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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Landorff
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Tür des Brennholzschuppens offen stand und dass der Korb, den man zum Scheiteholen benutzte, davor im Schnee lag. Das System mit den Unterkünften im riesigen, einsamen Gebiet des Sånfjället-Nationalparks funktionierte gut, aber es funktionierte nur, weil sich alle, die einen Schlüssel hatten, an die Regeln hielten. Die Wichtigste war, dass man die Hütte so verließ, wie man sie vorgefunden hatte. Sauber, mit frischem Brennholzvorrat – und verschlossen.
Stå. Das Kommando für seine Hunde, anzuhalten. Krister hob die Hand als Zeichen für seine Gruppe, dass sie aufschließen und ebenfalls anhalten sollten. Er wies die Leute an, die Schneeanker in den Boden zu schlagen und bei ihren Schlitten zu warten. Er selbst fuhr auf die Hütte zu. Was er dort vorfand, musste er später bei der Polizei sehr genau zu Protokoll geben: ein umgestürzter Schlitten vor dem Eingang der Hütte, ein einzelner, halbverhungerter knurrender Hund, der noch in seinem Geschirr hing, die rechte Vorderpfote gebrochen. Die offene Tür zur Hütte. Er musste den Beamten mehrmals erklären, warum er den Mann, der drinnen am Boden lag, erst so spät entdeckt hatte. Weil es stockfinster war, weil er zwar eine starke Taschenlampe hatte, aber eben nur eine Taschenlampe. Weil er erst die Verwüstungen im großen Gemeinschaftsraum inspizierte, die umgestürzten Tische und Bänke. Erst dann betrat er die offenen Zimmer mit den Stockbetten, die den Gemeinschaftsraum umgaben. Im zweiten fand er den Mann. Er lag auf der Seite, es war Blut am Boden. Der Mann war bekleidet, sein Gesicht weiß, kalt, leblos. Ein Toter, so schien es jedenfalls.
Früher war Krister Feuerwehrmann in Stockholm gewesen. Er hatte also gute Nerven und wusste, wie man in solchen Situationen vorging: mit Bedacht und klaren Prioritäten. Als Erstes breitete er zwei Decken über dem Mann aus, dann schnürte er die Ladung auf seinem Schlitten auf und förderte das alte Satellitentelefon zutage. Es gab hier kein Mobilfunknetz. Ein Rettungshubschrauber würde in 55 Minuten vor Ort sein. Danach kümmerte sich Krister um seine Reisegruppe. Die Hunde mussten versorgt, es musste Feuer gemacht werden.
 
24 Stunden später, am Abend des ersten Advents, bot die Hütte an dem sanften Bergrücken des Fjällduken ein anderes Bild. Drinnen war aufgeräumt, Feuer prasselte im Ofen und in zwei Kaminen. Gaslampen verbreiteten ein gemütliches Licht. Man war schon damit beschäftigt, den Rehrücken zuzubereiten, die erste Flasche Champagner war geöffnet.
 
200 Kilometer entfernt, auf der Intensivstation des Krankenhauses von Sundsvall, lag der Mann, den man in der Hütte gefunden hatte. Im Hubschrauber hatte man festgestellt, dass er noch lebte. Er hatte zwei Schusswunden; eine Kugel hatte im Oberschenkel, die andere in der Lunge gesteckt, nah am Herzen. Man hatte ihn umgehend operieren müssen, auch wenn der Mann dramatisch unterkühlt gewesen war. Inzwischen wurde er beatmet und hing an einem riesigen Medikamentenbaum, wie die Metallständer mit den Infusionsflaschen genannt wurden. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob er überleben würde. Seine Identität war zunächst nicht festzustellen, er hatte keinen Ausweis bei sich oder sonstige Hinweise darauf, wer er war. Nur ein unbeschriftetes Kuvert hatte man in der Innentasche seines Anoraks gefunden und sichergestellt.
Es enthielt einen handgeschriebenen Brief. Das Papier war schon ziemlich zerknittert und mehrfach gefaltet, doch es war dickes, teures Papier. Der Inhalt bestand aus wenigen Worten in blauer Füllerschrift.
 
Lieber Bruder,
wir müssen reden. Der Zeitpunkt ist da. t 0 = JETZT.
Luca.

Teil 1
    Vertrauen
    Mittwoch, 4. Oktober
    (t 0 minus 58)
    Er hörte dieses schlagende Geräusch. Wieder und wieder. Etwas aus Holz schlug auf etwas aus … Stein? Gabriel Tretjak versuchte, die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht, sosehr er sich auch anstrengte. Seine Lider fühlten sich an, als wären sie zugeklebt. In der Nase hatte er den Geruch von nassen Badeanzügen, vielen nassen Badeanzügen, die allesamt Frauen gehörten. Und wieder schlug etwas aus Holz auf etwas aus Stein.

    Das menschliche Gehirn ist ein Spieler. Beim Übergang vom Schlaf zum Bewusstsein lässt es sich besonders viele Varianten einfallen. Manche Tage werden angeknipst wie Lichtschalter. Man öffnet die Augen, und die Nacht ist vorbei. Aber manchmal muss man noch eine Weile im Casino des Gehirns bleiben, wo Neurotransmitter mit unserem gesamten Leben spielen,

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