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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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No.
    Filine nickte. »In der Geschichte des Sternbildes heißt es, er sei vom Gott Apollon an den Himmel verbannt worden, weil der Rabe ihm erzählte, dass Apollons schwangere Geliebte Koronis einen Liebhaber hatte.« Filine verzog den Mund. »Darüber geriet Apollon so außer sich, dass er die beiden umbrachte. Manche sagen auch, dass Apollons Schwester Artemis nur Koronis tötete. Wie auch immer es wirklich war, Apollon bereute Koronis’ Tod später, aber das half ihr auch nicht mehr. Er konnte nur noch das Kind retten. Und wie Götter in den Sagen eben so sind, bestrafte er jetzt den Raben für seinen eigenen Fehler. Der war nämlich eigentlich ein weißer Rabe gewesen, aber Apollon färbte ihn zur Strafe schwarz und verbannte ihn an den Himmel.«
    »Das Sternbild hätte Apollon heißen müssen«, murmelte Rufus. »Er hat den Mord begangen, er hätte sich selbst an den Himmel verbannen müssen.«
    »Tja«, meinte Filine. »Oder Artemis. Aber, wie ich schon sagte, er war ein Gott, und dazu noch ein Mann.« Sie grinste. »Und jetzt zu den beweglicheren Sternen. Seht ihr da den Planeten, über dem Raben im Westen? Das ist Jupiter. Und im Osten bei den Zwillingen stand Saturn. Aber ich glaube, die Position stimmt noch nicht …« Sie drehte langsam eine der schweren Kurbeln und veränderte Zentimeter für Zentimeter die Position des Planeten, bis er dort stand, wo sie ihn in Erinnerung hatte.
    Gebannt folgten Rufus und No den Bewegungen. In der Dunkelheit sah es fast aus, als würden sie wirklich in einen Himmel schauen, an dem ein einzelner Planet weiterzog.
    Nach einer Weile hielt Filine inne. »Besser bekomme ich es nicht hin«, erklärte sie. »So hat es sich mir eingeprägt.«
    »Und was kommt jetzt dabei raus?«
    Filine sah auf den Globus. Dieser hatte lautlos angefangen, sich zu drehen. Doch er stand jetzt nicht still, sondern kreiste in langsamen Bewegungen unter der Kegelspitze. Auch das Zählwerk war in Bewegung geraten, zeigte jedoch bisher kein festes Datum an.
    Filine nickte langsam. »Unser Himmel ist noch zu ungenau. Wir müssen ihn feiner einstellen, um ein Ergebnis zu bekommen.«
    »Wie soll das denn gehen?«, fragte No entsetzt. »Wer kann denn schon einen Himmel richtig wiedergeben? Das kann doch kein Mensch!«
    »Du hast recht«, nickte Filine. »Aber wir sind in der Akademie! Und diese Maschine hat noch eine Besonderheit. Sie ist durch ein Kraftfeld mit der Akademie gekoppelt. Meisterin Iggle hat es mir gezeigt. Die Planetenmaschine nutzt die Kräfte der Akademie. Wie das geht, kann ich dir nicht erklären. Aber es hat irgendwie mit den Flutkräften zu tun. Wir müssen jetzt versuchen, den Himmel durch gezielte Aussagen noch genauer zu bestimmen. Und dabei hilft alles, an was wir uns aus der Flut erinnern können. Was wissen wir?«
    »Das Dorf war zerstört«, sagte Rufus. »Es sah aus wie im Krieg.«
    »Warte!« Filine deutete auf einige dunkle Löcher in einem Felsenstück, das am Rand der Maschine an schweren Eisenseilen von der Decke hing. »Wir müssen die Köpfe dort hineinstecken.«
    »Da rein?« Misstrauisch beäugte No die Löcher. »Was soll denn dass sein? Das sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus.«
    »Ich weiß. Das sind alte Wunderlöcher gegen Kopfschmerzen«, erklärte Filine. »Sie kommen aus einer italienischen Kirche. Man musste den Kopf dort hineinstecken, und dann vergingen einem die Kopfschmerzen. Einer der alten Meister hat sie in einer erfolgreichen Flut herbeigeholt und dann hier eingebaut.«
    »Wunderlöcher gegen Kopfweh?«, wiederholte No ungläubig.
    Doch Filine nickte nur. »Ja, Meisterin Iggle hat mir erklärt, dass man sie auch Kopfwehlöcher nennt. Es gibt sie heute noch an verschiedenen Orten der Erde. Sie hat gesagt, ich müsse mir das so vorstellen wie heilende Quellen, nur dass die Löcher von Menschen gemacht sind. Es sind meist Orte mit besonderen Kraftfeldern, an denen man sie findet.«
    »Klar«, meinte Rufus. »Das ist die Akademie schließlich auch. Sonst könnten hier ja kaum historische Fluten stattfinden.«
    »Das Besondere bei der Planetenmaschine ist«, fuhr Filine fort, »dass die alten Kopfwehlöcher die Kräfte der Akademie mit unseren Gedanken und dem Eidouranion verbinden und nicht mit den Heilkräften des Ortes, an denen sie früher waren.«
    No schnaufte.
    »Mann«, sagte er, doch dann biss er sich auf die Lippen. »Und das funktioniert?«
    »Meisterin Iggle hat es ein paarmal mit mir ausprobiert und es hat funktioniert«, bestätigte

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