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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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und unter dem flimmernden Fernseher über der Theke ihre Pommes und Hamburger bestellen konnten. Logan und Kylie trippelten langsam um die kleine Schikane in der Mitte des Lokals herum, die dafür sorgen sollte, dass die Leute sich nicht kreuz und quer anstellten, während das litauische Mädchen ihm erklärte, dass die Imbisslokale in Edinburgh viel besser seien als die in Aberdeen, weil man dort Salz und Soße bekam und nicht bloß Salz und Essig. Endlich hatten sie sich bis zu dem langen Edelstahltrog mit Glasabdeckung vorgearbeitet, in dem die frittierten Köstlichkeiten darauf warteten, verzehrt zu werden – als Kylie plötzlich auf den stummen Fernseher zeigte und begeistert quiekte: »Ich haben Fick gemacht mit die Mann da!«
    Logan wurde rot, hob aber dennoch unwillkürlich den Kopf und blickte in das selbstzufriedene, schmierige Gesicht von Stadtrat Andrew Marshall. »Bist du sicher?«, zischelte er, da er nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen wollte.
    Sie nickte. »War bei private Party, als ich noch neu in Aberdeen – er und Freund mit ohne Haare, beide gleichzeitig. ›Spit Roast‹, ist richtig? Wenn Mann mit ohne Haare in Mund sein und andere Mann in –«
    Mehr musste Logan gar nicht hören; angesichts des Zeitschriftengeschmacks des Stadtrats war es nicht schwer zu erraten, wo er bei diesem Dreier gewesen war. Er bezahlte an der Kasse für ihre Pommes und schob Kylie hinaus auf die Straße. Sie aßen im Gehen. Das Mädchen war so vertieft in ihre Pommes, dass sie gar nicht merkte, wie sie um das Arts Centre herumgingen und die Rampe zum Parkplatz hinaufstiegen. Erst als Alpha Sechs-Zwo sie anhupte, weil sie ihm im Weg waren, begriff sie, wo sie sich befanden: direkt vor dem Präsidium der Grampian Police. Wilde Flüche auf Litauisch ausstoßend, schleuderte sie Logan ihre restlichen Fritten ins Gesicht und wollte davonrennen, doch er packte das schreiende und um sich tretende Mädchen am Kragen und schleifte es in das Gebäude.
    Eine halbe Stunde später sprang Logan zu DI Steel in den zivilen Einsatzwagen und reichte ihr das bestellte schottische Frühstück mitsamt dem unverzichtbaren Solei.
    »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt? Ich warte hier schon ’ne halbe Ewigkeit!«
    Logan grinste und ließ sich in den Fahrersitz sinken. »Ach, hier und da.«
    »Was ist?«, fragte sie argwöhnisch, den Mund voller Pommes. »Was gibt’s denn da zu grinsen?«
    »Ich habe gerade eine Prostituierte aufgegriffen.«
    »Ach ja?« Sie nahm ihre Leberwurst, biss ein großes Stück ab und redete kauend weiter. »Ist Ihnen WPC Watson nicht versaut genug – dann könnte ich nämlich –«
    Er ließ sie nicht ausreden. »Eine vierzehnjährige litauische Prostituierte, um genau zu sein. Kylie heißt sie.« Damit erntete er einen verständnislosen Blick. »Hat Jamie McKinnon beim Sex mit Rosie Williams beobachtet, am Abend von Rosies Ermordung.«
    Steel schob sich noch eine Hand voll Pommes in den Mund. »Und was soll das bitte schön bringen?« Bröckchen zerkauter Fritten regneten auf ihre Bluse herab. »Der Drecksack hat doch schon zugegeben, dass er sie gevögelt hat. Und wenn derselbe Kerl Rosie und Michelle Wood getötet hat, dann ist es doch wohl scheißegal, wer McKinnon dort gesehen hat.«
    »Aber für alle Fälle – immerhin können wir ihm so nachweisen, dass er am Tatort war. Wir haben ja sonst keine Beweise, falls Sie sich entsinnen. Sie haben schließlich das Band zer–« Er brach ab, als er Steels Gesichtsausdruck sah. »Ich meine, der Kassettenrekorder war schließlich defekt.«
    »Und wehe, Sie vergessen das, Mann!«
    »Da wäre noch was – falls es Sie interessiert?« Er lächelte und ließ die Frage in der Luft hängen, während Steel noch einen riesigen Bissen von ihrer Wurst abriss. Als ob sie das Ding kastrieren wollte. »Dieses vierzehnjährige Mädchen sagt, Stadtrat Marshall hätte sie von hinten genommen, während sie einem anderen Typ den Schwanz lutschte.«
    DI Steel verschluckte sich, und ein Sprühregen von halb zerkauter Wurstmasse prasselte an die Innenseite der Windschutzscheibe.
    Logan zwinkerte ihr zu. »Dachte ich mir doch, dass Ihnen das gefallen würde.«

21
    Der Donnerstag begann mehr oder weniger wie jeder andere Tag – leider. Nicht genug Schlaf, und das bisschen, was ihm vergönnt gewesen war, nachdem die Operation Aschenputtel für diese Nacht die Zelte abgebrochen hatte, von Träumen von toten Kindern durchsiebt: triefnasse und halb verweste kleine Leichen, denen das

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