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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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wünschte sich an seinem Geburtstag immer ein Steak. Vielleicht würde sie ihm heute Abend auch eins braten. Als besondere Überraschung.
    Nebenan begann die Musik zu dröhnen.
    Die Observation begann pünktlich um zehn: gleiches Team, gleiche Fahrzeuge, gleiche Positionen. Die dicken Regentropfen waren einem feinen Nieseln gewichen, das sich schließlich auch in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Jetzt war die Gasse mit Pfützen übersät, das Kopfsteinpflaster glitschig. Die dunklen Wolken hingen tief am Himmel und reflektierten den orangegelben Schein der Straßenlaternen. Unten in der Shore Lane war das so ziemlich die einzige Lichtquelle. Drei der verbleibenden Laternen hatten inzwischen auch den Geist aufgegeben, sodass nur noch eine schwefelgelbe Funzel übrig blieb, unter der WPC Menzies zeigen konnte, was sie zu bieten hatte.
    Logan hatte den Wagen aus dem Fuhrpark an derselben Stelle geparkt wie letzte Nacht, und während DI Steel nacheinander sämtliche Positionen über Funk anrief, um sich zu vergewissern, dass alles an Ort und Stelle war, stellte Logan seine Rückenlehne zurück und machte die Augen zu. Heute Nacht war er damit an der Reihe, den versäumten Schlaf nachzuholen, und das würde er sich nicht nehmen lassen. Nach dem Besuch im Krankenhaus hatte er von der Lothian and Borders Police Brendan »Chib« Sutherlands Vorstrafenregister angefordert, hatte den Kollegen von der Streife wegen der Suche nach Agnes Walker Dampf gemacht – noch immer keine Spur von ihr – und den Papierkram für die Anklageerhebung gegen Jamie McKinnon wegen Drogenbesitzes erledigt. Wenn McKinnon aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sollte er sofort dem Richter vorgeführt und anschließend wieder nach Craiginches gebracht werden. Logan empfand unwillkürlich Mitleid mit dem Kerl: Schließlich war er nicht gefragt worden, ob er sich von Chib ein halbes Pfund Crack in den Enddarm schieben lassen wollte.
    Logan rutschte auf dem Fahrersitz hin und her und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen, ohne auf die Pedale zu treten oder sich die Knie am Lenkrad zu stoßen. Sie hatten wieder das Auto von letzter Nacht – es hatte sich noch nicht einmal jemand die Mühe gemacht, die Pommesverpackungen in den Mülleimer zu werfen. Das Zeug lag immer noch auf dem Rücksitz, zusammen mit den beschlagnahmten Gegenständen aus Stadtrat Marshalls Wagen. Logan hatte irgendwie erwartet, dass sie als Beweismittel sichergestellt würden, aber dafür hätte man ihm zunächst einmal irgendetwas vorwerfen müssen, und Steel weigerte sich rundweg, das zu tun. Der Himmel allein wusste, was für einen fragwürdigen Deal sie mit Marshall gemacht hatte, um dem Mann einen Auftritt vor Gericht und eine negative Presse zu ersparen.
    Logan war gerade eingenickt, als vom Beifahrersitz lautes Schnarchen an seine Ohren drang. Steel war ihm zuvorgekommen. Grollend kippte Logan seine Rückenlehne wieder nach vorne und starrte mürrisch auf die dunkle Gasse hinaus. Einer von ihnen musste schließlich wach bleiben, falls etwas passierte. Es würde wieder eine lange Nacht werden.
    Fünf Minuten vor Mitternacht, und Logan wurde losgeschickt, um für DI Steel Pommes zu holen. Schon wieder. Immerhin regnete es nicht mehr, und ehrlich gesagt war er ganz froh, einmal aus dem Auto herauszukommen und sich die Beine vertreten zu können. Steel hatte die ganze Zeit nervende Geräusche von sich gegeben – obenrum wie ein Traktor und unten wie ein undichter Fahrradschlauch.
    Anstatt direkt über die Marischal Street zur Pommesbude zu gehen, wandte er sich nach rechts und spazierte den Regent Quay entlang. Er hatte vor, wie letztes Mal nach links in die Commerce Street einzubiegen und dann weiterzugehen bis zum Kreisverkehr, um von dort im Bogen über den Castlegate-Platz zum oberen Ende der Marischal Street zu gelangen. Auf diese Weise würde ihm die Gesellschaft Steels und ihres geräuschvollen Hinterteils noch zehn Minuten länger erspart bleiben.
    Heute Nacht waren wesentlich mehr Leute auf den Straßen unterwegs, die meisten von ihnen betrunken: taumelnde, schwankende Gestalten, die in einer Mischung aus gebrochenem Englisch und Russisch vor sich hin brabbelten und sangen. Offenbar hatte mal wieder eins von den großen Schiffen den Hafen angelaufen.
    WPC Davidson stand an der Ecke Mearns Street, ausstaffiert mit einem gewaltigen gepolsterten BH und einem Tiger-Minirock; darüber trug sie einen Dufflecoat. Sobald sie ihn kommen sah, schlüpfte sie in ihre Rolle

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