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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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Haan seine Browning Automatik. »Geben wir das Gewehr des Deutschen am besten Poulsen«, sagte Ratter.
    »Irgendein Vorschlag in Bezug auf die?«, sagte De Haan. Er wies mit dem Daumen über die Schulter.
    »Sagen wir ihnen über Funk, recht schönen Dank auch für alles, wir hauen ab.«
    »Sagen wir ihnen, dass wir Schumpel und seine Männer in unserer Gewalt haben und dass wir sie erschießen, wenn sie auf uns feuern«, sagte Kees.
    Ratter lächelte auf eine bestimmte Art – da schweigt des Sängers Höflichkeit.
    »Darum kümmern wir uns später«, sagte De Haan, »jetzt ist der Maschinenraum dran.«
    »Wieso rufen wir sie nicht an?«, fragte Ratter. »Und hören, wie die Lage da unten ist.«
    Vielleicht gar keine so schlechte Idee, dachte De Haan. Er nahm das Sprachrohr zur Hand und blies hinein. Als sich niemand meldete, benutzte er die Pfeife.
    Daraufhin kam ein sehr zögerliches: »Ja? Wer ist da?«
    »De Haan, der Kapitän. Kommt mir so vor, als würden wir zurückfallen, da unten alles nach Plan?«
    Etwa zehn Sekunden, dann: »Es ist alles in Ordnung.«
    »Was ist mit dem Motor? Läuft er, wie er soll?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich kenne mich mit diesen Maschinen aus.«
    De Haan hängte das Sprachrohr wieder ein. »Er kennt sich mit diesen Maschinen aus.«
    »Unterscheidet sich auch nicht allzu sehr von dem, was sie auf dem Minenräumer haben«, sagte Kees.
    De Haan hielt die Browning vor sich hin, betrachtete sie einen Moment lang und entsicherte sie. »Worauf warten wir, meine Herren?«
    Als sie die Messe betraten, funkelten Cornelius' Augen vor Bewunderung – seine Offiziere, bewaffnet und kampfbereit. Ratter gab Poulsen das deutsche Gewehr. »Schon mal so eine benutzt?«
    »Nein. Als ich klein war, haben wir auf Karnickel geschossen, aber wir hatten nur ein Kleinkaliber.« Er wog das Gewehr in den Händen und sagte: »Repetier-Waffe – aus dem letzten Krieg, wie's aussieht. Nicht weiter schwierig.«
    Shtern stand auf, wie um sich ihnen anzuschließen.
    De Haan würdigte die Geste, schüttelte jedoch den Kopf. »Ich denke, Sie bleiben besser hier.«
    »Nein, ich komme mit.«
    »Tut mir Leid, aber wir können nicht zulassen, dass Sie erschossen werden – wir könnten später noch Verwundete haben.«
    »Die werden wir jetzt haben.«
    »Lass ihn mitkommen, Eric«, sagte Ratter.
    Dann erhob sich Cornelius, gefolgt von Xanos. De Haan winkte sie wieder herunter. »Ihr habt schon euern Teil getan«, sagte er.
    Im Gänsemarsch, De Haan an der Spitze, Shtern als Letzter in der Reihe, schmiegten sie sich eng ans Außenschott, während sie auf dem glitschigen Deck zur Mittschiffsluke gingen und von dort aus zu dem Deck hinunterstiegen, auf dem die Mannschaft wohnte. Gespenstisch und wie ausgestorben, als sie dort ankamen, niemand zu sehen, nachdem die Crew offenbar in ihre Schlafquartiere gesperrt worden war. Eine zweite Luke brachte sie zu einem zweiten Niedergang, diesmal einem steilen, und dann zu einem schweren Schiebeschott. Auf der anderen Seite eine Laufplanke aus Metall, die sieben Meter hoch rund um den Maschinenraum verlief. Das Stampfen des Motors war auf ihrem Abstieg immer lauter geworden, bis es, hinter der Schiebetür, ein gewaltiges Trommeln war, das das stetige Dröhnen der Kesselfeuerung übertönte.
    De Haan winkte die anderen zu sich heran – auch wenn er bei dem Getöse unter ihnen die Stimme heben musste. »Schieben Sie das Schott auf«, sagte er zu Kees. »Sie bleiben hinter mir. Wenn Sie einen Schuss hören, gehen Sie da raus und erwidern das Feuer. Aber treffen Sie ja nicht die Kessel.« Sie alle wussten, was ausströmender Dampf mit jemandem machte, der in der Nähe stand. Er sah sie der Reihe nach an und fragte: »Fertig?«
    Ratter hob und senkte eine flache Hand.
    »Du hast Recht«, sagte De Haan. Besser, sie krochen und boten eine kleinere Zielfläche.
    Kees schlang sich die Enfield über die Schulter, packte den Stahlgriff und schob das Schott auf. De Haan ging in die Hocke, atmete einmal tief durch und hastete durch die Öffnung auf die Planke. Er kroch etwa einen Meter weit bis zu einer Stelle, von der aus er den Maschinenraum unter sich gut überblicken konnte, doch er sah rein gar nichts, denn in dem Moment, als sein Schatten auf die Fläche fiel, schlug etwas nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt in den Metallrand ein und schwirrte über seinem Kopf davon. De Haan warf sich zurück und prallte auf Ratter, als da, wo er eine Sekunde vorher gekniet hatte,

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