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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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es eine flache Pappschachtel hielt, blaugefroren waren.

      »Guten Tag, Pater«, sagte das Mädchen. »Kaufen Sie mir einen Klatschmohn ab?«

      »Armes Kind, an so einem Tag gehörst du nach Hause.« Er nahm eine Münze aus der Tasche, ließ sie in die Sammelbüchse gleiten und nahm sich eine rote Papierblume. »Mohn, wie er auf Flanderns Schlachtfeldern wuchs, zum Andenken an unsere heldenhaften Kriegstoten«, erklärte er Kelly.

      »Aha.« Kelly wandte sich um und sah, wie das kleine Mädchen ihm schüchtern eine Blüte hinhielt. »Auch ein Mohn für Sie, Sir?«

    »Warum nicht?«
      Es steckte ihm die Blume an den Regenmantel. Kelly schaute kurz aus dunklen Augen in das abgespannte Gesichtchen und fluchte dann leise vor sich hin. Er nahm eine lederne Brieftasche aus der Innenseite seines Regenmantels, öffnete sie, zog zwei Pfundnoten heraus. Das Mädchen starrte sie erstaunt an. Er rollte sie zusammen und steckte sie in die Sammelbüchse. Dann nahm er ihm sanft die Pappschachtel mit den Blumen aus den Händen. »Geh nach Hause«, sagte er leise. »Wärm dich auf. Wirst bald merken, wie kalt die Welt ist, Kleines.«

    6
      Ihr Blick verriet Verwirrung, Unverständnis. Das Mädchen drehte sich um und rannte weg.
      Der alte Priester sagte: »Ich war selbst an der Somme dabei, aber dieser Verein da« – er machte eine Kopfbewegung zu der Menge am Mahnmal hin – »würde das am liebsten vergessen.« Beim Weitergehen schüttelte er den Kopf. »So viele Tote. Ich hatte nie Zeit zu fragen, ob ein Mann Katholik oder Protestant war.«

      Er blieb stehen und warf einen Blick über die Straße. Auf einem verblaßten Schild stand Murphy’s Select Bar. »So, da wären wir. Was fängst du damit an?«
      Kellys Blick fiel auf die Pappschachtel mit den Papierblumen. »Weiß der Herrgott.«

      »Tut er meiner Erfahrung nach auch.« Der Alte zog ein silbernes Etui aus der Tasche und nahm sich eine Zigarette, ohne Kelly eine anzubieten. Er stieß Rauch aus, hustete. »Als junger Priester besuchte ich einmal eine alte katholische Kirche in Studley Constable in Norfolk. Dort gab es ein bemerkenswertes Fresko von einem unbekannten Meister des Mittelalters: der Tod in schwarzem Mantel und Kapuze, der gekommen war, seine Ernte einzufordern. Heute sah ich ihn wieder, in meiner eigenen Kirche. Der einzige Unterschied war, daß er einen Filzhut aufhatte und einen alten Regenmantel trug.« Er fröstelte jäh.
      »Gehen Sie heim, Pater«, sagte Kelly sanft. »Hier draußen ist es zu kalt für Sie.«
    »Ja«, erwiderte der Alte. »Viel zu kalt.«
      Er eilte fort, als die Kapelle einen neuen Choral anstimmte. Kelly drehte sich um, ging die Stufen zum Eingang von Mur phy’s Bar hoch und stieß die Tür auf. Er fand sich in einem langen, schmalen Raum, an dessen Ende ein Kohlenfeuer brannte. Im Lokal standen mehrere Tische und Stühle aus Gußeisen, an der Wand eine Bank. Die Theke war aus dunklem Mahagoni mit Marmorplatte und einer Fußstütze aus Messing.
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    Die übliche Flaschenbatterie stand aufgereiht vor einem großen Spiegel, von dessen Rahmen das Blattgold abblätterte. Gäste waren keine anwesend, der Wirt stand allein beim Bierausschank, ein massiger, fast kahler Mann mit Speckfalten im Gesicht und Flecken an seinem kragenlosen Hemd.

      Er warf Kelly einen Blick zu und musterte die Schachtel mit den Blumen. »Ich hab’ schon eine.«
      »Geht uns doch allen so, oder?« Kelly stellte die Schachtel auf einen Tisch und lehnte sich an die Theke. »Wo sind denn alle Mann?«

      »Auf dem Platz beim Gedenkgottesdienst. Das ist hier eine Protestanten-Stadt, mein Sohn.«
    »Und woher wissen Sie, daß ich keiner bin?«

      »Nach fünfundzwanzig Jahren als Wirt? Mach mal halblang. Was darf’s sein?«
    »Bushmills.«

      Der Dicke nickte beifällig und griff nach einer Flasche. »Ein Mann mit gutem Geschmack.«

    »Sind Sie Murphy?«
      »So nennt man mich.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Sie sind nicht von hier.«

      »Nein, ich sollte mich hier mit einem Freund treffen. Vie lleicht kennen Sie ihn?«

    »Wie heißt er denn?«
    »Cuchulain.«
      Das Lächeln verschwand spurlos aus Murphys Gesicht. »Cuchulain«, flüsterte er.
    »Der letzte der Schwarzen Helden.«

    »Mein Gott, habt ihr Jungs einen Sinn fürs Melodramati

    8
    sche«, sagte Murphy. »Wie in einem schlechten Fernsehspiel. Man hat dir gesagt, du sollst keine Waffe tragen.«
    »Tu ich auch nicht.«

      »Gut.«

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