Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
schreiben, und alles nur wegen dieses verdammten PR-Artikels über Malk the Knifes verfluchtes Bauprojekt. Schlimm genug, dass Malkie überhaupt seine Psychopathen aus Edinburgh raufgeschickt hatte, um ihn zu bearbeiten, damit er das Ding schrieb; aber dass die Zeitung ihm jetzt nichts Anspruchsvolleres mehr anvertrauen wollte als irgendeinen Scheiß über Handarbeitsbasare und Hundeausstellungen, das war die eigentliche Katastrophe. Und die eine gute Story, die er hatte, die ihn aus diesem Schlamassel retten könnte, war genau die eine, die er nicht veröffentlichen durfte.
Colin richtete sich auf und starrte finster zu den dräuenden Wolken hinauf. Er sollte den Job einfach hinschmeißen. Ein Buch schreiben. Irgendwas Blutrünstiges mit jeder Menge Mord und Sex und Totschlag. Scheiß auf dieses Käseblatt mit seinen seichten Klatschgeschichten. Er würde Champagner schlürfen und Kaviar löffeln! Er brauchte die P & J nicht, die Zeitung brauchte ihn …
Er seufzte und sackte ein wenig in sich zusammen, als er die Last der neuen Verantwortung auf seinen Schultern spürte. Er log sich doch nur selbst in die Tasche – er konnte es sich gar nicht leisten, seinen Job zu verlieren. Nicht mehr, seit –
»Ach, sieh mal einer an, wenn das nicht Colin Miller ist, unser Ass von der Presse!« Edinburgher Akzent, tiefe Stimme, direkt hinter ihm.
Colin fuhr herum und sah Brendan Sutherland alias »Chib der Schlitzer« lässig an einem dicken silberfarbenen Mercedes lehnen. Ach du Scheiße, auch das noch! »Äh … Mr. Sutherland … schön, Sie wiederzusehen …«
Chib schüttelte betrübt den Kopf. »Das glaube ich kaum, Colin. Ich fürchte, es wird alles andere als schön werden. Wie wär’s mit einer kleinen Spritztour? Wir können meinen Wagen nehmen.«
»Ich … äh …« Er trat ein paar Schritte zurück, die Laptoptasche wie einen Schild vor der Brust, und stieß gegen eine Mauer. Die Mauer entpuppte sich als Chibs Kumpel, der direkt hinter ihm stand. »Ich kann nicht, ich habe –«
Chib hob mahnend den Zeigefinger. »Ich bestehe darauf.«
Zwei riesige Hände packten Colins Oberarme und zwangen ihn in den parkenden Wagen. Er rutschte hinüber auf die andere Seite und tastete nach dem Griff, aber die Tür blieb verschlossen – die Kindersicherung war drin. Als er sich umblickte, sah er Chib zu ihm auf den Rücksitz steigen, und dann fiel die Tür mit einem satten Geräusch ins Schloss. »So«, sagte der Mann, den er einen Edinburgher Flachwichser mit Größenwahn genannt hatte, und zog eine Geflügelschere aus der Jackentasche. Die gebogenen Klingen funkelten im grauen Abendlicht. »Mein Partner wird uns jetzt an einen ruhigen Ort fahren, wo wir schön unter uns sind. Ich muss Ihnen nämlich ein paar Fragen stellen, und es könnte ziemlich laut werden, wenn Sie zu schreien anfangen.«
Zwanzig vor sieben, und Logan verließ im Laufschritt das Präsidium. Zuerst zu Marks and Spencer, um einen Strauß scharlachrote Rosen zu kaufen, dann zum zweiten Mal an diesem Tag in den Weinladen: eine Flasche Sparkling Chardonnay aus der Kühlvitrine. Und dann im Sprint um die Ecke und die Marischal Street runter – Ankunftszeit an der Haustür dreißig Sekunden vor der Zeit. Völlig außer Atem schloss er auf, schleppte sich keuchend die Treppe hinauf und betrat die Wohnung wenige Sekunden, nachdem es sieben geschlagen hatte.
Totenstille.
Irgendwie hatte er gedämpftes Kerzenlicht erwartet, romantische Musik und den Duft von irgendeiner Köstlichkeit, die auf dem Herd köchelte. Er machte einen raschen Rundgang durch die Wohnung, doch alle Zimmer waren kalt und leer. »Mist.« Er legte den Chardonnay in den Kühlschrank, steckte die Rosen in eine staubige Vase und drehte die Heizung auf. Es klonkte und ratterte in den Rohren, während er sich auszog und in die Dusche stieg. Von der idiotischen Rennerei war er nass geschwitzt. Er hörte das Telefon klingeln, während er mit der Shampooflasche kämpfte, aber er ließ den Anrufbeantworter drangehen. Was immer es war, es konnte warten. Und in diesem Moment schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht DI Steel sein könnte, die sich bei ihm bedanken wollte, weil er sie bei Insch verpfiffen hatte. Weil er sie ins offene Messer hatte laufen lassen. Und das nach allem, was sie für ihn getan hatte – was bis gestern noch lachhaft wenig gewesen wäre, aber da hatte die Interne Dienstaufsicht sich auch noch nicht sämtliche Beine ausgerissen, um die Beschwerde von
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