Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
beide Ärger.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte der Sergeant. Logan warf einen letzten Blick in WPC Watsons Richtung und verneinte die Frage. Wie denn die Suche vorankomme? Sergeant Fischgesicht rümpfte die Nase. »Wir sind meilenweit vom Tatort entfernt, und es ist eine vollkommen absurde Vorstellung, dass der Täter die Leiche durch diesen Dschungel hier geschleift haben soll, wo er sie doch vom Parkplatz aus nur einen Bruchteil der Strecke schleppen musste. Das ist die reinste Zeitverschwendung für alle Beteiligten.«
Logan redete beschwichtigend auf ihn ein: Es sei sehr wichtig, systematisch vorzugehen; alle wüssten die Bemühungen seines Teams zu schätzen, bla, bla, bla … Die mürrische Polizistin war stehen geblieben, während Logan mit Sergeant Goldfisch gesprochen hatte, und aus der Reihe ausgebrochen, die ohne sie weiter in den Nebel vorrückte. »Was zum Teufel machen wir hier eigentlich?«, fragte sie mit einem Gesicht wie vierzehn Tage Regenwetter.
Logan kam gerade noch dazu, den Mund aufzumachen, als der Sergeant schon losbrüllte: »Sie sind hier, weil Sie Polizistin sind, verdammt noch mal! Und jetzt machen Sie sich wieder an Ihre Arbeit, aber dalli, sonst kriegen Sie von mir einen Tritt in den Hintern, dass Sie bis nach Peterhead fliegen!«
Sie warf Logan einen finsteren Blick zu, als ob es seine Schuld wäre, dass sie einen Anschiss kassiert hatte. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ ihre geballte Wut am nächsten Busch aus, um schließlich unter halblaut gemurmelten Obszönitäten zum Rest des Suchtrupps aufzuschließen und ihren Platz neben WPC Watson wieder einzunehmen. Dreißig Sekunden später warf Jackie einen zornigen Blick in Logans Richtung, und er seufzte. Diese blöde Tussi erzählte Jackie wohl gerade, was für ein absoluter Scheißkerl er war. Und nach Jackies Gesichtsausdruck zu schließen, pflichtete sie ihr offenbar bei. Und er hatte sich eingebildet, dass alles wieder im Lot wäre. Von wegen – ihr beim indischen Essen geschlossener Waffenstillstand hatte gerade mal einen Tag gehalten.
Was zu viel war, war zu viel: Logan würde – Plötzlich gellte ein Schrei durch den Wald, nur um sogleich von Bäumen und Nebel wieder verschluckt zu werden. Einen Herzschlag lang war es totenstill, und dann verfiel alles in hektische Aktivität. Logan kletterte hastig den Hang hinunter, dicht gefolgt von Sergeant Goldfisch. Von irgendwo dort unten war der Schrei gekommen. Am Rand einer fast senkrecht abfallenden, mit dichten Büscheln von Brennnesseln und Stechginster bewachsenen Böschung kamen sie schlitternd zum Stehen. Ungefähr auf halber Höhe, kaum auszumachen zwischen den Nebelschwaden, lag ein weibliches Mitglied des Suchtrupps auf dem Rücken in einem riesigen Brennnesselgestrüpp. Bluse und Pullover waren ihr bis unter die Achseln gerutscht, als sie den Hang hinuntergeschlittert war, und auf der entblößten weißen Haut bildeten sich schon die ersten roten Stellen. Sie fluchte wie ein Bierkutscher. »Sind Sie verletzt?«, fragte Sergeant Fischgesicht.
Sie fluchte nur noch mehr.
Logan fuhr zusammen, als er plötzlich Jackie neben sich an der Kante des Abhangs stehen sah. Sie sah hinunter zu der wild mit den Armen rudernden Gestalt, die mit jedem Versuch, auf die Füße zu kommen, nur noch gründlicher mit den Brennnesseln in Kontakt kam. »WPC Buchan«, sagte Jackie und zeigte auf die Unglückliche. »Muss wohl ausgerutscht sein …« Sie lächelte.
Fünf Minuten später hatten sie Buchan aus dem von Brennnesseln überwucherten Hang geborgen. Keuchend, ächzend und fluchend kletterte sie hinauf und kratzte sich den Bauch, wobei sie WPC Watson mit Blicken durchbohrte. Vom Bügel ihres BHs bis zum Hosenbund war die Haut grellrot. Alles war voller Quaddeln und juckte und stach so höllisch, dass sie nicht einmal ihre Bluse und ihren Pulli runterziehen konnte, weil es sonst noch mehr wehgetan hätte, und … und … Sergeant Fischgesicht schickte sie nach Hause. Während sie den Pfad hinunterwankte, die Arme seitlich ausgestreckt, um nicht den schmerzhaften Ausschlag zu berühren, der sich um ihren Rumpf zog, vertraute der Sergeant Logan an, dass dieses Missgeschick keiner netteren Kollegin hätte passieren können. Jackie zwinkerte ihm nur zu.
»Du hattest doch nichts damit zu tun, oder?«, fragte er, als sie wieder allein waren.
Sie grinste. »Niemand zieht ungestraft über meinen Kerl her.«
Logan überließ seine Leute ihrem Schicksal und stieg wieder
Weitere Kostenlose Bücher