Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
zwei Quadratmeter kleiner als auf den Plänen. Und sehen Sie sich die Feuchtigkeit da oben …«
Danny stoppte die Aufnahme und nahm die Fotos vom Abriss in Augenschein. Durch den Riss in der Mauer hinter der Leiche konnte er blaue und weiße Fliesen erkennen. Es war das Bad, von dem Cooke gesprochen hatte.
Natürlich war der Raum zu klein gewesen. Dort hatte es eine falsche Wand gegeben.
Danny betrachtete das Foto genauer. Die Innenmauer bestand aus denselben grauen Waschbetonsteinen wie die Außenmauer. Wer die Leiche dort versteckt hatte, wollte nicht, dass sie gefunden wurde. Normalerweise verwendeten spanische Baufirmen leichtere, rote Tonziegel für Innenmauern. War es möglich, dass jemand die Innenwand ohne Wissen der Baufirma hochgezogen hatte? Arthur Cooke hatte gesagt, die Bauarbeiten seien für zwei Jahre unterbrochen worden. Wie viel Platz brauchte eine Leiche? Vierzig Zentimeter? Plus die Mauerstärke. Wenn die Innenmauer die gleiche Farbe hatte wie die Außenmauer, wer sollte dann erkennen, dass sie einen halben Meter nach innen gewandert war?
Danny schaute sich noch einmal das Foto an, kniff die Augen zusammen, fragte sich, warum ihn in diesem Augenblick ein Unbehagen beschlich. Irgendetwas stimmte nicht. Er schaute noch einmal hin. Eine Hand der Leiche war zu erkennen; sie hing über das schartige Mauerwerk. Er vergrößerte die Aufnahme, sah die Darstellung verschwimmen. Aber jetzt wusste er, warum ihm kalt geworden war.
O Gott, das konnte nicht sein. Er rief Paco an, bat ihn, sich dasselbe Foto auf seinem großen 30-Zoll-Monitor anzuschauen. Danny hörte, wie Paco seine zwei Töchter aus dem Zimmer scheuchte. »Du hast recht«, sagte der Fotograf schließlich. »Die Fingernägel sind schartig und gesplittert. Was hat das zu bedeuten?«
Danny bekam einen trockenen Mund. »Das bedeutet, man hat den armen Kerl bei lebendigem Leib eingemauert.«
4
Jetzt schrien sie draußen. Das taten sie immer, wenn er kam.
Er schraubte die Dose mit weißer Schminke auf, tauchte zwei Finger hinein und verrieb sich die Paste auf den Wangen. Im Schritt spürte er die Wärme.
Sein Blick im Spiegel wurde hart. Dafür war keine Zeit. Nicht jetzt.
Man hatte das Ding gefunden. Alle redeten darüber. Er hatte die Nachrichten gesehen: grobkörnige Bilder der Leiche, die aus der Wand hing, der Kopf schwarz umwickelt. Er hatte gewusst, dass man sie früher oder später finden würde: Wie seine letzte Arbeit hatte er sie an einer Stelle versteckt, wo man sie finden konnte.
Noch ein Fehler.
Vorsicht und Geduld.
Seine Wangen waren jetzt weiß. Er fuhr mit dem roten Fettstift um Augen und Mund, zog scharfe Spitzen neben seinen Mundwinkeln. Er durfte sich keine Fehler leisten. Sie würden ihn stoppen, wenn sie es konnten.
Aber das neue Ding hatte gute Arbeit geleistet. Er hatte eine gute Wahl getroffen – sein erstes Mal ohne die Liste. Er konnte sie jetzt erkennen. Er kannte die Anzeichen. Und er hatte eine Versicherung. Denk voraus. Er wusste, auf wen er den Verdacht lenken konnte. Das war der Grund, warum er in diesen Teil Spaniens gekommen war. Hier würde ihn niemand verdächtigen. Die Leute sahen ihn zwar, aber nie als das, was er wirklich war.
Jemand klopfte an die Tür. Das Geschrei wurde lauter. Er lächelte, als er an diese anderen Schreie dachte. O ja, der Mistkerl hatte gejault, der Erste in fast zwei Jahren. Wieder klopfte es, diesmal nachdrücklicher.
Er öffnete die Tür, trat hinaus. Das Geschrei wurde schriller. Dann klatschte er in die Hände und sagte, was er am Anfang der Show immer sagte.
»Hallo, Kinder. Hier ist wieder euer spezieller Freund: Pogo der Clown!«
5
Montag, 29. März 2010
Kurz nach Mittag tauchte William Fouldes im Redaktionssaal der Sureste News auf und sagte zu Danny: »Was machst du?« Es klang, als wäre er der Ansicht, sein Chefredakteur solle etwas anderes tun, als an seinem Schreibtisch zu sitzen. »Draußen gibt’s Blaulicht und Sirenen. Das heißt Schlagzeilen.«
Dannys Woche hatte schlecht angefangen. Er war die halbe Nacht aufgeblieben und hatte einen Stapel Dokumente gesucht, von denen er wusste, dass Arthur Cooke sie ihm letztes Jahr gegeben hatte. Er hatte das Ding sogar vor Augen – eine dicke, blaue, von Gummibändern zusammengehaltene Mappe –, aber er konnte sie einfach nicht finden. In seinem Büro herrschte Chaos, seit seine Mutter von ihm verlangt hatte, alle Kartons und jeden Krimskrams aus ihrem Schlafzimmer zu schaffen.
Auf dem Weg ins Büro
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