Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
bestätigen, oder?«
Er warf seiner Frau einen flehenden Blick zu, doch sie sank nur kraftlos auf die Couch zurück und starrte ihn entsetzt an. »O mein Gott! Ich war die ganze Woche bei meiner Mutter! Er war allein im Haus! Dann bist du das – gib’s zu! Du bist dieser Mann, von dem die Zeitungen schreiben!«
»Suzanne! Es ist nicht so, wie es scheint, ich schwör’s! Ich habe nichts getan!«
»Schon klar.« DI Steel lächelte. »Ach, übrigens, Mr. Ritchie, wo ist denn eigentlich Ihr schicker neuer Wagen?«
»Was? Der steht in der Garage … Ich habe nichts getan!«
»Tja, die Frage geben wir lieber mal an die Spurensicherung weiter, hm? Also, wie wär’s, wenn Sie jetzt freiwillig mit aufs Revier kommen – da können wir die ganze Sache dann in Ruhe klären. Wie klingt das?«
Seine Augen zuckten nach links und nach rechts, doch Logan versperrte ihm den Weg, und der Gartenausgang war von Polizisten gesichert. »Ich … Ich will zuerst mit meinem Anwalt sprechen.«
Steel machte »Ts-ts« und schüttelte missbilligend den Kopf. »Sorry, aber so läuft das nicht. Sie können freiwillig mitkommen oder in Handschellen, aber mitkommen tun Sie auf jeden Fall.«
Sobald sie wieder im Präsidium waren, wurde Mr. Ritchie in den Vernehmungsraum 5 gesteckt, mit einer schönen Tasse koffeinfreier brauner Brühe und einem grimmig dreinschauenden Constable. Die Spurensicherung hatte auf dem Beifahrersitz von Ritchies neuem Wagen blondierte Haare gefunden, die den in Holly McEwans Wohnung sichergestellten Proben auffallend ähnelten. Unten in der Einsatzzentrale fummelte DI Steel an ihrem BH-Träger herum, während Logan alles, was sie über Neil Ritchie hatten herausfinden können, an die Pinnwand hängte: vierunddreißig, verheiratet, keine Kinder; arbeitete als Logistiker bei einem der großen Ölkonzerne. Die einzigen dunklen Flecken auf seinem Führungszeugnis waren zwei Verwarnungen wegen Ansprechens von Prostituierten auf der Straße, die beide mehr als vier Jahre zurücklagen. Abgesehen davon war er ein richtiger Saubermann. Er hatte sogar ein »Teddybärenrennen« zugunsten der Archie Foundation organisiert – einer hiesigen Wohltätigkeitsorganisation, die Geld für kranke Kinder sammelte. Was die Ermittler sogleich dazu veranlasste, seinen Computer nach Kinderpornografie aus dem Internet zu durchsuchen.
»Gut«, sagte Steel, als Logan fertig war. »Dann wollen wir doch mal hören, was er zu seiner Verteidigung vorzubringen hat. Sie können den ›guten Bullen‹ spielen, wenn Sie wollen.«
»Was? Nein, das kann ich nicht.«
»Sie wollen der Böse sein? Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber Sie sind nicht gerade –«
»Nein, ich wollte sagen, ich kann die Vernehmung nicht machen.« Das war der Moment, vor dem Logan sich gefürchtet hatte. Es war schon zwanzig nach sechs – eine Vernehmung würde Stunden dauern, und Jackie hatte keinen Zweifel daran gelassen, was passieren würde, wenn er nicht um sieben zu Hause wäre.
»Sie machen wohl Witze? Wir haben das Schwein am Wickel, und Sie wollen beim Schlachtfest nicht dabei sein?«
»Doch. Ich wäre schon gerne dabei. Aber es geht nicht. Ich muss nach Hause.«
»Ahh.« Steel nickte weise. »Sie haben es versprochen, und es ist Ihnen wichtiger, dass sie Sie ranlässt. Verstehe. In Ordnung …« Sie verschränkte die Arme und reckte die Nase in die Luft. »Dann nehme ich eben DC Rennie mit. Dürfte eine wertvolle Erfahrung für ihn sein, der entscheidende Durchbruch in einem Fall wie diesem. Und Sie gehen schön vögeln.«
»So ist es nicht, ich –«
»Übrigens, waren Sie heute Morgen in der Beschwerdeabteilung?«
»Was?« Logan runzelte die Stirn, überrumpelt durch den plötzlichen Themenwechsel. »Abteilung für Beschwerden und Disziplinarangelegenheiten« war der Name der Dienststelle gewesen, bevor man sie in »Interne Dienstaufsicht« umgetauft hatte, was weniger sperrig und abschreckend klingen sollte. »Äh … ja, ich war dort.«
»Und die lassen Sie mit einer Verwarnung davonkommen, oder?«
»Na ja, es war irgendwie komisch – es klang fast so, als wollten sie die Sache auf sich beruhen lassen. Kein Verfahren.«
DI Steels Miene wurde plötzlich undurchdringlich. »Aha. Also, sagen Sie bloß nicht, dass ich nie was Nettes für Sie tue.« Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stapfte davon. Logan war fast schon am Ausgang angekommen, als PC Steve völlig außer Puste angerannt kam und ihn abfing. Er hörte sich an, als
Weitere Kostenlose Bücher