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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Tasche zerrte. Er hatte den Finger schon auf der Austaste, als sein Blick auf die angezeigte Nummer fiel: Detective Inspector Steel. »Verdammt.« Unter halblauten Entschuldigungen schob er sich durch die Sitzreihe hinaus auf den Gang und machte die Saaltür hinter sich zu, ehe er das Gespräch annahm.
    DI Steel brauchte nur fünf Worte, um ihn auf den Stand der Dinge zu bringen. Jamie McKinnon. Selbstmordversuch. Notaufnahme. Sofort!
    Das Aberdeen Royal Infirmary war das größte Krankenhaus in Nordost-Schottland, aber darauf wäre man nie gekommen, wenn man nur das Wartezimmer der Notaufnahme sah. Der Fußboden war unangenehm klebrig, und das Tannenduftspray konnte den Geruch nach Erbrochenem nur unzureichend überdecken. Eine kleine asiatische Krankenschwester führte sie quer durch das Gebäude in einen großen Krankensaal, der hauptsächlich mit älteren Männern und Kohlgerüchen angefüllt war. Jamie McKinnon hatte etwas über eine Stunde auf dem OP-Tisch gelegen, doch jetzt saß er schon in seinem Bett, sah allerdings noch recht angeschlagen aus. Eine Hälfte seines Gesichts war von einem gewaltigen dunkelroten Bluterguss bedeckt, das Auge fast zugeschwollen, die Oberlippe aufgeplatzt und blutig. Er zuckte zusammen, als DI Steel sich auf sein Bett plumpsen ließ.
    »Jamie, Jamie, Jamie«, sagte sie und tätschelte seine Hand. »Wenn du mich vermisst hast, hättest du doch nur was sagen müssen. Wäre doch nicht nötig gewesen, dass du solche Sachen machst, nur um meine Aufmerksamkeit zu erringen.«
    Er zog die Hand weg und funkelte sie mit seinem heilen Auge wütend an.
    »Ich red nicht mit Ihnen. Hauen Sie ab.«
    Steel lächelte ihn an. »Das Gefängnis hat deinem messerscharfen Verstand nichts anhaben können, was, Jamie, mein Junge?«
    Jamie starrte nur die Wand hinter ihr an.
    »Also.« Steel hüpfte auf dem Bett auf und ab, dass die Federn nur so quietschten. »Warum hast du es getan, Jamie? Von Schuldgefühlen geplagt, weil du deine Freundin umgebracht hast? Oder hast du nur den schnellen Ausweg gesucht? Red doch einfach mit mir, das ist viel besser. Und viel weniger schmerzhaft.« So ging es noch volle zehn Minuten weiter – Sticheleien, Witze auf Jamies Kosten, gehässige Bemerkungen über Rosie Williams, die Liebe seines Lebens. Kaum verwunderlich, dass Jamie ihr nichts sagen wollte.
    Logan, der sich während der ganzen Befragung angesichts der plumpen Technik seiner Vorgesetzten vor Verlegenheit gewunden hatte, wartete, bis sie davongestapft war, um eine zu rauchen, ehe er irgendetwas sagte. »Hören Sie, Jamie«, begann er, als er endlich mit McKinnon allein war, »Sie müssen das alles nicht allein durchstehen. Das Gefängnis bietet psychologische Betreuung an. Sie könnten –«
    »Scheiße, für wen hält sie sich eigentlich?«
    »Was?«
    »Diese verschrumpelte alte Hexe, kommt hier rein und behandelt mich wie den letzten Dreck! Ich bin aber kein Dreck! Ich bin ein Mensch, verdammte Scheiße!«
    »Das weiß ich, Jamie.« Logan setzte sich auf den Platz, den Steel freigemacht hatte. »Wer hat denn Ihr Gesicht so zugerichtet?«
    Jamie hob eine Hand an sein lädiertes Auge und berührte die aufgedunsene Haut behutsam mit den Fingerspitzen. »Hab keine Lust, darüber zu reden.«
    »Ganz sicher? Da lässt irgendein Arschloch seine miese Laune an Ihnen aus, und Sie finden das auch noch okay?«
    Ein tiefer, zittriger Seufzer entfuhr Jamie McKinnon. Er sank noch ein Stück tiefer in seine Kissen. »Ich weiß nicht, wie er heißt. John – irgendwas. Er wollte … Stoff.« Jamie zuckte mit den Achseln. »Aber ich hatte doch nichts, Mann! Ich sitz im Knast, verdammt noch mal. Wie zum Teufel soll ich da an Heroin rankommen? Aber er behauptet einfach, er wüsste, dass ich was habe, und will wissen, warum ich’s ihm nicht verkaufe.«
    »Und deshalb hat er Sie verprügelt?«
    McKinnon brachte ein tapferes Lächeln zustande. »Er hat mich nicht verprügelt. Ich hab’s ihm so richtig gegeben …« Mit so einer dreisten Lüge konnte er Logan allerdings nicht täuschen.
    »Wie kam er denn darauf, dass Sie was hätten?«
    Wieder ein Achselzucken, und das erzwungene Lächeln verschwand. »Keine Ahnung.«
    Logan lehnte sich zurück und ließ das Schweigen anwachsen. Die gestärkten weißen Laken knisterten, als Jamie unruhig im Bett hin und her rutschte. »Hören Sie, ich … ich hab früher alle möglichen Leute gekannt, okay? Ich wusste, wie man an Sachen rankommt.«
    »Was für Sachen?«
    McKinnon sah ihn an,

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