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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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    Knack! Ihr stockte der Atem. Da draußen war irgendjemand! Kämpfen oder fliehen? Kämpfen oder fliehen? FLIEHEN ! Hals über Kopf den kaum erkennbaren Weg entlang, so schnell die Füße sie trugen, durch Pfützen und Matsch, dass es nur so spritzte. Wenn sie es nur lebend zum Parkplatz zurück schaffte. Links und rechts des Wegs huschten die Bäume an ihr vorbei, ihre Stämme und Äste vom Nebel zu wilden Mordkreaturen verzerrt. Jemand verfolgte sie: Sie konnte ihn hören, konnte hören, wie er hinter ihr durchs Unterholz brach, wie er näher und näher kam.
    Im Sprint an den Gedichtbäumen vorbei, den Hang hinauf, der nasse Boden unter ihren Füßen tückisch. Ein Fuß blieb an einer Baumwurzel hängen, und sie fiel der Länge nach in den mit kleinen Steinchen vermischten Matsch. Ihre aufgeschürften Handflächen und Knie brannten sofort wie Feuer. Sie schrie vor Schmerzen auf. Aber dem Kerl, der sie verfolgte, war das egal. Sie hatte gerade noch Zeit, einen gellenden Schrei auszustoßen, als auch schon eine dunkle Gestalt aus dem Nebel hervorschoss. Und sie mit einer riesigen, nassen Zunge von Kopf bis Fuß abschleckte.
    »Benji!« Sie rappelte sich auf die Knie hoch und fluchte und fluchte, während Benji um sie herumtanzte und -wuselte, in den Vorderbeinen einknickte, den Hintern in die Höhe reckte und mit seinem lächerlichen kleinen Stummelschwänzchen wedelte. Plötzlich hielt er inne, stand einen Moment reglos da und schoss dann wieder in den Wald davon. »Du blöder Scheißhund!« Neonrotes Blut troff von ihren Handflächen, die Striemen durchsetzt mit kleinen schwarzen Dreckbröseln. Ihre Hose war zerrissen, und ihre Knie sahen genauso schlimm aus wie die Hände. Und ihr Kopf tat tierisch weh. Mit zitternden Fingern betastete sie ganz vorsichtig eine schmerzende Stelle oberhalb ihrer linken Augenbraue und zuckte zusammen. Noch mehr Blut. »Das ist ja wirklich ganz toll!« Das war’s dann wohl mit dem guten ersten Eindruck. Sie würde absagen müssen – oder mit einem Gesicht, als wäre sie verprügelt worden, zum Vorstellungsgespräch erscheinen. »Du BLÖDER Hund!«
    Benji bellte von irgendwoher. Das dumme Tier hatte wahrscheinlich irgendwas Ekliges gefunden, worin es sich wälzen konnte. Humpelnd folgte sie dem Geräusch in den nebelverhangenen Wald hinein, alle Gedanken an einen unheimlichen Angreifer vergessen.
    Die Scheinwerfer von Alpha Zwo-Null schnitten zwei lange bläuliche Schneisen in den Nebel. Der Streifenwagen stand verlassen auf einem der Parkplätze von Tyrebagger Woods, und das Funkgerät führte pausenlos Selbstgespräche, während WPC Buchan und PC Steve sich in den Wald vorarbeiteten. Auf der Suche nach der Leiche.
    Der Ruf war vor etwa zwanzig Minuten eingegangen: Eine junge Frau war im Wald tot aufgefunden worden, nackt und übel zugerichtet. Laut Einsatzleiter hatte die Person, die den Fund gemeldet hatte, ein wenig wirr geklungen, hatte nur mit weinerlicher Stimme unverständliches Zeug über Tod und Nebel und Bäume von sich gegeben. Und irgendwas von »Wieseln« oder »Pieseln«. WPC Buchan war nicht in der Stimmung für so was. Nicht nach diesem neuerlichen Krach mit Robert. Kommt nach Hause und stinkt meilenweit nach billigem Parfüm und altem Schweiß – ja hielt er sie denn für blöd? Sie stapfte den matschigen Pfad entlang, die Hände in den Taschen und die Stirn in missmutige Falten gezogen, während PC Steve den ernsthaften, verantwortungsbewussten Polizisten mimte und, vor sich hin murmelnd, den Strahl seiner riesigen Taschenlampe durch das neblige Unterholz schweifen ließ. Sie trottete hinterdrein, hörte sich seinen fortlaufenden Kommentar an und sah ihm zu, wie er die Büsche links und rechts des Weges durchstöberte. Er hatte einen knackigen Arsch, auch wenn er ein ziemliches Muttersöhnchen war. Sie könnte … Ein mattes Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie daran dachte, was sie mit PC Steve Jacobs alles machen könnte. Auf jeden Fall würde es wesentlich mehr Spaß machen als die Scheiße, die sie nach Feierabend zu Hause erwartete.
    Sie kletterten einen kleinen Hügel hinauf. Der Boden war glitschig unter ihren Sohlen. Gleich hinter dem höchsten Punkt stand einer dieser Holzpfosten mit einer Infotafel aus Plexiglas. Buchan klappte sie aus und las, dass eine Frau namens Matthews aus Draht, Moos, Wolle und Metallabfällen »eine Herde Wisente bei der Rast im Urwald« geschaffen habe. Der übliche mit Steuergeldern und Kunststipendien finanzierte Mist.

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