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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Schnell sah Rufus in die Richtung des Geräuschs. Er hatte sich nicht geirrt.
    »Da kommt jemand!«, rief No und deutete auf ein dunkles Gefährt, einen hohen, zweirädrigen Wagen, der von zwei Pferden gezogen über die schneebedeckten Felder auf sie zuraste.
    Gegen den Himmel erkannte Rufus, dass zwei Menschen auf dem Wagen standen. Aber es waren nicht die Mädchen. Ein Mann lenkte den Wagen, und hinter ihm stand die Königin, die Mutter der beiden.
    »Das ist sie!«, flüsterte Rufus. »Das ist die Mutter der Mädchen.«
    »Bist du sicher?«, fragte No.
    »Ja.« Rufus starrte dem Gefährt entgegen. Der Wagen kam direkt auf sie zu. Das Gesicht der Frau war entschlossen und hart vor Anspannung. Doch sie hielt den Kopf hoch erhoben, und während der Mann den Wagen lenkte, sah sie dem zerstörten Dorf und den Menschen, die sich dort versammelten, entgegen.
    »Wer sie wohl ist?«, überlegte No.
    »Sie ist die Königin«, gab Rufus zurück. »Jedenfalls hat das der Mann gesagt, der den Wagen lenkt. Er heißt Tyrai. Und er hat auch gesagt, der Stamm brauche sie.«
    »Der Stamm?«, fragte No.
    In diesem Moment donnerte der Wagen an ihnen vorbei.
    »Bring mich zum Stein, Tyrai!«, rief die Frau. »In Braes und Ailis Namen, bring mich zum Stein! Der Stamm wartet.«
    Rufus sah ihnen nach. Brae und Aili, dachte er, so mussten die Mädchen heißen. Brae und Aili, die ihn angesehen hatten im Wald, denen er zugeflüstert hatte, deren Mutter eine Königin war, die in den Krieg zog.
    Er sah sich nach No um. War das der entscheidende Hinweis? Doch gerade als Rufus die Namen laut wiederholen wollte, sah er, wie sich die Flut hinter Nos Kopf aufzulösen begann.
    Der Waldrand verschwand, gleichzeitig wurde das Bild zum Kern hin blasser. Und einen Augenblick später standen die drei Lehrlinge bereits wieder zwischen den Masken und hatten die Flut verloren.

Das Eidouranion
    Wütend stapfte No über den Holzboden des Maskensaals.
    »Wir hätten zu dem Dorf gehen müssen, wir hätten ihnen folgen müssen! Es war falsch, da stehen zu bleiben.«
    »Aber wir wären niemals so schnell wie der Wagen gewesen!«, gab Rufus zu bedenken.
    »Und was hätten wir sonst tun sollen?«, fuhr No ihn an. »Es muss doch wohl eine Chance geben, der Flut zu folgen, sonst würde sie sich doch nicht zeigen!«
    »Immerhin haben wir die Namen der beiden Mädchen gehört«, sagte Rufus.
    »Aber die bringen doch nichts. Du hast sie jetzt schon sieben Mal laut gesagt, und es tut sich überhaupt nichts. Wir müssen einen Fehler gemacht haben!«, rief No verzweifelt.
    Rufus hatte keine Antwort darauf. Er stellte sich aufrecht hin und versuchte es noch einmal: »Aili«, sagte er laut. »Brae.«
    Die Masken an den Wänden schauten reglos auf die drei Lehrlinge herab.
    »Das ist im Moment nicht der richtige Weg«, murmelte Rufus. »Aber ich bin sicher, dass es wichtig ist, dass wir ihre Namen gehört haben. Die Flut hat sie uns mit Absicht gesagt. Sie sind wichtig!«
    »Selbst wenn du recht hast, wir wissen immer noch nicht, wo das war!«, sagte No. »Wir wissen weder, wer die Königin oder Stammesführerin ist, noch, wo das war. Ein Wald, ein Dorf, Schnee. Das kann überall gewesen sein, wo es Wald, ein Dorf und Schnee gibt. Jetzt haben wir sie verloren. Nur, weil ihr euch nicht getraut habt, in das zerstörte Dorf zu gehen!«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Filine, die bisher geschwiegen hatte. »Ich bin sicher, die Flut hat sich nicht zurückgezogen, weil wir etwas falsch gemacht haben. Ich denke, wir müssen weiter an ihr arbeiten. Und es gab sehr wohl einige Hinweise, wo wir uns befunden haben.«
    »Ach ja?«, fragte No. »Welche denn bitte?«
    »Die Sprache«, sagte Filine. »Wir kennen sie zwar nicht, aber wir können sie wiederholen. So, wie Rufus es vorhin schon gemacht hat.«
    No griff sich an den Kopf. »Das haben wir doch auch schon versucht.«
    »Vielleicht haben wir nur noch nicht das Richtige gesagt?«
    No seufzte. »Ich verstehe das nicht. Ich gebe mir doch wirklich alle Mühe. Ich lese und trommle und denke, aber ich durchschaue diese Flut einfach nicht.«
    »Du bist nicht alleine, No«, erinnerte ihn Filine.
    »Und was soll das heißen? Dass ihr beide auch nicht weiterwisst? Glaubst du, das tröstet mich?«
    »Nein!«, sagte Filine. »Das heißt es nicht. Ich habe gesagt, es gab noch einen Hinweis, wo wir uns befunden haben. Ich zeige euch jetzt, was ich meine. Deswegen habe ich mir den Himmel ja so genau angesehen. Kommt mit!«
     
    »Wohin führst

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