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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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über Isobels frühere »Indiskretionen« gegenüber der Presse erzählen. Das wäre das Ende ihrer Karriere.
    »Ich mach Ihnen einen Vorschlag: Ich bring was Leckeres zum Abendessen mit, und dann können wir zwei uns mal ganz in Ruhe unterhalten. Vielleicht hab ich ja auch was für Sie. Wir könnten so eine Art Tauschgeschäft machen.«
    »Ach, so wie letztes Mal? Nein danke, kein Bedarf.«
    »Hey, das tut mir echt leid, okay? Er hat mir versichert, da sei alles voll mit gestohlener Ware …« Eine kleine Pause. »Sagen Sie, bearbeiten Sie auch diesen Brandanschlag?« Logan verneinte, doch das hieß nicht, dass er nicht interessiert war – eine heiße Spur in Inschs Brandstiftungs-Fall könnte ihm helfen, den Versagerclub schneller wieder zu verlassen. »Wunderbar – wie wär’s mit acht Uhr?«
    Ein Schlüssel klapperte im Schloss, und die Wohnungstür ging auf. Es war Jackie – zurück von der Arbeit, mit einem Pizzakarton vom Imbiss um die Ecke, den sie auf ihrem zum Tablett umfunktionierten Gipsarm balancierte. Als sie Logan erblickte, hielt sie eine Flasche Shiraz hoch.
    »Moment mal«, sagte er und deckte die Sprechmuschel mit der Hand ab. »Colin Miller will zum Abendessen vorbeikommen.«
    Jackie schnaubte. »Nix da. Pizza, Wein und Bett. Vielleicht am besten alles gleichzeitig.« Sie stellte den Pizzakarton auf dem Couchtisch ab und begann sich aus ihrer Hose zu schälen.
    Logan lächelte. »Äh … tut mir leid, Colin, es ist was dazwischengekommen. Ich muss Schluss machen.«
    »Hä? Wie? Was ist dazwischengekommen?«
    Logan legte den Hörer auf.
    Gähnend schlappte Logan die Marischal Street entlang zum Präsidium. Viertel vor zehn, und die Sonne dachte allmählich darüber nach, Feierabend zu machen. Die Granitfassaden gaben die Hitze des Tages nach und nach wieder ab und sorgten dafür, dass die Temperatur im Lauf des Abends kaum absank. Die Kombination aus einer nackten Jackie Watson, Wein und Pizza hatte einiges für sich. Und hinterher hatte er sich noch nicht mal in seinen Dienstanzug zwängen müssen. Für die anstehende Nacht-und-Nebel-Aktion waren seine Zivilklamotten sowieso viel geeigneter.
    Im Präsidium war mehr los, als er gedacht hatte – überall schwirrten Trupps von Uniformierten umher. Der dicke Gary, der mit seiner schlecht sitzenden Uniform an ein allzu gut gepolstertes Sofa erinnerte, saß hinter dem Empfangstresen, in der einen Pranke eine Schokowaffel, in der anderen einen Kuli, mit dem er eifrig schrieb. »’n Abend, Lazarus«, sagte er, wobei Schokokrümel auf den Dienstplan herabrieselten.
    »’n Abend, Gary. Was hat denn dieser Trubel zu bedeuten?«
    »Na, Sie haben doch von diesen Drogenlieferungen gehört? Tja, und heute Nacht soll die ganze Bagage hochgehen. Riesensache! Die halbe Belegschaft ist auf den Beinen, um Räuber und Gendarm zu spielen.« Plötzlich sah er Logan verdutzt an und konsultierte seinen schokoladenverschmierten Dienstplan. »Was machen Sie eigentlich hier? Sie sind doch für die Tagschicht eingetragen …«
    Das fröhliche Lächeln verschwand aus Logans Gesicht. »Nix da – Nachtschicht heute und morgen. Aber heute Nacht mache ich um zwei Schluss, weil ich fast den ganzen Tag im Einsatz war.«
    »Verdammt …« Der dicke Gary kritzelte mit seinem Kuli im Dienstplan herum. »Wieso sagt mir eigentlich nie jemand Bescheid? Wer hat das entschieden?«
    »DI Steel.«
    Gary brummte etwas Unverständliches und biss ein großes Stück von seiner Waffel ab. »Mal wieder typisch.« Er schüttelte den Kopf. »Seit sie diesen Cleaver-Prozess vermasselt hat …« Das Telefon läutete, und der dicke Gary ging hin.
    Nachdem er sich eingetragen hatte, machte Logan kehrt und verließ das Präsidium auf dem gleichen Weg, auf dem er es betreten hatte. Er schlenderte die Marischal Street hinunter, über die Brücke und vorbei an seiner eigenen Haustür. Im Hafen gingen nach und nach die Lichter an, und er sah eine Hand voll Versorgungsschiffe, deren riesige, leuchtend orange gestrichene Rümpfe im Schein der untergehenden Sonne schimmerten. Das Wasser hatte sich schon dunkelviolett gefärbt, ein Spiegelbild des Abendhimmels. Am Fuß des Hügels bog Logan nach links ab und warf einen Blick in die Shore Lane, um zu sehen, ob dort irgendwelche Damen ihre Waren feilboten. Die Gasse war leer.
    Mit den Händen in den Taschen spazierte er die Mole entlang und klapperte unterwegs jede Seitenstraße, jede Gasse und jeden Parkplatz ab. Die meisten der Huren, mit denen er sprach,

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