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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sie beobachtet.
    »Verdammt besser als Laufen.« Talea griff unbeholfen nach unten, um einen Fuß heranzuziehen, wünschte sich, die schmerzende Sohle massieren zu können, wagte aber nicht, selbst diesen kleinen Teil der Verkleidung abzunehmen.
    »Klar«, stimmte ihr Jon-Tom zu. Vorsichtig balancierend ging er auf der schwankenden Ladefläche nach vorn; Clodsahamp saß neben dem Fahrer. Das Insekt ignorierte sein Auftauchen.
    »Große Dinge ereignen sich heutzutage«, sagte Jon-Tom, um das Gespräch zu eröffnen.
    Der Blick des Käfers blieb auf die Straße gerichtet. Er sprach seltsam unnatürlich, als würde ein zweiter Verstand die Worte der Antwort wählen.
    »Ja, große Dinge.«
    »Was glaubst du, wann wird die Invasion der Warmlande beginnen?« Jon-Tom ließ die Frage so beiläufig wie möglich klingen.
    Eine Geste des Fahrers deutete Unkenntnis an. »Wer vermag das zu wissen? Sie gestatten Wagenmeistern kein Wissen über die inneren Abläufe des Obersten Militärs.' Aber es wird ein großer Tag sein, wenn er kommt. Ich selbst habe vier Nestgefährten in den Invasionstruppen. Ich wünschte, ich könnte unter ihnen sein, aber mein Distriktlogistiker beteuert, daß Nahrungsversorgung genauso wichtig für den Erfolg der Invasion sein wird, wie der Kampf. Also bleibe ich, wo ich bin, obwohl es meinen Wünschen widerspricht. Es wird eine denkwürdige Zeit sein. Das Gemetzel wird herrlich werden.«
    »Das behauptet man«, murmelte Jon-Tom, »aber können wir des Erfolges so sicher sein?«
    Einen Augenblick lang überwand der durch diese Ungläubigkeit hervorgerufene Schock des Fahrers fast die Geistestrübung, in die er versenkt worden war. »Wie kann man das nur bezweifeln? In Tausenden von Jahren hat das Reich keine so gewaltige Streitmacht aufgebaut. Nie zuvor waren wir so gut vorbereitet wie jetzt.
    Außerdem«, fügte er in verschwörerischem Ton hinzu, »geht das Gerücht, daß der Großhexer Eejakrat, Ratgeber der Kaiserin selbst, aus den Sphären der Dunkelheit eine unüberwindliche Magie in die Welt gebracht hat, die jeden Widerstand hinwegfegen wird.« Er richtete die Zügel aus, die zur rechten Achse des letzten Paars führten.
    »Nein, Bürger, wir können natürlich nicht verlieren.«
    »Ich empfinde genauso, Bürger.« Jon-Tom kehrte auf die Ladefläche des Wagens zurück. Clodsahamp schloß sich ihm einen Moment später an, als er leise mit den anderer sprach.
    »Wenn Siegesgewißheit ein Indiz für Kampfkraft ist, stehen uns höchstwahrscheinlich schlechte Zeiten bevor.«
    »Versteht ihr?« sagte Clodsahamp wissend und lehnte sich gegen ein paar grünschimmernde Behälter. »Das ist der Grund, warum wir diesen toten Verstand finden und zerstören müssen, aus dem Eejakrat irgendwie Wissen zieht, oder bei dem Versuch sterben.«
    »Sprechen Sie nur für sich selbst, Chef«, sagte Mudge. »Wer kämpft und wegrennt, lebt, um an 'nem anderen Tag zu kämpfen.«
    »Unglücklicherweise«, erinnerte Clodsahamp den Otter leise, »wird es wahrscheinlich keinen anderen Tag mehr geben, wenn wir versagen.«

XIII
    Mehrere Tage vergingen. Gehöfte und Viehweiden wichen den Ausläufern einer gewaltigen Metropole. Mit Steinen oder schwarzem Zement gefaßte Tunnel führten in die Erde. Auf der Oberfläche reichten die Reihen gleich aussehender grauer Gebäude bis zum Horizont - ein gewaltiges Steinrad, der äußere Ring der Hauptstadt Cugluch.
    Als sie durch das erste der vielen Tore traten, stießen sie auf größere und vielfältigere Bauten. Schwache Lichtstöße aus dem Inneren warfen unstete Schatten der Reisenden an die Wände, während widerhallendes Gehämmer das Geplapper der Menge übertönte. Einmal kamen sie an einem Wagen vorbei, der gerade aus einem großen würfelförmigen Gebäude herausfuhr. Er war hoch mit Speeren, Piken und Hellebarden beladen, die wie Getreidebündel zusammen gebunden waren. Das waffenbeladene Fahrzeug entfernte sich weiter westwärts, westwärts wie die Truppen, an denen sie vorbeigekommen waren. Westwärts zum Jo-Troom-Tor.
    Jeden Tag hatte es leicht geregnet, aber es war weit wärmer als in den sogenannten Warmlanden. Dicke, reine Tropfen glitten an ihren hartschaligen Verkleidungen herunter, drangen nur gelegentlich durch das täuschend nachgemachte Chitin. Zauberkraft verschaffte Kühlung, und die im Innern der Insektenanzüge fühlten sich trotz der Schwüle wohl. Als guter Hexer hatte Clodsahamp alles vorausgesehen, nur nicht das Bedürfnis, sich gelegentlich zu

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