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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Nebel klammerte sich an die Spitzen der sechs Türme und verhüllte den oberen Teil völlig. Nirgendwo war eine Fahne, ein Banner oder sonst irgendein fröhlicher Farbtupfer zu entdecken. Es war eine düstere Hauptstadt, einem düsteren Zweck gewidmet.
    Und der massige Palast war besonders dunkel und unheilverkündend. Zumindest hier hätte Jon-Tom eine Spur von Glanz und Pomp erwartet. Militaristische Kulturen neigten naturgemäß zu Prunk und Prachtentfaltung. Der Palast der Kaiserin allerdings war so glanzlos und finster wie die labyrhinthischen Behausungen der Bürger-Arbeiter. Von unterschiedlichem Baumuster, jedoch von gleicher Grundhaltung bestimmt, folgerte er.
    Die unterste Ebene der runden Pyramide war mehrere Stockwerke hoch. Sie bestand, wie zweifellos der gesamte Palastkomplex, aus dichtgefügten Steinen, die eine Putzschicht aus grauem Zement oder Mörtel bedeckte. Wasser rann in gewundenen Bahnen an der Außenfläche herunter und verschwand in Abflüssen, die den Sockel des Gebäudes umliefen. Es gab kaum Fenster.
    Das dreieckige Pflaster des Platzes ging knapp fünf Meter vor dem Fundament des Palastes in eine glatte Oberfläche aus schwarzem Zement über. Das war alles - kein Zaun, keine versteckten Alarmanlagen, keine Hecken oder Gräben. Aber auf dem schwarzen Fünfmeterstreifen, der den Palast umgab, bewegte sich nichts bis auf die steif einherschreitenden Wachen.
    Im Abstand von anderthalb Metern marschierend, bildeten sie drei Meter vor der Palastmauer einen soliden Ring. Sie wanderten langsam von links nach rechts, hielten wie aufgezogene Spielzeugsoldaten immer den gleichen Abstand voneinander. Soweit Jon-Tom es beurteilen konnte, umringten sie den gesamten Palast, eine Kette von Wachen, deren Bewegung niemals aufhörte.
    Auf Clodsahamps Drängen hin wandten sie sich südwärts. Die Wachen sahen kein einziges Mal in ihre Richtung, Jon-Tom war jedoch bereit zu wetten, daß jeder, dessen Fuß den schwarzen Zement betrat, mit unvermittelter, besonders feindseliger Aufmerksamkeit rechnen mußte.
    Schließlich standen sie einem gewölbten, dreieckigen Portal gegenüber. Seine schweren Eisenflügel waren weit geöffnet. Von beiden Flügeln erstreckte sich eine Reihe bewaffneter Käfer über den Zement bis zum Pflaster, Der rotierende Wachring passierte mit maschineller Präzision zwischen diesen hindurch; nie berührte eine der wandernden Wachen eine der stehenden.
    »Was jetzt, Chef?« flüsterte Mudge dem Hexer zu. »Ge'en wir einfach zu dem nächsten Mistkerl und fragen ihn ganz 'öflich, ob die Kaiserin zu 'ause is' und ob wir reindürfen, um sie mal zu besuchen?«
    »Ich hege nicht den Wunsch, sie zu sehen«, entgegnete Clodsahamp. »Eejakrat ist es, hinter dem wir her sind. Herrscher überleben, indem sie sich auf Intelligenz und Wissen ihrer Berater stützen. Man entferne Eejakrat oder zumindest seine Magie, und die Kaiserin steht jetzt ohne den wichtigsten Teil ihres vereinigten Verstandes da.«
    Er sah Caz nachdenklich an. »Du gibst vor, über praktisches diplomatisches Wissen und Können zu verfügen, mein Junge, und hast in der Vergangenheit tatsächlich eine Begabung dafür gezeigt. Ich zögere, unter so vielen Zuschauern und in so großer Nähe von Eejakrats Einflußbereich einen Zauber zu bewirken. Ich hege keine Zweifel, daß er magische Alarmvorrichtungen über den ganzen Ort hier verteilt hat. Sie würden auf mein Zaubern ansprechen, nicht aber auf deine Worte. Wir müssen hinein gelangen. Ich schlage vor, daß du dein Talent für improvisierte und überzeugende Konversation einsetzt.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte der Hase unsicher. »Es ist leicht, Leute zu überzeugen, mit denen man vertraut ist. Ich habe keine Ahnung, wie man mit denen hier umgehen soll.«
    »Unsinn. Du hast deine Sache bei diesem neugierigen Holzfäller kürzlich sehr gut gemacht. Die Denkungsweise, mit der du es zu tun haben wirst, ist auf jeden Fall einfacher als die, mit der du vertraut bist. Bedenke ihre Gesellschaftsform, die Konformität belohnt und Individualität verurteilt.«
    »Wenn Sie wollen, werde ich es versuchen.«
    »Gut. Ihr anderen stellt euch hinter uns auf. Pog, du bleibst in der Luft und warnst uns, falls dir plötzliche Aktivitäten in unserer Richtung von den Soldaten auffallen.«
    »Welchen Schinn scholl dasch noch haben?« brummte der sorgenvolle Famulus unter seiner Verkleidung hervor. »Wir schind schowiescho in einer Schtunde tot.« Dennoch flog er höher und behielt die Wachen

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