Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Bekanntschaft mit Steels Gummistiefeln Größe 39 machen. Rachael war zu geschockt, um irgendetwas zu erwidern.
»Jetzt hören Sie mir mal zu, Lockenköpfchen«, sagte Steel und ließ eine kleine Aschelawine vom Ende ihrer Zigarette herabrieseln. Ihre Stimme war kühl und ruhig. »Ich habe mir eine angesteckt, weil wir schon jeden Quadratzentimeter dieser Lichtung abgesucht haben. Ich bin Detective Inspector bei der Grampian Police und nicht irgendein Holzkopf, den Sie rumkommandieren können. Kapiert?« DI Steel drehte sich um und ließ das Rudel Polizisten, das sie umringte, mit den folgenden freundlichen Worten wegtreten: »Und ihr macht euch gefälligst wieder an die Arbeit. Ich will, dass dieser ganze Wald auf den Kopf gestellt wird. Und ich meine den ganzen Wald! Geschummelt wird nicht. Kaninchenlöcher, Bachläufe, Sträucher, Unterholz, jedes kleinste Loch wird durchsucht, und wenn es das Arschloch von einem Dachs ist!« Die so Angesprochenen verzogen sich, »Ja, Ma’am« murmelnd, in den Nebel und ließen DI Steel mit einer knallrot angelaufenen stellvertretenden Staatsanwältin in der Mitte der Lichtung stehen, umgeben von Skulpturen, die den Hauch des Todes ausströmten.
»Wollen Sie noch mal von vorne anfangen?«, fragte Steel.
Logan stapfte allein durch den Nebel, immer dem matschigen Pfad nach, um bei seinen Suchtrupps nach dem Rechten zu sehen. Es war natürlich eine ziemliche Zeitverschwendung, hier im feuchten Gras herumzukriechen und nach nicht vorhandenen Spuren zu suchen. Bis auf die Handtasche des Opfers, die zurzeit von den Spusis jedem erdenklichen Test unterzogen wurde, hatte die unmittelbare Umgebung des Tatorts nichts hergegeben. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass der einzige Ort, wo man etwas Konkretes hätte erwarten können, nämlich der Parkplatz, in diesem Moment mit Transportern, Streifenwagen und Privatfahrzeugen der Ermittler vollgestellt war. Sämtliche Spuren, die man dort vielleicht hätte finden können, waren längst von zahllosen Reifen und Polizeistiefeln in Matsch und Kies gefahren und getrampelt. Vielleicht hatten die Suchtrupps Glück und fanden noch irgendetwas, das der Täter übersehen hatte, aber Logan bezweifelte es: das Mädchen auflesen, rausfahren und den Wagen abstellen, sie zwingen, in den Regen hinauszulaufen, sie totprügeln und die Leiche ausziehen. Ende. Wer es auch gewesen sein mochte, er war mit Sicherheit nicht mitten in der Nacht im finsteren Wald umhergeirrt und hatte Hinweise verstreut wie irgendeine geistesgestörte Spurenfee.
Logan balancierte vorsichtig über einen glitschigen Steg und stieg den Hang hinauf. Der letzte Suchtrupp war im südlichen Abschnitt des Waldes zugange, von wo er sich bis zum Fundort der Leiche vorarbeiten sollte. Es mochte sinnlos sein, aber DI Steel bestand darauf, dass die Suche vorschriftsmäßig durchgeführt wurde. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung für sie?
Das Team suchte gerade eine steile Böschung von oben nach unten ab, als er dazustieß. Mit Stöcken und Stangen stocherten sie im Unterholz herum und versuchten einen geschäftigen Eindruck zu machen. Als er keuchend den Pfad hinaufkletterte, blickte er plötzlich in ein bekanntes Gesicht, das ihn finster anstarrte. Es war diese mürrische Gans von letztem Montag, die ihn so schräg angemacht hatte wegen der Sache mit PC Maitland. Und an ihrer Seite arbeitete jemand, die er hier nicht erwartet hätte: WPC Jackie Watson wühlte mit einer Stange in einem Stechpalmenbusch herum und benutzte ihren Gipsarm, um sich die mit stachligen Blättern bewehrten Zweige vom Leib zu halten. Auch sie sah nicht gerade glücklich aus. Er nahm sie beiseite. »Was machst du denn hier draußen?«
»Entspann dich«, erwiderte sie lächelnd. »Ich bin eigentlich gar nicht hier. In diesem Moment stelle ich die Kriminalstatistik der Abteilung für das laufende Jahr zusammen. Steht so im Dienstplan, also muss es wohl stimmen.«
»Jackie, das kannst du doch nicht bringen! Du bist doch offiziell nur eingeschränkt dienstfähig! Wenn die Chefin das mitkriegt, bist du geliefert.«
»Steel? Der geht das doch am Arsch vorbei. Mensch, ich wollte doch nur zur Abwechslung mal ein bisschen raus aus dem Büro, anstatt von morgens bis abends nur Papierkram zu machen.« Jackie sah sich um. Ein Sergeant mit einem Gesicht wie ein Goldfisch kam auf sie zu – studiobrauner Teint, aufgeblasene Bäckchen und Augen wie zwei Pingpongbälle. »Los, mach, dass du wegkommst, sonst kriegen wir
Weitere Kostenlose Bücher