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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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ausgewählten Repräsentanten der Grampian Police stand und sein psychologisches Profil des potenziellen Serienmörders erläuterte. Es war nichts darunter, was Logan DI Steel nicht schon gesagt hätte, nachdem er den Bericht durchgelesen hatte, aber für den Ersten und den Zweiten Stellvertretenden Polizeipräsidenten und den Leiter der Kriminalabteilung war das alles offenbar neu. Der Täter war vermutlich weiß, männlich und Mitte bis Ende zwanzig; er hatte Probleme mit körperlicher Nähe und war wohl schon einmal bei einer Prostituierten gewesen, doch er hatte das Erlebnis als demütigend empfunden. Das Verprügeln war Ausdruck seines Hasses auf Frauen, wobei die Intensität seines Wütens auf einen verschütteten Mutterkonflikt hindeutete. Er ging wahrscheinlich einer einfachen Arbeit nach, war aber immerhin so redegewandt, dass er Michelle Wood in seinen Wagen hatte locken können. Hinlänglich ausgeprägte Sozialkompetenz. Er nahm seinen Opfern die Kleider weg, aber nicht als Trophäe, sondern weil er sie demütigen wollte. Möglicherweise auch als Hilfsmittel für irgendwelche Masturbationsfantasien. Er würde wieder zuschlagen.
    Sobald der Psychologe mit seinem Vortrag fertig war, begann DI Steel ihn mit genau den Fragen zu bombardieren, die Logan zuvor im Gespräch mit ihr aufgeworfen hatte, wobei sie jede einzelne so formulierte, als sei sie ihr gerade ganz spontan eingefallen. Während sie vor den versammelten hohen Tieren ihre Show abzog, konnte Logan nur dasitzen und angewidert die Faust in der Tasche ballen.
    Dr. Bushel druckste herum und spekulierte und theoretisierte, aber für Logan hörte sich das alles nach Dünnbrettbohrerei an. Der Mann hatte sich ein vages Profil zusammengebastelt, das so gut wie keine faktische Basis hatte, und das, obwohl er noch nicht mal einen der beiden Tatorte mit eigenen Augen gesehen hatte. Logan konnte sich nicht vorstellen, wie irgendetwas von dem Geschwafel ihnen helfen sollte, den Mörder zu schnappen.
    Der Zweite Stellvertretende Polizeipräsident dankte Dr. Bushel für seinen Vortrag und lud ihn für später zu einem exlusiven Lunch mit dem Polizeipräsidenten ein. Als sie alle weg waren, sackte DI Steel auf ihrem Stuhl zusammen, streckte die Zunge heraus und prustete feucht und vernehmlich. »Haben Sie jemals in Ihrem Leben so eine gequirlte Scheiße gehört? ›Er wird wieder zuschlagen!‹ Na klar wird er das; er hat es schließlich schon zweimal gemacht und ist nicht erwischt worden. Was wird er da wohl tun – etwa den Krempel hinschmeißen und stattdessen einen Handarbeitskurs belegen?« Sie schüttelte den Kopf und kratzte sich ausgiebig unter der linken Achsel. »Und ich könnte wetten, dass dieser Bushel doppelt so viel verdient wie unsereins. Diese blöde Brillenschlange.«
    Logans Miene verfinsterte sich. »Und wieso haben Sie dann so begeistert mitgespielt?«
    »Ach … Politik, Sergeant. Wenn Ihnen so ein hohes Tier einen Batzen Scheiße in die Hand drückt, polieren sie ihn auf Hochglanz und rufen: ›Ach nein, was für ein entzückendes Aa!‹ Dann ist er gleich schwer beeindruckt von Ihrem Intellekt, Ihrer Auffassungsgabe und Ihrer Kompetenz. Aber wenn Sie’s nicht machen, stehen Sie einfach nur da mit einem Haufen Scheiße in der Hand. Kommen Sie, wir haben Wichtigeres zu tun, als hier rumzutrödeln. Wir müssen einem Killer das Handwerk legen.«
    Es war kurz nach dem Mittagessen, als Logans Rundruf in Sachen Skanky Agnes endlich Erfolg zeitigte, wenn auch nicht ganz den, auf den er gehofft hatte. Eine Polizistin, die ihre Mutter auf der Intensivstation des Aberdeen Royal Infirmary besuchen wollte, hatte Agnes Walker entdeckt. Sie lag auf einem Bett in der Ecke, gespickt mit Schläuchen, die in allen möglichen Körperöffnungen steckten. Sie hatte sich mit Supermarkt-Wodka vollgeschüttet und dann Heroin gespritzt – das perfekte Rezept für eine Überdosis. Eine arbeitslose Sprechstundenhilfe hatte sie bewusstlos auf der Damentoilette des Trinity-Einkaufszentrums gefunden. Im Krankenwagen hatte sie einen Herzstillstand erlitten und lag seither im Koma. DI Steel schickte eine Polizistin ins Krankenhaus, die an ihrem Bett Wache halten sollte, für den Fall, dass sie sich doch noch auf wundersame Weise erholte und ihnen eine Beschreibung des Mannes liefern konnte, der sie zusammengeschlagen hatte. Sie machten sich keine großen Hoffnungen.
    Und so musste sich Logan, anstatt zu neuen Heldentaten auszurücken, hinter den Schreibtisch klemmen und

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