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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Wyk Pause, dann legte sich Clemencia bis 6 Uhr im Nebenzimmer flach. Um 8 Uhr trafen Tjikundu und Robinson als Ablöse ein. Clemencia blieb trotzdem da. Die vierundzwanzig Stunden waren eigentlich um, nun wollte sie die Sache bis zum Ende durchstehen. Fourie konnte kaum mehr aus den Augen sehen und verwies immer öfter darauf, dass er alles schon zigmal gesagt habe. Das war richtig, sie hätten nur gern ein paar andere Antworten gehört. Ab 9 Uhr 30 verweigerte Fourie jegliche Auskunft, um 10 Uhr 30 ließ Oshivelo Clemencia aus dem Verhörraum holen. Staatsanwalt und Haftrichter säßen in seinem Büro. Er könne sie unmöglich länger hinhalten. Clemencia nickte. Um 11 Uhr war Fourie draußen. Als freier Mann. Sie hatten verloren.
    Die Müdigkeit fiel über Clemencia her wie eine ausgehungerte Hyäne. Oder war es Resignation? Fünf Morde, an denen nichts mehr rätselhaft war, und kein Prozess! Fourie würde nicht vor Gericht stehen, weil sie ihm nichts nachweisen konnten. Lucas Elago nicht, weil er tot war. Es war ein Debakel.
    «Unsinn! Wir sind die Helden der Nation!», sagte Tjikundu. Er warf drei Tageszeitungen auf den Schreibtisch. The Namibian titelte: «The truth after 19 years.» Im Windhoek Observer war neben einer Großaufnahme Donkerkops vor der verschwommenen Architektur des Heroes’ Acre zu lesen: «I shot Anton Lubowski.» Und in Die Republikein stand: «Lubowski – uiteindelik moordenaar gevang».
    Clemencia nahm einen Schluck Kaffee. Das schale Gefühl im Mund blieb, obwohl Tjikundu nicht ganz unrecht hatte. Wenigstens konnte ein vergessener offener Fall erfolgreich abgeschlossen werden. Und es handelte sich ja nicht um irgendeinen Fall, sondern um einen, der damals die ganze Nation erschüttert hatte. Zwar hätte Angula zu den Schlagzeilen nur den Kopf geschüttelt. Von Wahrheit könne man erst sprechen, wenn die Verschwörung im Hintergrund aufgedeckt sei. Dass man endlich den Mörder Lubowskis gefasst habe, hätte er wohl auch bezweifelt. Doch sie hatten Donkerkop, und er war geständig. Was die Hintergründe anbelangte, würde sich vielleicht noch vor Gericht etwas tun. Denn zumindest zu diesem Prozess würde es zweifelsohne kommen.
    «Tja», sagte Oshivelo, «das ist leider ziemlich ungewiss. Ich hatte gestern und heute ja genug mit der Staatsanwaltschaft zu schaffen. Da kam die Sache zur Sprache. Das Problem besteht darin, dass Donkerkop glaubhaft versichert, er wisse nicht, ob Lubowski schon tot war, als er auf ihn schoss. In diesem Fall würde es sich nicht um Mord handeln, sondern höchstens um Leichenschändung. Ein solches Delikt ist aber längst verjährt. Wenn nicht noch der Obduktionsbericht von damals auftaucht und zweifelsfrei klärt, ob …»
    «Der Bericht war doch in den Akten», unterbrach Clemencia. Sie hatte ihn mit eigenen Augen gesehen.
    Oshivelo zuckte die Achseln. «Er ist jedenfalls nicht aufzufinden.»
    «Das gibt es doch nicht», sagte Tjikundu.
    «Keine Anklage gegen Donkerkop?», fragte van Wyk.
    «Die Staatsanwaltschaft wird die Rechtslage genau prüfen», sagte Oshivelo.
    Clemencia versuchte noch einmal, Angula telefonisch zu erreichen. Nichts. Sie würde selbst hinfahren. Jetzt gleich. Angula kannte die Lubowski-Akten auswendig. Er würde wissen, was im Obduktionsbericht gestanden hatte. Clemencia meldete sich ab. Sie müsse erst einmal ausschlafen, bevor sie einen klaren Gedanken fassen könne. Oshivelo nickte gnädig.
    Sie bekam den letzten verfügbaren Einsatzwagen. Der Tank war zwar praktisch leer, aber bis zu Angula schaffte sie es. Die Haustür war verschlossen. Clemencia klopfte, rief, fragte eine Nachbarin, die sich neugierig über den Zaun beugte. Die Frau hatte Angula seit Tagen nicht gesehen und vermutete, er sei dienstlich unterwegs. Clemencia überlegte, ob sie die Tür aufbrechen sollte. Angula würde Verständnis haben, schließlich handelte es sich um einen Notfall. Es würde keinen Prozess geben, wenn …
    Es würde keinen Prozess geben! Clemencia kehrte der Tür den Rücken, stieg in ihr Fahrzeug und fuhr zur nächsten Tankstelle. Der Tankwart sah gelassen zu, wie sie das Geld in ihrem Portemonnaie zählte, und füllte dann für achtundvierzig Namibia-Dollar und fünfunddreißig Cent Benzin ein. Das könnte für die einfache Strecke genügen. Notfalls würde Clemencia die letzten Kilometer zu Fouries Farm zu Fuß gehen. Das hatte sie ja schon einmal gemacht.
     
    Ex-Richter Hendrik Fourie:
    Zuerst dachte ich an einen schmutzigen Trick. Die

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