Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Sandy der Schlange herunterzuspielen. Wieso hatte er sich nicht einfach eine harmlose, aber überzeugende Lüge ausdenken können? Irgendetwas, das DI Insch besänftigt hätte, ohne zugleich Steel reinzureiten? Er stöhnte. Sie würde ihn umbringen.
    Als er endlich aus der Dusche stieg und in saubere Klamotten schlüpfte, war die Wohnung schon angenehm warm, aber von Jackie war immer noch nichts zu sehen. Fünfzehn Minuten später kam sie hereingepoltert, halblaut vor sich hin fluchend und beladen mit einem halben Dutzend prallvoller Plastiktüten. »Schon mal versucht, mit ’nem Gipsarm einzukaufen? Tu’s lieber nicht, ist echt die Hölle.« Sie erstarrte, als ihr Blick auf die Vase fiel, die hinter ihm auf dem Küchentisch stand. »Du hast Blumen gekauft?«
    »Und Sekt. Na ja, nicht direkt Sekt – aber dieses australische Zeug soll auch ganz gut sein.«
    Jackie lächelte. »Weißt du was, Mr. McRae, manchmal bist du gar nicht so übel.« Sie stellte ihre ganzen Tüten auf den Teppich, schlang die Arme um seinen Hals – wobei sie ihm aus Versehen mit dem Gips eine Kopfnuss versetzte – und drückte ihm einen dicken, feuchten Schmatz auf die Lippen. Logan fing schon mal an, ihre Bluse aufzuknöpfen, öffnete sie weit, um sich am Anblick ihres entblößten –
    »Was zum Teufel ist denn das?« Er trat einen Schritt zurück, den Blick voller Entsetzen auf die gewaltige Konstruktion aus extrastarker Spitze gerichtet, die Jackies Brüste einschloss. »Ich dachte, du wolltest dir bloß ein paar neue BHs und Slips kaufen – das Ding da sieht ja aus wie die Eisenbahnbrücke über den Forth!«
    »Das hier«, erwiderte sie und ließ voller Stolz den BH-Träger schnalzen, »ist der Triumph Doreen – der meistverkaufte BH der Welt. Gewöhn dich dran.«
    Logan zuckte zurück. »Hast du ernsthaft vor, das Teil da zu tragen?«
    »Hey, willst du vielleicht, dass meine Titten rumhüpfen wie Melonen in einer nassen Socke, wenn ich hinter irgendeinem Mistkerl herjage? Bis sie am Ende ganz schlaff und ausgeleiert sind? Willst du, dass ich einen Hängebusen kriege? Willst du das wirklich?« Logan musste zugeben, dass er das in der Tat nicht wollte. Er versuchte, nicht an den Monster-BH zu denken, als er sie fest an sich zog und sie küsste.
    Jackie schloss die Augen, schmiegte sich an ihn, genoss die Wärme ihrer eng umschlungenen Leiber – und merkte gar nicht, dass Logans Blick zu dem kleinen roten Licht abgeschweift war, das am Anrufbeantworter blinkte. Das ihm boshaft zublinzelte wie das unerbittliche Auge des schlechten Gewissens.

29
    Der Wald war tief und finster; nur dünne Streifen Himmel schimmerten schwach zwischen den Bäumen hindurch, deren Farbe allmählich von Mattsilber zu Friedhofsschwarz wechselte. Ein rasselndes Geräusch hallte über die kleine Lichtung, ein blubbernder, ungesund klingender Husten. Das Blut troff ihm aus dem Mund, und mit leisem Erstaunen begriff Colin Miller, dass er selbst es war, der da gehustet hatte. Er war irgendwo anders gewesen … irgendwo, wo es dunkel und warm war, aber jetzt war er wieder da. Krampf in den Beinen, Krampf in den Schultern, der ganze Rest taub. In einer Minute würde er aufstehen. Gleich, sobald das komische Gefühl sich gelegt hatte. Sobald seine Schultern und Beine nicht mehr wehtaten. Sobald … Dunkelheit.
    Weiße und gelbe Funken explodierten in seinem Kopf, er wurde nach hinten gerissen, der Klappstuhl kippte um, und er fiel rücklings ins Gras, immer noch mit Armen und Beinen an den Stuhl gefesselt. Er konnte sich nicht bewegen. Und dann fingen die richtigen Schmerzen an – nicht der Krampf, das war gar nichts im Vergleich dazu. Das brannte wie Feuer! Als ob jemand seine Hände mit einer Lötlampe bearbeitete. Sie verbrannten ihm die Hände! Er machte den Mund auf und schrie.
    »’n Abend, junger Mann. Schön zu sehen, dass Sie wach sind.« Eine Pause, angefüllt mit Colin Millers Schreien, und dann: »Heb ihn auf, Greg, sei so gut. Und sieh zu, ob du ihn nicht dazu bringen kannst, den Mund zu halten.«
    Riesige Pranken packten Colin vorne am Hemd und zerrten ihn hoch, bis der Klappstuhl wieder stand. Er schrie erneut, doch etwas Hartes schlug gegen seine Wange, und der Geschmack von frischem Blut füllte seinen Mund. Der Schrei erstarb zu einem Wimmern.
    Aus der tiefer werdenden Dunkelheit tauchte ein Gesicht auf: kurz geschorene helle Haare, makelloses Gebiss, Augen wie in Marmor gehauene Höhlen. »Na bitte, war doch gar nicht so schlecht für den

Weitere Kostenlose Bücher