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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Prozedur. Augenblicklich stieg ihm der Geruch in die Nase, süßlicher Verwesungsgestank. Er lachte närrisch und sagte leise: »Mein Gott, Harry, du gehst in Stücke.«

      Er holte seine schwarze Weste und den weißen Stehkragen aus der Tasche und legte beides an. Zuletzt kam die Soutane. Tausend Jahre schien es her zu sein, seit er sie in Kilrea zusammengerollt und zuunterst in die Reisetasche gelegt hatte. Er schob einen vollen Patronenrahmen in die Stetschkin, steckte sie in eine Tasche, ein Ersatzmagazin in die andere, und stieg in den Wagen. Es begann zu nieseln. Kein Morphium mehr.
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    Der Schmerz würde seine Sinne scharf halten. Er schloß für einen kurzen Moment die Augen und schwor sich, die Beherrschung zu wahren.

      Brana Smith saß in ihrem Wohnwagen am Tisch und hatte einen Arm um Morag gelegt, die ununterbrochen weinte.

      »Bitte wiederholen Sie nur, was er genau gesagt hat«, meinte Devlin.
    »Oma…«, begann das Mädchen.

      Die Alte schüttelte den Kopf. »Sei still, mein Kind.« Dann wandte sie sich zu Devlin. »Er sagte, er hätte vor, den Papst zu erschießen, und zeigte mir die Pistole. Dann gab er mir eine Londoner Telefonnummer und sagte, ich sollte diesen Ferguson anrufen.«

    »Und was sollten Sie ihm ausrichten?«
    »Cussane würde in der Kathedrale von Canterbury sein.«

    »War das alles?«
    »Reicht das nicht?«
      Devlin wandte sich an Susan Calder, die an der Tür stand. »Gut, wir fahren am besten gleich wieder zurück.«
      Sie öffnete die Tür. »Und was wird aus Morag?« fragte Brana Smith.
      »Das hängt von Ferguson ab.« Devlin zuckte die Achseln. »Ich will sehen, was ich machen kann.«

      Er wandte sich nach draußen, aber sie rief hinter ihm her: »Mr. Devlin?« Er drehte sich um. »Er ist am Sterben.«

    »Am Sterben?«
    »Ja, an einer Schußwunde.«
      Er ging hinaus, nahm keine Notiz von den neugierigen Schaubudenleuten und stieg neben Susan Calder ein. Als sie anfuhr, verständigte er übers Funkgerät im Wagen das Polizeipräsidium Canterbury und ließ sich zu Ferguson durchstellen.
    »Hier gibt’s nichts Neues«, erklärte er dem Brigadier. »Die
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    Nachricht war für Sie bestimmt und ganz eindeutig: er beabsichtigt, in der Kathedrale von Canterbury zu sein.«
    »Frechheit!« sagte Ferguson.

      »Noch etwas. Er ist am Sterben. Offenbar an einer Infektion, die nach dem Schuß, der ihn auf dem Hof der Mungos erwischte, einsetzte.«
    »War das Ihr Schuß?«
    »Ja.«

      Ferguson holte tief Luft. »Gut, dann kommen Sie so schnell wie möglich hierher zurück. Der Papst muß bald eintreffen.«

      Stokely Hall war einer der schönsten Herrensitze aus der Tudorzeit in England, und die Stokelys gehörten zu der Handvoll englischer Aristokratenfamilien, die nach Heinrich VIII. und der Reformation dem katholischen Glauben treu geblieben waren. Was Stokely auszeichnete, war die Familienkapelle im Wald, die man vom Hauptgebäude aus durch einen Tunnel erreichte. Vielen Fachleuten galt sie als praktisch ältestes katholisches Gotteshaus in England. Der Papst hatte dem Wunsch Ausdruck gegeben, hier zu beten.
      Cussane lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück und überdachte die Lage. Der Schmerz bebte nun in ihm, sein Gesicht war eiskalt und schweißtriefend zugleich. Er fand mit Mühe eine Zigarette und begann sie anzuzünden, als er über sich Motorengeräusch hörte. Er stieg aus und blieb lauschend stehen. Einen Augenblick später flog über ihm der blauweiße Hubschrauber vorbei.
    »Sie sehen bedrückt aus, Sir«, sagte Susan Calder.
      »Gestern haben Sie mich noch Liam genannt. Jawohl, mir ist nicht wohl zumute. Cussanes Verhalten ergibt keinen Sinn.«
      »War das nicht schon immer so? Was macht Ihnen denn Kummer?«
    »Harry Cussane, über zwanzig Jahre lang ein guter Freund
von mir und der beste Schachspieler, dem ich je begegnet bin.«
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    »Und was war das Wesentlichste an ihm?«
      »Daß er mir immer noch drei Züge voraus war. Daß er die Fähigkeit hatte, meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was seine rechte Hand tat, während er mit der Linken erledigte, worauf es wirklich ankam. Was sagt Ihnen das unter den derzeitigen Umständen?«
      »Daß er nicht die Absicht hat, in die Kathedrale von Canterbury einzudringen. Dort herrscht der große Rummel. Und dort wird er von allen erwartet.«
      »Er schlägt also anderswo zu. Aber wie? Wo ist der Terminplan?«
    »Auf dem Rücksitz, Sir.«
      Er fand ihn und las

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