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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Stimme sagte auf englisch: »Hals- und Beinbruch, wer Sie auch sein mögen. Sie haben es verdient«, und die Harrier, die ihren Aktionsradius wohl schon überschritten hatte, drehte ab zu den Falklandinseln.
      Gabrielle saß völlig übermüdet im Einsatzraum und döste ab und zu gegen ihren Willen ein. Dona Elena und Lami Dozo standen am Fenster und rauchten.
    »Mein Sohn ist ein Narr«, sagte sie. »Wissen Sie das?«

      »Natürlich, aber ich danke Gott, daß es Narren wie ihn gibt. Es ist gut für uns andere, wenn wir uns gelegentlich schämen müssen.«

      Die Tür wurde geöffnet, und der junge Oberleutnant hastete herein. Dozo riß ihm den Funkspruch aus der Hand und las.

      »Wir haben noch eine Skyhawk verloren, aber es ist nicht Rauls Maschine. Achtzig Kilometer weit draußen.«
      Gabrielle setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Etwas Neues?«
      »Ja«, sagte Lami Dozo. »Dona Elena wird es Ihnen sagen. Sie bleiben am besten hier.« Er machte die Tür auf und ging hinaus.
      Die Skyhawk flog in fünfhundert Fuß Höhe an, und der Wind pfiff durch das zerschmetterte Cockpit. Raul Montera bot mit seinem blutverschmierten Gesicht, das von zahlreichen Perspexsplittern zerschnitten war, und dem ebenfalls rot gefärbten Ärmel seines Fliegeranzugs einen beängstigenden Anblick. Er hielt den Steuerknüppel umklammert und lächelte starr vor sich

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    hin, als er den Stützpunkt sah. »Bring mich sicher runter, Gabrie lle«, betete er laut. »Laß mich nicht im Stich.« Dann sah er die Pistenbefeuerung im grauen Morgenlicht aufblitzen.

      Lami Dozo stand mit einem Feldstecher vor den Augen im Kontrollturm. Raul Monteras Stimme klang brüchig. »Ich gehe sofort runter. Keine Zeit für Landeformalitäten.«
      Dozo beobachtete, wie die Skyhawk beinahe die Gebäude am nördlichen Pistenende streifte. Montera sah die Fahrzeuge, die insektengleich vom Kontrollturm in seine Richtung ausschwärmten. Die Skyhawk drohte abzuschmieren. Er gab noch einmal Saft und machte dann die schlimmste Landung seiner Karriere, hüpfte zweimal wieder hoch, ehe er richtig Bodenkontakt hatte, und schleuderte um die eigene Achse, fegte das Wasser auf der Piste in einem sprühenden Schleier vor sich her.

      Er blieb mit gesenktem Kopf sitzen und hörte die Stimmen und fühlte die Hände, die ihn behutsam aus der Kanzel hoben. Er machte die Augen auf, sah die Gesichter, viele Gesichter, darunter das von Lami Dozo.
      Er lächelte: »Zwei Ohren und ein Schwanz, ja, General?« Dann verlor er das Bewußtsein.
      So ging es zu Ende. Die Argentinier legten in Port Stanley die Waffen nieder, und in Buenos Aires ließen aufgebrachte Menschenmengen keinen Zweifel daran, daß Galtieris Tage als Regierungschef gezählt waren. In Westminster City erhob sich die Premierministerin von ihrem Platz im Unterhaus, um den versammelten Parlamentariern den britischen Triumph in einem der erstaunlichsten Waffengänge seit dem Zweiten Weltkrieg offiziell bekanntzugeben.
      Gabrielle und Dona Elena warteten im Hospital der barmherzigen Schwestern in Buenos Aires vor Monteras Zimmer. Endlich ging die Tür auf, und der Chefchirurg kam heraus. Sie standen auf.

    »Nun?« fragte Dona Elena. 228
      »Sieht böse aus, aber er wird es schaffen. Selbstverständlich muß er seinen Beruf an den Nagel hängen. Er wird nie wieder eine Düsenmaschine fliegen können. Sie dürfen jetzt zu ihm.«

      Gabrielle sah Dona Elena fragend an, und diese läche lte. »Ich habe meinen Sohn wieder. Für lange, lange Zeit. Sie gehen als erste. Ich kann warten.«
      Als Gabrielle das Zimmer betrat, saß er aufgestützt im Bett, und die Schnittwunden in seinem Gesicht hatten sich durch irgendeine Tinktur purpurrot gefärbt. Sein linker Arm steckte in einem Gipsverband, und unter der Decke zeichnete sich ein konisches Gebilde ab, das sein verletztes Bein schützte. Sie trat an sein Bett, ohne etwas zu sagen, und als ob er ihre Anwesenheit gespürt hätte, schlug er die Augen auf und lächelte.

    »Du siehst ja schrecklich aus«, sagte sie.
      »Wird schon werden, keine Sorge. Der Arzt hat gesagt, ich wurde bald wieder imstande sein, Geige zu spielen. Sehr lustig. Verstehst du, ich kann nämlich gar nicht Geige spielen.«
      Und dann war sie neben dem Bett auf den Knien, drückte das Gesicht an seines und lachte und weinte gleichzeitig.

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