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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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einem der Rotzbengel, ihn mit seinen klebrigen Fingern zu betatschen. »Wart ihr vorhin auch schon hier?«
    Das kleine Mädchen nahm den Daumen aus dem Mund. Ein Spuckefaden zog sich zwischen Lippe und Finger in die Länge, bis er schließlich riss und auf die Nase des Teddys fiel. »Mann.«
    »Hast du einen Mann gesehen?«
    Sie zeigte mit dem feuchten Finger auf ihn. »Mann.« Dann hielt sie den Bären hoch, damit er sehen konnte, dass sie ihm von dem einen Ohr schon fast das ganze Fell abgekaut hatte, und sagte noch einmal: »Mann.« Logans Lächeln schwand. Vielleicht war das ja doch keine so gute Idee gewesen.
    DI Insch saß am Steuer seines verdreckten Range Rover und spähte angestrengt durch die Windschutzscheibe, während die ersten zaghaften Tröpfchen sich zu einem ausgewachsenen Wolkenbruch entwickelten. »Und wir wollten heute Abend grillen – schöne Scheiße«, sagte er, als Logan sich mit einem Sprung auf den Beifahrersitz ins Trockene rettete. »Wie war Ihr Plausch mit dem Grampian-Police-Fanclub?«
    Logan seufzte und versuchte die klebrigen Fingerabdrücke von seinem Dienstausweis zu wischen. »Toms kleiner Wauwau hat gestern Abend in Papas Pantoffeln ›groß‹ gemacht und musste im Klo schlafen. Davon abgesehen: null Komma null.« Er blickte zum Haus auf und sah, wie Mrs. Kennedy mit ängstlicher Miene aus dem Küchenfenster starrte. Wahrscheinlich fürchtete sie, dass Logan dem Inspector ihr schmutziges kleines Geheimnis verraten könnte. Er wandte den Kopf und sah, dass die drei Kinder ihn ebenfalls anstarrten.
    »Finden Sie es nicht seltsam, dass es immer dieselben Kinder sind, die da rumhocken?«
    Jetzt war die Reihe an Insch, ihn anzustarren. »Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die vielleicht hier wohnen könnten?«
    »Okay, schon kapiert.« Logan schnallte sich an. »Aber jetzt verraten Sie mir doch mal, wieso Sie mich eigentlich hierher mitgeschleppt haben?«, fragte er, während Insch auf der Union Grove in drei Zügen wendete und zur Holburn Street zurückfuhr. »Und überhaupt – was machen Sie eigentlich hier? Sind Einbrüche nicht Sache der Schutzpolizei?«
    Insch zuckte mit den Achseln und forderte Logan auf, doch mal einen Blick ins Handschuhfach zu werfen. Er tat es und fand eine alte Tüte Sherbet Lemons. Die gelben Bonbons pappten aneinander, so lange hatten sie schon im Auto gelegen. Der Inspector hielt die Tüte mit einer Hand am Lenkrad, während er mit der anderen in der klebrigen Masse herumwühlte. Schließlich förderte er einen Klumpen von drei oder vier zusammengebackenen Bonbons zutage, stopfte ihn in den Mund und leckte sich den Zucker von den Fingern. Dann bot er die Tüte Logan an, der höflich ablehnte. »Ich hab wohl irgendwie gedacht«, nuschelte er mit vollem Mund, während er sich in den fließenden Verkehr hineindrängte, »dass es da eine Verbindung geben könnte – schließlich ist ihr Enkel bei dem Brand umgekommen. Und wir haben immer noch nicht den Hauch einer Spur im Fall Karl Pearson. Irgendjemand foltert den hässlichen kleinen Scheißkerl bis aufs Blut, und alles, was wir zustande bringen, ist, ihn ins Leichenschauhaus zu karren, wo wir noch ein bisschen mehr an ihm rumschnippeln.« Er seufzte, und Logan gewann den deutlichen Eindruck, dass bei der Grampian Police wieder einmal die Linke nicht wusste, ob die Rechte sich gerade am Ellbogen kratzte oder in der Nase popelte.
    »Hat DI Steel Ihnen denn nicht von Brendan ›Chib‹ Sutherland erzählt?«
    Insch erwiderte, das habe sie nicht, nein. Also brachte Logan ihn während der Fahrt zurück ins Präsidium auf den neuesten Stand der Dinge, wobei er auch Colin Millers Versprechen erwähnte, die aktuelle Adresse des Edinburgher Gangsters herauszubekommen.
    »Wie kommt’s eigentlich, dass wir auf diesen Schmierfinken aus Glasgow angewiesen sind? Nein, sagen Sie’s mir nicht, ich will’s gar nicht wissen. Aber wenn Sie diese Adresse haben, sagen Sie mir Bescheid. Ich überlasse doch dieser dämlichen alten Gans …« Er warf Logan einen flüchtigen Seitenblick zu und räusperte sich. »Ich wollte sagen, DI Steel hat im Moment doch genug um die Ohren. Ich will ja nicht, dass sie durch etwas abgelenkt wird, das mit ihren eigenen Ermittlungen gar nichts zu tun hat.«
    Logan grinste nur und hielt den Mund.
    Für diese Nacht wäre die Überwachungsoperation um ein Haar abgeblasen worden. Der Regen hatte stetig zugelegt, und am Abend schüttete es schließlich wie aus Kübeln; dicke Tropfen

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