Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
fünfundzwanzig.«
»Sechsundzwanzig, Brian.« Die Frau, die jetzt den Raum betrat, korrigierte ihren Mann in pedantischem Tonfall. »Es wurde sechs Wochen nach seinem Geburtstag aufgenommen. Sechs Wochen und vier Tage.«
Also zwei Jahre vor seinem Tod, dachte Danny. Sie setzten sich. Brian Kimber entschuldigte sich, weil er Danny so unhöflich behandelt hatte. »Sie hätten sagen sollen, dass Sie ein Freund von Jim sind. Was wollen Sie eigentlich wissen?«
Das war die Frage. Was wollte Danny wissen? Er sah, dass Durkins Blick in seine Richtung wanderte, während er Beverly Kimber mit dem Teegeschirr half. Durkin dachte das Gleiche: Was hat diesen Kerl den ganzen Weg von Spanien hierhergebracht?
Danny begann nun, Details des Falls noch einmal durchzugehen. Das war das Beste, wenn man sich schmerzhaften Themen zu nähern versuchte – man errichtete quasi einen Puffer der Sachlichkeit, bevor man sich heikleren Fragen zuwandte. Adrian Kimber lebte 1994 noch bei seinen Eltern. Zum letzten Mal sahen sie ihn um neun Uhr am Abend seines Mordes im März, als er einen Anruf erhielt und gleich darauf in seinem Auto wegfuhr. Niemand wusste, wer der Anrufer gewesen war – die Polizei hatte das Gespräch lediglich zu einem Telefonhäuschen in der Hauptstraße von Tewkesbury zurückverfolgen können. Am nächsten Morgen wurde Adrians Leiche oben auf dem Bredon Hill gefunden, etwa fünfzehn Minuten Fahrt von der Stadt entfernt.
Die Kimbers reagierten gut auf Dannys Fragen. Sie sprachen deutlich und präzise, ohne übermäßig bekümmert zu wirken. Brian Kimber öffnete ein Album mit Zeitungsausschnitten, von denen Danny die meisten schon kannte.
»Natürlich passierte diese Geschichte gleich nebenan in Gloucester zur selben Zeit. Einigen überregionalen Zeitungen war Adrian nicht einmal eine Erwähnung wert.«
Danny brauchte einen Augenblick, bis er wusste, was Brian Kimber meinte: die Morde in der Cromwell Street. Die Ermittlungen im Horrorhaus der Wests hatten im Februar 1994 begonnen. Der Tod des armen Adrian Kimber konnte mit einer solchen Titelseitenbombe natürlich nicht mithalten. Kimber schien zum Thema Zeitungen noch mehr sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders, weil ihm möglicherweise bewusst wurde, dass er mit zwei Journalisten im Zimmer saß.
Das Album war randvoll mit Ausschnitten, Dutzende davon, jede nur mögliche Pressenotiz über Adrian Kimbers Tod, alle sorgfältig auf eine Seite geklebt und mit einer Datumsangabe daneben.
Korrektur: nicht jede mögliche Notiz. Die Artikel, die auf eine mögliche romantische Verbindung zwischen Kimber und Todd hindeuteten, glänzten durch Abwesenheit.
Danny stellte noch weitere Fragen, Fragen, die die Kimbers eigentlich gar nicht mehr beantworten wollten, wie er deutlich sah: Ja, Adrian hatte Nicholas Todd in dem Tageszentrum kennengelernt, in dem er als Freiwilliger arbeitete. Nein, Freunde waren sie keine gewesen. Nein, es war unmöglich, dass Adrian weggefahren war, um sich mit Todd zu treffen.
»Er war ein guter Junge«, sagte Brian Kimber und schaute zu Adrians Bild hinüber. »Wissen Sie, dass er sich sein Studium selber finanzierte? Er arbeitete an den Wochenenden in einer Baufirma.«
Durkin war gut. Jemand mit weniger Erfahrung als Danny hätte nie bemerkt, wie der andere Journalist seine Reaktion verbarg. Einen Augenblick lang wurde Jim Durkins Miene völlig ausdruckslos. Dann beschäftigte er sich mit seinem Notizbuch. Auch Danny machte sich schnell eine Notiz: A. Kimber – Baufirma?
»Gab es in der Zeit vor dem Mord irgendetwas« – Danny suchte nach dem richtigen Wort – » Ungewöhnliches in Adrians Leben?«
Die Kimbers blickten einander an. »Er hatte in der Arbeit ein paar Probleme«, antwortete schließlich die Frau.
Brian Kimber übernahm. »Adrian arbeitete an einem Teil eines Projekts für die University of Surrey. Wobei das nichts mit Adrians Tod zu tun hatte. Da ist sich die Polizei ziemlich sicher.«
»Was für ein Projekt war das?«
»Ich weiß es nicht mehr so genau. Adrian arbeitete an der psychologischen Fakultät, also irgendwas in dieser Richtung. Wie auch immer, er war ja eher ein Handlanger. Eigentlich machte er nur Verwaltungskram, half bei der Zusammenstellung der Informationen, die reinkamen. Ich glaube, es hieß Project Round oder so ähnlich.«
»Und was wurde ihm vorgeworfen?«
Brian machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie wissen doch, wie paranoid diese verdammte PC -Brigade wird, wenn’s um
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