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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Bescheid.« Er holte tief Luft. »Es muß noch einiges klargestellt werden, ehe ich gehe. Morags Rolle in dieser Angelegenheit. Haben Sie etwas zu schreiben?«
    »Ja.«
      »Gut. Dann notieren Sie sich folgende Nummer.« Sie tat wie geheißen. »Verlangen Sie einen Mr. Ferguson – Brigadier Ferguson.«

    »Ist der von der Polizei?«
      »So ungefähr. Er würde mich für sein Leben gerne in die Finger kriegen. Sollte er nicht da sein, wird man wissen, wo er zu erreichen ist, vermutlich in Canterbury.«
    »Warum ausgerechnet dort?«

      »Weil ich nach Canterbury will, um den Papst zu erschießen.« Er holte die Stetschkin aus der Tasche. »Hiermit.«
      Sie schien zu schrumpfen, sich in ein Schneckenhaus zurückzuziehen. Selbstverständlich glaubte sie ihm, das konnte er sehen. »Aber warum denn?« flüsterte sie. »Er ist doch ein guter Mensch.«
      »Sind wir das nicht alle?« versetzte er, »oder waren wir es nicht wenigstens irgendwann einmal im Leben? Entscheidend ist folgendes: Sobald ich fort bin, rufen Sie Ferguson an und sagen ihm, ich sei unterwegs zur Kathedrale von Canterbury. Sagen Sie ihm außerdem, ich hätte Morag gezwungen, mir zu helfen. Erzählen Sie ihm, sie habe um ihr Leben fürchten müs

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    sen. Machen Sie ihm vor, was Sie wollen.« Er lachte. »Alles in allem sollte das zu ihrer Entlastung genügen.«
      Er griff nach seiner Tasche und ging zur Tür. »Wissen Sie eigentlich, daß Sie am Sterben sind?« fragte sie ihn ernst.
      »Aber sicher.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Die Tarot-Karte. ›Der Tod‹ bedeutet Erlösung, sagten Sie. Mein Tod bietet die Möglichkeit einer Wiedergeburt – die des Kindes da drinnen. Alles andere ist unwichtig.« Er öffnete die Tasche, nahm das Bündel Fünfzig-Pfund-Noten heraus und warf es auf den Tisch. »Das ist für Morag. Ich brauche es jetzt nicht mehr.«

      Dann ging er hinaus. Die Tür fiel zu. Sie blieb sitzen, hörte, wie der Wagen angelassen wurde und wegfuhr. Lange verharrte sie so, dachte an Harry Cussane. Sie hatte ihn sympathischer gefunden als die meisten anderen Männer, denen sie begegnet war, aber den Tod in seinen Augen gesehen, schon beim ersten Zusammentreffen. Nun mußte sie an Morag denken.
      Ein Geräusch von nebenan, wo das Mädchen schlief – etwas rührte sich leise. Die alte Brana sah auf die Uhr. Halb neun. Sie faßte einen Entschluß, stand auf, verließ leise den Wohnwagen, eilte über den Rummelplatz zur Telefonzelle und wählte Fergusons Nummer.
      Devlin saß mit Susan Calter in Canterbury im Hotel beim Frühstück, als er ans Telefon gerufen wurde. Er kam sehr rasch wieder.
      »Das war Ferguson. Cussane ist aufgetaucht, oder zumindest seine Freundin. Wissen Sie, wo Maidstone ist?«
      »Ja, Sir. Kann von hier nicht mehr als sechzehn oder siebzehn Meilen entfernt sein. Im äußersten Fall zwanzig.«

      »Dann nichts wie los«, sagte er. »Nun bleibt keinem von uns mehr viel Zeit.«

      In London hatte der Papst früh die Nuntiatur verlassen, um im Digby-Stuart-College über viertausend Gläubige zu besuchen: Mönche, Nonnen und Priester, Katholiken und Anglika

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    ner. Viele stammten aus geschlossenen Orden und kamen zum ersten Mal seit Jahren in die Außenwelt. Alle waren tief bewegt, als sie in Gegenwart des Heiligen Vaters ihr Gelübde erneuerten. Anschließend begab er sich mit einem von British Caledonian Airways zur Verfügung gestellten Hubschrauber nach Canterbury.

    Stokely Hall war von einer hohen Mauer aus roten Ziegeln umgeben, errichtet zur Zeit der Königin Viktoria, als die Familie noch Geld hatte. Auch das Pförtnerhaus am gewaltigen schmiedeeisernen Tor stammte aus dieser Epoche, doch der Architekt hatte sich alle Mühe gegeben, es dem frühen TudorStil des Hauptgebäudes anzugleichen. Als Cussane auf der Landstraße vorbeifuhr standen zwei Polizeifahrzeuge am Tor, und ein uniformierter Kradfahrer, der eine Meile lang hinter ihm gelegen hatte, bog ab.

      Cussane fuhr weiter, hatte die Umfassungsmauer zu seiner Linken, baumgesäumt. Außer Sichtweite des Tores suchte er die gegenüberliegende Straßenseite ab und entdeckte schließlich ein Holzgatter und einen Weg, der in den Wald führte. Er fuhr rasch hinüber, stieg aus, öffnete das Gatter, hielt nach einer kurzen Strecke auf dem Waldweg an. Dann ging er zurück; schloß das Gatter und wandte sich wieder zum Wagen.

      Er zog Regenmantel, Jackett und Hemd aus, wegen des schlimmen Armes eine umständliche

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