Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
haben Sie vor zu schreiben?«
»Was ich …? Ich habe vor, genau das zu schreiben, wofür Sie mich bezahlen, Ms. Pelham-Kerr: die Wahrheit.«
Die Weiße Hexe schwieg. »Können Sie mir erklären«, sagte sie, nachdem ihr Schweigen fast zu einer Grabesstille geworden war, »warum ich einen anonymen Anruf erhalten habe, in dem gedroht wurde, Werbung im Wert von hundertfünfzigtausend Euro zu stornieren, wenn wir diese Nachrichten veröffentlichen?«
»Weil einige Leute hier so dumm sind zu glauben, man könnte die Flut aufhalten, wenn man ihr nur genug droht.«
»Und ist es das? Eine unaufhaltsame Naturgewalt?«
»Die scheint die Wahrheit oft zu sein, oder? Früher oder später auf jeden Fall. Morgen werden die spanischen Zeitungen hier herumschnüffeln. Bei so etwas sickert immer was durch. Bis morgen Mittag haben sie für ihre Online-Versionen irgendwas zusammengepfuscht. Wir sollten für unsere Online-Version noch heute Nacht eine Sonderausgabe vorbereiten. Damit die Leute auch wirklich wissen, dass das unsere Geschichte ist.«
»Meine Geschichte, Mr. Sanchez. Ich bin diejenige, die es riskiert, hundertfünfzigtausend Euro an Werbung zu verlieren.«
»Irgendjemand wird die Geschichte als Erster bringen. Ich habe alle Fakten.«
»Ich organisiere hier alles, Mr. Sanchez. Und Sie garantieren mir, dass Sie recht haben.«
Gegen acht wurde Danny von seinem Handy aus unruhigem Schlaf geweckt. Er hatte kaum Zeit, Hallo zu sagen, bevor die Stimme am anderen Ende sagte: »Wo du auch bist, du Wichser, ich finde dich, und dann bringe ich dich um. Hast du verstanden? Du bist tot.«
Dann war die Leitung tot. Danny brauchte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, wem die Stimme gehörte: Callum Hacker. Aber warum? Danny hatte Hacker in seinem Artikel kaum erwähnt, dem Artikel, der wahrscheinlich gerade jetzt für die Sonderausgabe bearbeitet wurde. Worüber regte Hacker sich so auf?
Dann fiel Danny ein, dass sein Artikel nicht der einzige zu diesem Thema war.
Er ging zu seinem Computer und schaute sich die Online-Ausgabe von The Gloucester Herald an.
Sein Kopf sank in seine Hände, als er die Schlagzeile las.
GLOUCESTER-VERGEWALTIGER
WEGEN COSTA-MORDEN VERHÖRT
Verbindung zwischen Mord auf dem Bredon Hill
und spanischem Serienmörder
Von Jim Durkin, Ray Taylor und Danny Sanchez
Danny hätte nie geglaubt, dass er einmal Grund haben würde, Humor unter Journalisten zu bedauern, aber Durkin hatte sich an ihre Vereinbarung gehalten: In der Verfasserzeile hatte er alle drei Namen genannt.
Danny überflog den Artikel nur; die Fakten kannte er ja bereits. Durkin war ein guter Journalist: gute, knappe Prosa, eine solide auf Fakten gegründete Geschichte. Zu viele Fakten für Dannys Geschmack. Der Artikel berichtete detailliert über Callum Hackers homosexuelle Neigungen und seine Gefängnisstrafe für die Vergewaltigung eines Mannes. Der Unterschied war, Durkin hatte neunhundert Meilen und die Biskaya zwischen sich und Callum Hacker, Danny nur ungefähr fünf Minuten auf der autovía.
Ab halb zehn erschienen die Reporter der Sureste News . Man hatte sie für eine sonntägliche Sondersitzung einbestellt. Die Geschichte mit den Leichen erforderte alle vier. Danny erzählte ihnen von Callum Hacker, schärfte ihnen ein, ihre Türen immer verschlossen zu halten. Um zehn Uhr rief Danny Paco an. Danny hörte, dass Paco fuhr.
»Ich kann nicht reden, Danny.« Er klang besorgt. »Es geht um Alejandra.«
»Was ist mit ihr?«
»Lourdes kann sie nicht finden.«
»Bist du sicher?«
» Joder , Danny, sie dreht fast durch. Natürlich bin ich sicher. Ich muss ihr bei der Suche helfen. Tut mir leid.«
»Braucht dir nicht leidzutun, amigo . Finde dein kleines Mädchen.«
Um elf ging Dannys Artikel online. Die Anrufe setzten um 11.15 Uhr ein, zuerst die spanischen Lokalblätter, dann die britischen Nationalen. Bis Mittag hatte er Journalisten aus Frankreich, Italien und Holland an der Strippe, die Kontaktnummern wollten.
Danny hatte die Tatsachen berichtet: Der Anstifter einer Mordserie sei seit Jahren auf freiem Fuß und benutze gestörte Personen für seine Taten. Es war verführerisch, auch die offiziellen Versuche, die Ermittlungen zu behindern, zu erwähnen, aber er hatte keine Fakten, um diese Theorie zu untermauern. Das war eine Geschichte, die noch warten konnte. Im Augenblick mussten sie herausfinden, wie viele Leichen tatsächlich entdeckt wurden, wie lange sie dort gewesen und woher sie gekommen waren.
Genau am Mittag
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