Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
mittleren Alters, nachdem die Frau neben ihm ihn mehrfach angestoßen hatte. »Aber ich will nicht, dass mein Name in dem Artikel auftaucht.«
»Na ja, da ich ihn nicht kenne, dürfte das Risiko wohl ziemlich gering sein, oder?«, erwiderte Danny beiläufig und kumpelhaft. »Und wer ist dieser Hacker? Ein Unruhestifter?«
Der Mann kam näher und senkte die Stimme. »Alle in der Familie sind Querulanten. Nennen sich Bauunternehmer. Würde sie eher als Cowboys bezeichnen.«
»Woher kommen sie?«
»Dem Akzent nach würde ich sagen, London.«
»Ich meine, wohnen sie hier in Almería?«
Das wusste niemand. Zumindest wollte es keiner zugeben. Ein weiteres Polizeiauto traf ein. Danny brachte einige der besseren Zeugen zu den Beamten und übersetzte ihre Aussagen. »Sieht nicht nach einem Raubüberfall aus, oder?«, meinte Danny, als sie fertig waren. »Hat er seine Brieftasche noch bei sich?«
»In der Gesäßtasche. Voller Geld.«
»Überrascht mich nicht. Sieht nicht aus wie einer, den man sich für einen Taschendiebstahl aussucht.«
Die Sanitäter ächzten, als sie die Trage in den Krankenwagen wuchteten. Hackers Lider flackerten schwach, als sie ihn anhoben. Es war eine böse Wunde. Blut bedeckte sein Gesicht und verklebte die Haare. Danny schoss ein Foto der Blutlache, bevor ein Ladenbesitzer mit einem Eimer Wasser kam und sie wegspülte. Der Krankenwagen fuhr davon, die Menge zerstreute sich.
Der Durchgang, aus dem der Angreifer gekommen war, verband die Straße mit dem Innenhof des Einkaufszentrums. Danny stand an der Ecke und schaute die Straße entlang. Die Auslagen der Geschäfte folgten dem konvexen Schwung des Gebäudes. Auch wenn er sich vorbeugte, konnte er nicht mehr als zehn Meter weit sehen.
Interessant: Der Angreifer musste Hacker gekannt, ihm vielleicht sogar aufgelauert haben. Entweder das, oder es handelte sich um irgendeinen Spinner, der im Schatten lauerte und an dem ersten wirklich harten Kerl, der vorbeiging, seine Kampfkraft ausprobieren wollte.
Hacker : Das war nicht gerade ein Name, den man schnell wieder vergaß, und irgendwie kam er Danny auch bekannt vor, er konnte allerdings nicht sagen, woher.
Er schlängelte sich zwischen Metalltischen hindurch, die zu Bars und Eisdielen gehörten, und stieg die Treppe wieder hoch zu den Büros der Sureste News. Die Sonne stand inzwischen hoch am wolkenlosen Himmel und ließ die weißen Wände der Gebäude hell erstrahlen.
Das Einkaufszentrum bildete den Knotenpunkt zwischen der Gegend um den Mojácar Playa, den langen, dicht bebauten Streifen entlang des südlichen Strandabschnitts, und dem eigentlichen Dorf Mojácar oben auf dem Hügel. Als Danny vor acht Jahren angefangen hatte, für die Wochenzeitung zu arbeiten, war jeder Quadratzentimeter Bürofläche im dritten Stock besetzt gewesen. Inzwischen war weniger als die Hälfte der Einheiten besetzt, und die Sonne hatte längst die Farbe aus den orangefarbenen SE - ALQUILA -Schildern in den Fenstern der leeren Büros ausgebleicht. Die Krise hatte in Almería nicht nur kräftig zugeschlagen, sie hatte sich ein gutes Stück herausgerissen und verschlungen. Die Arbeitslosigkeit lag gegenwärtig bei dreißig Prozent und hatte den Gipfel noch immer nicht erreicht.
Als Danny an der Tür zu William Fouldes’ Büro vorbeiging, schnippte der Herausgeber mit zwei Fingern in seine Richtung. Er solle warten, hieß das. Dann setzte Fouldes sein Telefonat fort. Den Hörer zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, fummelte er an seinen Fingernägeln herum und drehte sich in seinem gepolsterten Sessel. Das Grinsen in seinem Gesicht passte zum Öl in seiner Stimme. »Ja, das Essen dort ist einfach göttlich. Jeanine und ich waren erst letzte Woche dort.«
Danny lehnte sich an den Türstock. Wie immer stank das Büro nach Rasierwasser. Jeanines Foto stand mit der Front zur Tür auf einer Ecke des Schreibtisches, eine gekünstelte Studioaufnahme. Sie sah aus wie eine, die so etwas in Auftrag gab; stark geschminkt und mit verführerischem Schmollmund, die nach Wagen und Einkommen fragte, bevor sie sich nach Hause einladen ließ. Nach Dannys Zählung war sie die dritte Frau in diesem Fotorahmen, seit Fouldes die Zeitung im Jahr zuvor übernommen hatte.
Fouldes beendete den Anruf, sein Lächeln verschwand, kaum dass der Hörer auf der Gabel lag. Er drehte Jeanines Foto wieder zu sich. »Kannst die Klappe wieder zumachen, Sanchez, sie ist schon vergeben. Hast du rausgefunden, was die Sirenen da unten
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