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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
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erlaubt?«
    Â»Ja, ich habe es dem Detektiv gestattet.«
    Â»Dem Detektiv?«, hakte Mannfeld nach. »Was haben Sie denn mit einem Detektiv zu schaffen?«
    Â»Ich habe ihn engagiert.«
    Â»Darf ich fragen, zu welchem Zweck?«
    Â»Um den Tod meines Vaters aufzuklären.«
    Auf ihre erneute Nachfrage berichtete Bruckner von einem Ferienhaus in Kahl und dass sein Vater dort im August 2005 in den See gestürzt und ertrunken war. Viele Jahre habe er fest an die Version des tragischen Unfalls geglaubt, bis seine Mutter auf dem Sterbebett andeutete, der Vater sei damals von jemandem ins Wasser gestoßen worden.
    Â»Sagten Sie nicht, dass Ihr Vater schon vor Jahren ertrunken ist?«
    Â»Ja, das sagte ich«, antwortete Bruckner und schaute sie mit seinem seltsam starren Blick an.
    Â»Aber warum hat Ihre Mutter so lange gewartet, bis sie das mit dem In-den-See-Stoßen sagte?«
    Â»Das Gleiche habe ich mich auch schon gefragt.«
    Born klinkte sich ins Gespräch ein. »An welche Detektei haben Sie sich gewandt?«, fragte er.
    Â»Es ist keine richtige Detektei, sondern ein kleiner Ein-Mann-Betrieb in Bad König. Der Inhaber heißt Jonas Fremden. Warten Sie, seine Karte müsste hier irgendwo auf dem Tischchen liegen.«
    Born starrte eine gefühlte Ewigkeit stumm auf die Visitenkarte, bevor er den Kopf hob und fragte: »Wie alt ist der Mann?«
    Â»Etwa so alt wie Sie, vielleicht ein paar Jahre älter.«
    Â»Und warum haben Sie ausgerechnet den engagiert?« Born betonte das »den«, als würde er nicht von einem Provinzdetektiv, sondern von einem Kinderschänder, Vergewaltiger oder dem Teufel persönlich sprechen.
    Â»Mein Vater war mit seinem Onkel befreundet. Der war Detektiv, und Vater hat große Stücke auf ihn gehalten. Als ich nach Bad König fuhr, um ihn zu engagieren, wusste ich nicht, dass besagter Onkel mittlerweile nicht mehr lebt. Auch nicht, dass sein gleichnamiger Neffe die Detektei übernommen hat. Mir gegenüber gibt er sich als erfahrener Detektiv aus. Dass er nicht der richtige Jonas Fremden ist, wurde mir aber erst klar, als ich mich beim Amt über ihn erkundigt habe. Doch es stört mich nicht, dass er mich ein bisschen an der Nase herumführt. Im Gegenteil, ich finde das Spielchen, das er da treibt, sogar ziemlich amüsant und traue ihm durchaus zu, dass er noch herausfindet, wie Vater ums Leben kam.«
    Mannfeld fragte sich, ob sie an Bruckners Stelle eine ebenso tolerante Haltung einnehmen könnte.
    Â»Und hat dieser falsche Jonas Fremden etwas Interessantes in der Hinterlassenschaft Ihrer Mutter gefunden?«, erkundigte sich Born, der die Visitenkarte noch nicht aus der Hand gelegt hatte.
    Â»Ja, ein absolut scheußliches Bild, das Mutter gemalt hat und auf dessen Rückseite sich eine merkwürdige Notiz befindet.«
    Â»Können wir das bitte mal sehen?«
    Während Bruckner durch eine weiß lackierte Flügeltür im Nebenzimmer verschwand, dachte Mannfeld an ihre Hypothese, Amelie Bruckners Krebstod könnte der Startschuss zum Töten gewesen sein – und daran, dass das zwar nach wie vor zutreffen, aber nur ein Teil der Wahrheit sein könnte. Vielleicht gab es ja einen Zusammenhang zwischen den Morden an den drei Frauen und dem Jahre zurückliegenden tödlichen Sturz in den See?
    Bruckner kehrte zurück. »Hier, bitte.« Er hielt den Bogen nur mit zwei Fingern, als würde er ein gebrauchtes Taschentuch in Händen halten.
    Das mit dem Titel »Hungrige Muschi« versehene Bild zeigte eine glatt rasierte Vagina, die eine Gruppe von Strichmännchen »verschlang«. Angewidert drehte Mannfeld die Zeichnung um. Und tatsächlich, auf der Rückseite des Blatts befand sich ein handschriftlicher Vermerk: »Kamera aus Ferienhaus verschwunden. Drama! Verlust bemerkt am 21.   11.   11.«
    Â»Anscheinend hat die Kamera Ihrer Mutter viel bedeutet. Wissen Sie, weshalb?«
    Â»Da fragen Sie mich leider zu viel. Mutter hat die Kamera mir gegenüber niemals erwähnt.«
    Â»Halten Sie es für möglich, dass noch Foto- oder Filmmaterial darauf gespeichert war?«
    Diese Frage beantwortete Bruckner mit einem Schulterzucken.
    * * *
    Als er die Augen aufschlug, standen die Zeiger des Weckers auf neun Uhr dreißig. Vergangene Nacht hatte er seit Langem wieder von Felix geträumt. Gähnend stemmte er sich von der Matratze hoch.
    In sitzender

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