Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Hintergrundinformationen.«
»Das ist eine lange Fahrt für Hintergrundinformationen, was?«
»Hören Sie, können Sie mir weiterhelfen oder nicht?«
»Ich rede mit dem Herausgeber, mal sehen, ob er was weiß. Ich rufe in dreißig Minuten zurück.«
Die Leitung war tot.
Danny schlug auf den Tisch. »¡Mierda!« Er wusste, was jetzt passieren würde. Sein Gesprächspartner würde herausfinden, ob die Kimbers noch am Ort wohnten – und falls das der Fall war, würde er anfangen herumzustochern, sie belästigen und den Grund für Dannys Interesse herausbekommen.
Danny schaffte die Fahrt nach Tewkesbury in neunzig Minuten. Er brauchte nicht lange, um das Haus der Kimbers ausfindig zu machen. Die Leute, die er auf der Straße fragte, wirkten freundlich und hilfsbereit. Seine Fragen erweckten nicht den Argwohn, den die Frage nach einer fremden Adresse in Hampshire erweckt hätte. Tewkesbury war offensichtlich noch immer eine intakte Gemeinde. Brian und Beverly? Ja, die wohnten noch immer im selben Haus, in dem mit dem Anbau, dort unten, wo die Straße sich zum Fluss hin senkte.
Danny fand das Haus. Doch was sollte er ihnen sagen? Er hatte nicht das Recht, sie mit halbgaren Vermutungen zu belästigen. Soweit sie wussten, hatte der Mord an ihrem Sohn mit nichts anderem zu tun, eine einmalige Tragödie. Wie sollte er sie davon überzeugen, dass sie ihm erlaubten, in der Asche ihres Kummers zu stochern?
Mit einem flauen Gefühl im Magen lief Danny die Sebastopol Avenue auf und ab. Es war immer dasselbe bei Todesklopfern – Reporterslang für unangemeldete Besuche bei Hinterbliebenen –, gleichgültig, wie viele man davon schon hinter sich hatte. Man wusste nie, welche Reaktion das Klingeln hervorrufen würde: Tränen, Wut, Aggression. Und solche Todesklopfer, mehrere Jahre nach der eigentlichen Tragödie, waren manchmal schlimmer, als wenn der Verlust noch frisch war: Man riskierte, alte Wunden aufzureißen, ein Leben aufs Neue aus der Spur zu bringen, das Jahre gebraucht hatte, um wieder ins Gleis zu kommen.
Es wäre ein Leichtes, die Kimbers mit einer Lüge zu täuschen, aber Danny vermied es zu lügen, wann immer das möglich war. Menschen absichtlich zu hintergehen, um an Informationen zu gelangen, hatte eine Aura des Verbotenen, die süchtig machen konnte. Einmal zu oft eine Abkürzung genommen, und schon tat man es dauernd.
Was soll’s?, dachte er, nachdem er dreimal am Gartentor vorbeigegangen war: einfach klopfen und schauen, was rauskommt.
Klingel gab es keine. Danny betätigte den Klopfer, tack-tack, und erst dann fiel ihm ein Aufkleber mit einem STOPP -Schild neben der Tür auf: KEINE HAUSIERER .
Er hörte, wie ein Riegel aufgeschoben wurde, dann ein zweiter.
Der Mann, der die Tür öffnete, war Anfang sechzig. Er begrüßte Danny mit dem unsicheren, argwöhnischen Blick, mit dem Engländer Fremde an der Tür empfangen.
»Wenn Sie was verkaufen, wir wollen es nicht. Können Sie das Schild nicht lesen?«
»Es geht um Adrian«, sagte Danny zu der sich schnell schließenden Tür.
Einen Zentimeter, bevor die Tür zufiel, blieb sie stehen und wurde dann weit aufgerissen. Jetzt war Wut anstelle des Argwohns in den Blick des Mannes getreten. »Was denkt ihr euch eigentlich? Wir hatten siebzehn Jahre Kummer, seit dieser Mistkerl unserem Sohn das angetan hat. Wenn Sie meine Frau noch einmal so quälen …«
Mit erhobener Faust kam er jetzt auf Danny zu, der schnell drei Schritte zurückwich und besänftigend die Hand hob.
»Wer immer das war, ich war es nicht, das schwöre ich. Fragen Sie Ihre Frau, ob es ein spanischer Journalist war, der sie belästigt hat.«
»Spanisch? Sie sind doch kein verdammter Spanier.«
Danny zögerte einen Augenblick, zog dann seinen spanischen Ausweis heraus. Brian Kimber betrachtete ihn und drehte ihn in seiner Hand, als wäre er auf der Suche nach einem Fehler.
»Es tut mir leid, wenn andere Angehörige der Presse Sie belästigt haben. Aber es ist wirklich wichtig, dass ich mit Ihnen spreche.«
»Lassen Sie uns in Frieden.«
»Bitte, ich glaube, es ist …«
» VERSCHWINDEN SIE .«
Brian Kimber folgte Danny bis zum Ende der Einfahrt und verscheuchte ihn mit Gesten über den Zaun hinweg. Danny versuchte noch ein letztes Mal, vernünftig mit ihm zu reden, sich zu entschuldigen.
Keine Chance.
Er ging zum Ende der Straße. Und jetzt? Zwei Stunden Rückfahrt nach Fleet? Abwarten und in einer Stunde noch einmal einen Versuch starten? Er brauchte einen Kaffee und
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