhen.

      »Das ist nur das äußere Drum und Dran. Ich bin übersinnlich begabt, so wie meine Mutter und meine Großmutter vor mir.«

      Er nickte. »Das hörte ich von Morag. Sie legte mir die TarotKarten, ist sich aber ihrer Kräfte noch nicht sicher.«
      »Das Talent dazu hat sie.« Die alte Frau nickte. »Es muß nur noch Form annehmen.« Sie schob ihm einen Stapel Karten zu. »Heben Sie ab und geben Sie mir das Spiel mit der Linken zurück.«
      Er tat wie geheißen, woraufhin sie nun abhob. »Ohne das Talent sind die Karten bedeutungslos. Verstehen Sie das?«

    Er fühlte sich seltsam benommen. »Ja.«
      »Drei Karten nur werden alles klarlegen.« Sie drehte die erste um: der Turm. »Er hat unter den Kräften des Schicksals gelitten«, sagte sie. »Sein Leben wurde von anderen bestimmt.«
      »Auch Morag zog diese Karte«, meinte er, »und sagte mir etwas Ähnliches.«
      Sie deckte die zweite Karte auf. Sie stellte einen jungen Mann dar, der an einem Knöchel kopfunter von einem hölzernen Galgen baumelte.
      »Der Gehenkte. Sein schwerster Kampf ist der mit seinem eigenen Schatten. Er hat zwei Persönlichkeiten; ist er selbst und doch nicht er selbst. Die Rückkehr zur Ganzheit der Jugend ist jetzt ausgeschlossen.«
    »Ja, es ist zu spät«, meinte er. »Viel zu spät.«

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      Die dritte Karte zeigte den Tod in seiner herkömmlichen Erscheinung, den Sensenmann, der grimmige Ernte hält.
      »Um wessen Tod geht es hier?« Cussanes Lachen war etwas zu laut. »Um meinen oder vielleicht den einer anderen Person?«

      »Die Karte bedeutet viel mehr, als das oberflächliche Bild andeutet. Der Tod kommt als Erlöser. Im Tod dieses Mannes liegt die Möglichkeit zur Wiedergeburt.«

      »Gut, aber wessen Wiedergeburt?« fragte Cussane gespannt, beugte sich vor. Das in der Kristallkugel gespiege lte Licht kam ihm sehr hell vor.
    Sie berührte seine schweißnasse Stirn. »Sie sind krank.«
      »Wird schon wieder besser. Muß mich nur mal hinlegen, das ist alles.« Er stand auf. »Wenn es Ihnen recht ist, lege ich mich für eine Weile schlafen und gehe dann, ehe Morag aufwacht. Das ist entscheidend. Haben Sie mich verstanden?«
    Sie nickte. »O ja. Ich verstehe Sie sehr gut.«
      Er trat hinaus in die kühle Nachtluft. Inzwischen waren die meisten Menschen heimgegangen, Buden und Karussells machten zu. Seine Stirn war fiebrig heiß. Er stieg die Treppe zum Wohnwagen hinauf, legte sich auf die Sitzbank und starrte zur Decke. Besser jetzt eine Morphiumspritze als morgen früh. Er stand auf, kramte in seiner Tasche herum und fand schließlich eine Ampulle. Die Injektion wirkte rasch, und nach einer Weile schlief er ein.

      Er wachte jäh auf. Sein Kopf war klar. Es war Morgen, denn Tageslicht fiel durch die Fenster, und die alte Frau saß am Tisch, rauchte eine Zigarette und beobachtete ihn. Als er sich aufsetzte, wütete der Schmerz in ihm wie ein wildes Tier. Kurz glaubte er, nicht mehr atmen zu können.

    Sie schob ihm eine Tasse zu. »Heißer Tee. Ist gut für Sie.«
      Noch nie hatte Tee so gut geschmeckt. Er lächelte und nahm sich mit zitternden Händen eine Zigarette aus ihrer Packung.

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    »Wie spät ist es?«
    »Sieben.«
    »Schläft Morag noch?«

    »Ja.«
    »Gut, dann mache ich mich auf den Weg.«

      »Sie sind krank, Pater Cussane«, sagte sie ernst. »Schwer krank.«
      Er lächelte milde. »Sie haben übersinnliche Fähigkeiten und wissen daher

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