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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Plastikgrotte von einem Fuß auf den anderen, doch der schmutzige Schnauzer verwehrte ihr den Zutritt. »Sie schleppen ja den ganzen Dreck mit sich rum, den Sie auf dem Weg von dort, wo Sie sich umgezogen haben, bis hierher aufgelesen haben!«, sagte er und deutete auf ihren Schutzanzug und die Überschuhe. »Sie müssen sich noch mal umziehen.« Rachael lief knallrot an und riss sich den Papieranzug vom Leib, unter dem ein strenges schwarzes Kostüm und eine kanariengelbe Bluse zum Vorschein kamen. In Kombination mit ihrem puterroten Gesicht und dem krausen brünetten Haar wirkte sie darin wie eine wütende Biene. DI Steel überließ sie ihrem Schicksal und schleifte Logan mit ins Tatortzelt.
    Drinnen schwirrten Hunderte von Fliegen umher. Das nervende Gesumme in der widerlich stinkenden Luft jagte Logan eine Gänsehaut über den Rücken. Die blaue Plastikplane leuchtete im Schein der Sonne, die hier auf der Lichtung ungehindert vom Himmel brannte, und tauchte alles in ein unnatürliches bläuliches Licht. Die Spusis, die in ihren weißen Overalls ein bisschen wie Schlümpfe aussahen, hielten respektvollen Abstand zu Isobel. Man konnte ja nie wissen. Der Mann mit der Videokamera trat vor, machte ein paar Schwenks und platzierte sich dann hinter Isobels linker Schulter, um eine gute Sicht auf den Inhalt des Koffers zu haben, wenn sie ihn öffnete. Der Fotograf knipste wie wild, und sein surrendes Blitzlicht ließ alles für einen Sekundenbruchteil in satten Farben aufscheinen, bevor wieder mattes Blau in Blau vorherrschte. Ein Rascheln von Plastik, und Rachael, angetan mit einem nagelneuen Overall, steckte den Kopf in die stinkende Höhle. Sie schlüpfte herein und stellte sich neben Logan und Steel an die hintere Zeltwand, um zuzusehen, wie Isobel den Koffer inspizierte.
    »Es scheint sich um einen Koffer der mittleren Preisklasse zu handeln. Relativ neu«, sagte Isobel in das Mikrofon des Kassettenrekorders, der in ihrer Tasche vor sich hin surrte. Sie versuchte den Verschluss zu öffnen, doch der Koffer war abgeschlossen, und so wies sie einen der Spurensicherer an, das Ding herauszuschneiden. Dabei schärfte sie ihm mindestens siebenmal ein, nur ja vorsichtig zu sein. Endlich lag das Schloss sicher in einem Beweismittelbeutel, und Isobel griff nach dem Deckel des Koffers. »Dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben …«
    Der Gestank, der sich augenblicklich im Zelt ausbreitete, war überwältigend. Logan hatte geglaubt, dass es vorher schon übel genug gewesen war, aber bei offenem Koffer war es noch hundertmal schlimmer. Das Ding war relativ wasserdicht und halb voll mit einer zähflüssigen, stinkenden Brühe. Darin lag etwas, das wie ein Torso aussah. Rund sechzig Zentimeter lang. Das deutete darauf hin, dass es sich um einen Erwachsenen handelte. Logan konnte keine Brüste erkennen, also wahrscheinlich ein Mann. Es sei denn, der Täter hatte sie abgeschnitten. Die Haut war mit schwarzem, haarigem Schimmel überzogen und glänzte schleimig.
    Neben sich nahm er eine plötzliche Bewegung wahr. Es war Rachael, die sich die Hand vor Mund und Nase hielt und hastig aus dem Zelt stürzte. Logan konnte es ihr nicht verdenken. Sein Magen war drauf und dran, zur gleichen Schlussfolgerung zu gelangen.
    Und dann sagte Isobel plötzlich: »Das ist ja ein dicker Hund …«
    Logan traute sich fast nicht, zu fragen: »Was?«
    Sie setzte sich auf die Fersen zurück. »Das können Sie ruhig wörtlich nehmen. Dieser Torso« – sie deutete auf den aufgedunsenen, fauligen Fleischklumpen, in einen Koffer gequetscht und mitten im Wald unter einem Baum versteckt – »stammt nicht von einem Menschen.«

7
    Es herrschte Schweigen im Zelt; das einzige Geräusch war das Summen der Fliegen. Dicke, fette Schmeißfliegen, die auf dem halb verfaulten Torso landeten. Ein Festmahl. Es war Logan, der schließlich die naheliegende Frage stellte. »Was soll das heißen – er stammt nicht von einem Menschen?«
    »Nun ja, da wäre zum einen die Tatsache, dass er über und über behaart ist.«
    Logan spähte in den stinkenden Koffer. Was er für schwarzen, pelzartigen Schimmel gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Haare. »Wenn es kein Mensch ist, was ist es dann?«
    Isobel stieß den Torso an, nicht ganz so behutsam, wie sie es bei einer menschlichen Leiche getan hätte. »Muss wohl ein Hund sein. Vielleicht ein Labrador? Was immer es ist, der Tierschutzverein soll sich darum kümmern.« Sie stand auf und wischte sich die Hände an ihrem

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