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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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und rief ihm zu: »Hey, Großer, willst du ’n bisschen Spaß haben? Ich koch dir deine Kartöffelchen und pürier dir dein kleines Steckrübchen! Uaaahhhhrrrr!« Sie untermalte ihre Aufforderung mit einer peinlich eindeutigen Demonstration des Gemeinten, indem sie ausgiebig ihre Brüste knetete und mit der Hüfte ruckte.
    Logan ging lachend an ihr vorbei. »Ich kann Sie mir leider nicht leisten, Mrs. Davidson – eine Nummer zu edel für mich.«
    Sie zeigte ihm zum Abschied den Stinkefinger, um dann weiter zwischen ihren Zähnen herumzupulen. An der Ecke bog er vom Regent Quay nach links in die Commerce Street ab und wich auf die Fahrbahn aus, um eine riesige, ölig schwarze Pfütze zu umgehen.
    Man konnte wirklich nicht sagen, dass die Stadt sich hier von ihrer schönsten Seite zeigte. Unattraktive, rein zweckmäßige Gebäude in einförmigem Grau, dazwischen modernere Konstruktionen aus Plastik und Wellblech. Schweißereien, Werkzeugvermietungen und Schiffsausrüster hatten sich in den Häusern niedergelassen, vor denen nach Einbruch der Dunkelheit Betrunkene und zugedröhnte Nutten herumlungerten. Eine der Letzteren verhandelte im Eingang eines engen, dunklen Durchgangs mit zweien der Erstgenannten. Logan ging weiter und versuchte den Wortwechsel zu ignorieren, hörte ihn aber zwangsläufig mit an. »Komm schon«, lallte ein schwergewichtiger Bursche, der schon ziemlich unsicher auf den Beinen war. »Dafür … dafür kannssu’s doch uns beiden machen, was, Kleine? Beide gleichsseitig, mein ich? Der Steve, der sagt, du bissie Beste … beide gleichssseitig?«
    Sein Kumpel, der sich auch kaum noch aufrecht halten konnte, rief: »Hey, ich hab aber kein’ Bock, in deiner Soße rumzustochern!«
    »Hallsmaulmann – weiß ich doch! Hab ich nich’ grad gesagt, sie soll’s uns beiden gleichsseitig machen?« Rülps. Zwei Schritte vor, einer zurück. »Welches Ende willssu?«
    »Kosten mehr, beide gleiche Zeit. Mehr!« Slawischer Akzent.
    Logan erstarrte: das war sie.
    »Mehr?« Es war wieder der Fettwanst. Er knöpfte seine Hose auf und ließ sie fallen. »Komm schon – ich bin ein Sexgott! Eigentlich müssessu mich bezahlen.« Er torkelte einen Schritt vor, stolperte über seine Hose und fiel der Länge nach aufs Pflaster. Sein Freund bepisste sich gleich vor Lachen.
    Logan trat in den Durchgang. Der Freund stand gebückt da und hielt sich den Bauch, während der Fettwanst sich tapfer mühte, auf die Beine zu kommen, mit dem gewaltigen, weißen, haarigen Arsch voran. »Kylie« beobachtete die Szene gleichgültig und kratzte sich an der linken Armbeuge, der mit den vielen Brandmalen und Einstichstellen. Logan ging direkt auf sie zu. Im ersten Moment starrte sie glatt durch seine Schulter hindurch, ehe ihre Augen sich zu seinem Gesicht hocharbeiteten. Sie lächelte. »Du jetzt wollen Fick machen? Du Polizei – ich machen gratis …«
    »Wie wär’s, wenn wir ein bisschen spazieren gehen und uns dabei in Ruhe unterhalten?«
    Sie grinste. »Ich gutt versaut reden!«
    »Ja, ich weiß, das hast du mir schon mal gesagt, weißt du noch?« Er nahm ihren Arm und manövrierte sie zurück zur Straße, was von dem Typ mit der runtergelassenen Hose mit Protestgeheul quittiert wurde. Er dachte wohl, dass Logan sich vordrängen wollte. »Sie ist vierzehn«, klärte Logan ihn auf, »und ich bin von der Kripo. Wollt ihr unbedingt, dass ich euch wegen Kindesmissbrauchs verhafte?« Der Dicke zog hastig seine Hose hoch und murmelte etwas in der Art, dass er selbst Kinder habe und dass das ja ganz furchtbar sei, und ganz bestimmt habe er nicht gewusst, dass sie erst vierzehn war …
    Unter der Straßenlaterne konnte Logan sie zum ersten Mal gründlich in Augenschein nehmen. Irgendwann im Lauf der letzten Woche hatte jemand es fertiggebracht, ihr die Nase zu brechen. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    Kylie zuckte mit den Achseln. »Steve – er wütend werden. Ich ihm sagen, Regen schlecht für Geschäft, aber er sagen, ich nicht machen genug Geld.«
    »Du siehst aus, als hättest du die ganze Woche noch nichts gegessen.«
    Sie schüttelte den Kopf und wankte ein wenig, als sie an der Zitadelle der Heilsarmee vorbei auf den Castlegate-Platz hinaustraten. »Ich essen Happy Meal. Steve gutt zu mir.«
    Na klar, dachte Logan, der gute alte »Steve«. »Komm, ich lade dich zu einer Portion Pommes ein.«
    Die Schlange war länger als sonst; Betrunkene und nicht ganz so Betrunkene warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren

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