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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
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Recherche vortragen. Die Kollegen schauten ein wenig irritiert, als er sich – offenbar vor Aufregung – von seinem Stuhl erhob und sich der Runde wie ein Fremder vorstellte. Born reagierte auf die komische Einlage mit einem netten Lachen und bat ihn, sich wieder zu setzen.
    Â»Als Erstes habe ich bei Opfer Nummer eins die Verbindungsdaten des Festnetzanschlusses überprüft.« Mit gerötetem Kopf blickte Niemann von seinem Notizblock auf. »Wöchentlich waren es nicht mehr als drei oder vier eingehende und ausgehende Anrufe. Meistens hat sie mit Simon Patenstein gesprochen. So auch am Mordabend. Offenbar, um ihm abzusagen. Ab und zu hat sie auch mal mit dem Kartenservice der Oper und diversen Restaurants telefoniert. Und was ihr Handy betrifft: Die Nummer braucht ihr nicht mehr zu erfragen. Die habe ich schon herausbekommen.« Als Niemann fortfuhr, schwang ein Quäntchen Stolz in seiner Stimme mit. Ȇber das Fitnessstudio, wo ihr auch nach der Nummer hättet fragen können. Selma Tassen hat dort bei der Anmeldung neben ihrer Festnetznummer auch ihre Mobilnummer angegeben. Wie ich herausgefunden habe, ist das Handy mit einer Prepaidkarte ausgestattet. Am Morgen vor der Tat hat sie im Fitnessstudio diesen ominösen Anruf erhalten. Leider kann der keiner bestimmten Person zugeordnet werden. Er kam aus einer Telefonzelle am Bahnhof.«
    Â»Und wie sieht’s bei Martha Rosen in Sachen Telefon aus?«, wollte Michaela Jones wissen.
    Â»Martha Rosen nutzte den privaten Festnetzanschluss in der Freiherr-vom-Stein-Straße gemeinsam mit ihrem Mann. Eine Sisyphusarbeit, herauszufiltern, welche der Telefonate allein auf ihre Kappe gingen. Am Tatabend hat sie allerdings nur einen einzigen Anruf vom Handy ihres Mannes erhalten.«
    Â»Gab’s Übereinstimmungen? Also Nummern, die von beiden Opfern gewählt wurden oder bei ihnen eingegangen sind?«, erkundigte sich Born, während er ein viertes Pfefferminzbonbon aus seinem Papierchen wickelte.
    Â»Das ist wohl die Frage, die alle am meisten interessiert. Die Antwort ist aber leider frustrierend. Auf den Verbindungslisten findet sich kein einziger Anschluss, mit dem beide Opfer kommunizierten. Das war’s so weit von meiner Seite.«
    Born lobte die gute Arbeit, die Niemann geleistet hatte. Anscheinend weiß er um die Bedeutung eines Lobs, dachte Mannfeld. Gestern, als er sie angerufen und ihr von Martha Rosens Facebook-Seite berichtet hatte, war zwischen den Zeilen deutlich herauszuhören gewesen, wie gern er selbst eines für seine investigative Tat von ihr erteilt bekommen hätte. Doch sie hatte sich mit der Anerkennung zurückgehalten, zumal ihr schleierhaft war, wie dieses Facebook-Profil die Ermittlungen auch nur einen Schritt weiterbringen sollte.
    Als letztes Ermittlerteam präsentierten Tamer Kemeröz und Holger Thomalla ihre Rechercheergebnisse. Zum Zeitpunkt, da man seine Ehefrau ermordet hatte, befand sich Edgar Rosen tatsächlich auf der Rückreise aus Berlin. Auch für die Nacht, in der Selma Tassen im Sheraton das Genick gebrochen worden war, besaß er ein wasserdichtes Alibi. Den gesamten Abend über hatte er in seiner Stammkneipe mit Freunden Skat gespielt.«
    Â»Und der zweite Spezialauftrag, den ich euch erteilt habe?«
    Tamer Kemeröz musste kurz husten, bevor er antworten konnte, dass Martha Rosen keinem der im Fitnessstudio Befragten bekannt gewesen war.
    Â»Okay«, sagte Born und stützte sich mit beiden Händen auf dem Pult ab. »Zum Schluss möchte ich noch kurz zusammenfassen, was bei der kriminaltechnischen Untersuchung am Lohrberg und der Obduktion von Martha Rosen im Detail rausgekommen ist. Das Labor bestätigt, dass der Fundort nicht identisch mit dem Tatort ist. Kunstfasern, wie sie Fahrzeughersteller zum Auskleiden von Kofferräumen verwenden, hafteten an der Kleidung der Toten. Und davon, dass der Täter die Leiche in einem engen Raum oder in einer Art Kiste transportiert haben muss, geht auch Professor Bloch aus. Die Lage der Totenflecke, sagte er, sei typisch dafür. Was die Todesursache anbelangt: Auch da trifft unsere Vermutung zu. Martha Rosen starb durch Gewalteinwirkung mit einem stumpfen Gegenstand gegen den Kopf. Geschlechtsverkehr hatte sie vor ihrem Tod keinen.«
    Â»Und der Mageninhalt?«, meldete sich Sven Niemann zu Wort.
    Â»Der wurde natürlich auch analysiert«, sagte Born und lächelte. »Im Fall Martha

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