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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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erst telefoniert. Am Montagvormittag gegen 10 Uhr. Und da war er in Südafrika. In Upington.»
    Upington lag achthundert Kilometer von Windhoek entfernt. Und noch ein paar Kilometer weiter von der Heja-Lodge, wo Maree am Montagvormittag ermordet worden war. Clemencia sagte: «Ich dachte, es sei lange her, dass Sie Kontakt hatten.»
    «Maree hat mich angerufen. Jahre hatte ich nichts von ihm gehört und war keineswegs unglücklich darüber. Ich habe ein neues Leben angefangen und nicht die geringste Lust, alte Geschichten aufzuwärmen.»
    «Sind Sie sicher, dass Sie mit Maree persönlich gesprochen haben?»
    «Natürlich.» Nach einem kurzen Zögern ergänzte Burger: «Ich hatte eine Zeitlang ziemlich viel mit ihm zu tun.»
    Wegen des Zustands von Marees Leiche war der Todeszeitpunkt nicht genau zu bestimmen gewesen. Clemencia war eigentlich davon ausgegangen, dass der Killer nicht stundenlang Konversation mit seinem Opfer betrieben hatte. Jedenfalls hatte sich Maree um 10 Uhr in seiner Gewalt befunden. Es war kaum anzunehmen, dass er selbst entschieden hatte, seinen alten Geheimdienstkumpel anzurufen. Clemencia fragte: «Maree wollte sich in Upington mit Ihnen treffen, richtig?»
    «Woher wissen Sie das?», fragte Burger.
    «Es war nicht Marees Idee. Ihm wurde eine AK-47 an die Brust gedrückt. Der Mann, der ihn kurz darauf umbrachte, wollte auch Sie in eine Falle locken.»
    Wenn Burger abgereist wäre, hätte man ihn nicht so leicht erreichen können. Er wäre seinem Mörder entgegengefahren. Wahrscheinlich wäre er jetzt schon tot. Clemencia vermutete, dass Burger gerade klar wurde, in welcher Gefahr er schwebte. Vielleicht war das die Gelegenheit, ein paar Informationen aus ihm herauszubringen, die er später nicht mehr preisgeben würde. Sie fragte: «Was wollte Maree von Ihnen? Wenn er Ihnen vorschlug, sich wegen eines Treffens einen Tag lang ins Auto zu setzen, dann doch sicher nicht, um in Upington bei einer Tasse Kaffee über alte Zeiten zu plaudern.»
    Burger schwieg ein paar Sekunden. Dann sagte er: «Angeblich ging es um ein Geschäft.»
    «Was für ein Geschäft?»
    «Keine Ahnung. Ich habe ihm gesagt, ich sei an nichts interessiert, was er vorzuschlagen habe.»
    Robinson kritzelte in Druckbuchstaben das Wort «Diamanten» auf ein Blatt Papier. Dann setzte er drei Ausrufezeichen dahinter.
    «Und damit soll Maree zufrieden gewesen sein?», fragte Clemencia. «Würden Sie sich nicht ein wenig mehr Mühe geben, wenn Ihnen jemand eine Kalaschnikow vor die Nase hielte? Marees Leben hing davon ab, ob er Sie zu einem Treffen überreden konnte.»
    «Ich kann Ihnen nicht helfen», sagte Burger.
    «Könnte es sein, dass der Name Anton Lubowski erwähnt wurde?», fragte Clemencia. Robinson griff nach dem Blatt mit der Aufschrift «Diamanten!!!». Er schien zu überlegen, ob er es zerknüllen sollte, strich dann aber nur mit der Handfläche darüber.
    «Was zum Teufel …?», fragte Burger am Telefon.
    «Sie sollten mit der Wahrheit herausrücken», sagte Clemencia. «In Ihrem eigenen Interesse. Nach Marees Anruf ist es höchst wahrscheinlich, dass der Killer versuchen wird …»
    «Er ist da», sagte Burger nur.
    «Was?», fragte Clemencia. «Wer ist da? Herr Burger?»
     
    Das Zimmer wirkte wie aus einer anderen Zeit. Die gerahmten Bilder zwischen den Fenstern zeigten Ochsenwagenszenen und Missionarsstationen. Im Regal an der Stirnwand standen Zinnbecher zwischen ledergebundenen Büchern. Auf einem Sekretär aus poliertem rötlichen Holz lag ein Brieföffner neben einem Tintenfass mit Feder. Der Schaukelstuhl in der Ecke würde wahrscheinlich knarren, wenn er sich hineinsetzte, aber das machte nichts. Der Mann am Telefon sollte ruhig merken, dass er einen Gast hatte, den man besser nicht warten ließ.
    Beim Zurückwippen knarrte der Schaukelstuhl tatsächlich. Der Mann am Telefon wandte sich um, erstarrte in der Bewegung, fragte: «Was zum Teufel …?»
    «Wir müssen reden, Staal Burger», antwortete er leise. Die Kalaschnikow schaukelte mit – auf und ab. Wenn er jetzt eine Salve abfeuerte, würden die Kugeln Burger vom Unterleib bis zum Hals hinauf durchsieben.
    «Er ist da», murmelte Burger.
    Natürlich war er da. Leise befahl er: «Legen Sie auf!»
    «Der Mann mit der Kalaschnikow», stammelte Burger. Er war kreidebleich und presste den Telefonhörer fest ans Ohr. So, als könne ihn das schützen. Als würde er nicht umgebracht, solange er mit einem Dritten sprach. Solange er eine Stimme hörte, die von

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