Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
können.«
Danny klappte sein Notizbuch auf. »Okay, ich mache es. Und behalten Sie Ihr Geld. Aber sagen Sie Ms. Pelham-Kerr, ich will einen zusätzlichen Urlaubstag anstelle des Tags, der mir dann morgen entgeht.«
Danny schrieb sich die Adresse der Bausparkasse und den Zeitpunkt 7.30 Uhr auf. »Ich brauche auch ein Foto von Craig.«
Mrs. Thorndyke zog eine Polaroidaufnahme aus ihrer Handtasche und gab sie Danny. Der glückliche, gesunde Junge auf dem Foto konnte nicht älter als dreizehn sein.
»Ein neueres Foto.«
»Das ist das letzte normale Foto, das wir von ihm gemacht haben, alle anderen sind digital, und deshalb …«
»Gib’s ihm einfach, Jocelyn.«
Sie schaute ihren Mann eingeschüchtert an. Dann gab sie Danny einen Computerausdruck.
Das verwüstete Gesicht, das Danny anstarrte, war nicht mehr zu erkennen. Entzündete Pusteln waren die einzigen Farbtupfer auf der knochenweißen Haut. Wenn die Wangen noch eingefallener gewesen wären, hätten sich die Zähne darunter abgezeichnet. Craigs Haare waren pechschwarz gefärbt und hingen über eine Gesichtshälfte. Das sichtbare Auge war blutunterlaufen und lag tief in der Höhle. Sein Ohr war voller Piercings, sein T-Shirt modisch eng.
»Er hat sich mit den falschen Leuten eingelassen«, erklärte Jocelyn Thorndyke, als sie Dannys Reaktion bemerkte. Danny wusste nicht, ob ihr ruhiger, überzeugender Ton ihm oder ihr selbst galt. »Er hat alle möglichen Probleme.«
»Probleme der Art, über die Sie mit mir reden wollen?«
Jocelyn öffnete den Mund, doch ihr Mann schnitt ihr das Wort ab. »Drogenprobleme. Vorwiegend Kokain und Ecstasy, doch aus den Polizeiakten wissen wir, dass er für alles offen ist, wenn’s hart auf hart kommt. Deshalb dachten wir, dass es ihm hier in Spanien vielleicht besser geht.«
In dem einzigen Land in Europa, das Großbritannien beim Drogenkonsum Konkurrenz macht , dachte Danny. Brillant.
»Nun gut, ich werde sehen, was ich morgen tun kann«, sagte Danny und bat um die Rechnung, weil er diese Begegnung jetzt unbedingt beenden wollte. »Dann wollen wir mal hoffen, dass Craig in aufgeschlossener Stimmung ist.«
Thorndyke warf einen Blick auf die Rechnung und fischte in seiner Tasche nach Kleingeld. Danny versprach, sie anzurufen, nachdem er mit Craig gesprochen hatte.
Mrs. Thorndyke dankte ihm überschwänglich, Thorndyke weniger. Das ist ein Geschäftsvertrag, schien sein fester Händedruck zu bedeuten, ich erwarte, dass Sie Ihren Teil erfüllen.
Danny sah sie wegfahren und rauchte seine Zigarette zu Ende. Dann zählte er das Geld, das Thorndyke auf den Tisch gelegt hatte: exakt der Preis der beiden Getränke, die er und seine Frau bestellt hatten. Danny legte das Geld für seinen Kaffee dazu. Kopfschüttelnd dachte er: O Mann, aber dass Thorndyke reich ist, merkt man schon.
William Fouldes saß in seinem Büro und schaute sich die Titelgeschichte dieser Woche an. Sanchez’ Artikel über die Entdeckung der beiden Leichen war gut.
Wieder mal.
Aber wie konnte er es bei einem so knackigen Thema auch nicht sein? Der verdammte Danny Sanchez schien immer das Glück zu haben. Das Leben warf ihm die Dinge einfach in den Schoß – dass er zweisprachig war zum Beispiel.
William Fouldes hatte lang und viel lernen müssen, um so gut Spanisch zu sprechen, wie er es jetzt tat. Briten staunten über seine Eloquenz. Spanier machten ihm Komplimente. Sein Spanisch sei perfekt. Das sagte jeder.
Fast perfekt.
Mein Gott, aber ihn ärgerte es. »Fast« war kein Wort, das Fouldes mochte.
Er wischte sich über die Stirn. Langsam wurde er nervös. Er wusste auch, warum. Was, zum Teufel, wollten Freunde von Ms. Pelham-Kerr von einem Verlierer wie Sanchez? War ihnen denn nicht bewusst, dass er, William Fouldes, der Herausgeber war? Mann, noch vor drei Monaten hatte Sanchez ein Auto gefahren, das aussah wie das Überbleibsel eines Crash-Car-Rennens. William Fouldes gehörte in ihre Welt. Er war einer von ihnen. Sahen sie das denn nicht?
Das Telefon klingelte. Die Herstellung wartete auf die Titelgeschichte. Fouldes ging nicht dran. Zuerst montierte er fünfzig zusätzliche Wörter ans Ende des Artikels. Dann unterlegte er die Zeile »Von Danny Sanchez«, löschte sie und schrieb etwas anderes an ihre Stelle.
Das Telefon klingelte erneut. Diesmal hob er ab.
»Titelseite ist unterwegs.«
19
Nach seinem Treffen mit den Thorndykes fuhr Danny direkt zum Büro von Shelter All .
Der Winter in Almería war zwar kühl, aber doch so warm,
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