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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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Schutzwall: zum Feuern herauskommen und zum Verstecken wieder hinein.
    Kovacz zog einen Lappen aus der Tasche und fing an, sich die Hände abzuwischen. »Dann werfen wir also erst mal einen Blick auf die Karten«, sagte er.
    22.35 Uhr. In See.
    Sie brachten die drei deutschen Matrosen in die Messe und stellten Poulsen als Wache ab, während der Signalgast mit Mr. Ali im Funkraum blieb. De Haan kehrte zur Brücke zurück, nachdem er mit Kees, Ratter und Kovacz im Kartenraum vorbeigesehen hatte.
    Scheldt blieb am Ruder und hielt Kurs eins neun null.
    De Haan lehnte die Ostseekarten ans Kompasshaus und benutzte das Ende eines Bleistifts als Zeigestock. »Wir sind vielleicht hier«, sagte er. »Südwestlich von Bornholm.« Der dänischen Insel, die von Deutschland besetzt war.
    »Johannes?«
    »Ziemlich nah dran. Sagt das Log, und wir sind etwa fünf Stunden von unserer letzten Position entfernt.«
    »Keine Sterne zum Schießen.«
    »Und kein Mond, Eric. Da draußen ist es so schwarz wie der Hintern eines Bergmanns.«
    »Sie werden davon ausgehen, dass wir nach Norden abhauen«, sagte De Haan. »Nach Schweden. Wir können weder nach Dänemark im Westen noch nach Deutschland im Süden. Demnach muss es also Osten sein. Nach Litauen.« De Haan spreizte Daumen und Zeigefinger, um die Strecke bis zur Küste im Osten zu markieren. »Na ja, sagen wir, etwa zweihundertvierzig Seemeilen.«
    »Siebzehn Stunden, wenn das Sicherheitsventil zu ist«, sagte Kovacz.
    »Da platzen uns die Kessel«, sagte Kees.
    »Vielleicht auch nicht«, erwiderte Kovacz. »Aber wir können nicht nach Litauen. Seht ihr das hier? Das ist der deutsche Marinestützpunkt, mit Minenfeldern, in Klaipeda oder Memel oder wie sie das jetzt nennen. Wir müssen uns nördlich davon halten.«
    »Liepaja.«
    »Ja. Der erste Hafen in Lettland.«
    »Sowjetisches Territorium«, sagte Ratter. »Werden die uns nicht an die Deutschen ausliefern?«
    »Nicht so schnell«, sagte Kovacz. »Zuerst sperren sie uns ein, stellen uns Fragen, rufen Moskau an – ihr wisst schon, russische Mühlen mahlen langsam.«
    Ratter blickte von der Karte auf und sah De Haan in die Augen. »Was ist mit den Passagieren?«
    »Denen wird nichts passieren«, sagte De Haan. »Und uns bleibt keine Wahl.«
    »Patrouillenflugzeuge bei Tagesanbruch, De Haan«, sagte Kees. »Wir sind dann etwa hier.« Knapp auf halber Strecke.
    »Falls sie uns entdecken, hissen wir eine weiße Flagge.«
    Sie warteten, bis jemand womöglich eine bessere Idee hatte, doch alle schwiegen. Schließlich sagte Ratter: »Was ist mit der Besatzung?«
    »Wenn der Minenräumer auf uns schießt, und das wird er tun, dann signalisieren wir mit Klingeln und Sirenen Schiff aufgeben. Das lockt die Wachen aus dem Mannschaftsquartier. Also, ihr beide« – De Haan sah Ratter und Kees an – »wartet mit zwei Mann aus Stas' Crew im Korridor und überwältigt sie, sobald sie herauskommen. Und auf dem Weg da runter gebt Poulsen und Ali Bescheid, wie die Situation ist.«
    »Wann fangen wir an?«, fragte Kees.
    »Jetzt.«
    Er ließ Kovacz genügend Zeit, nach unten zu kommen und die Kesselluftklappen zu schließen, ging dann auf die Nock und sah zum Schornstein hoch, wo der Rauch in seiner gewohnten, schmutzig weißen Farbe in den Nachthimmel stieg. Es herrschte eine leichte Brise von Südwest, doch das würde nicht schaden, sobald sie nach Osten schwenkten. Unter seinen Augen färbte sich der Rauch ein wenig dunkler, verschwand dann für einen Moment und wurde grau. Er ging bis ans Ende des Brückenhauses und sah achtern zur M 56 hinüber, die mit den scharfen gelben Strahlen ihrer Fahrtlichter im Regen genau den Kurs einhielt.
    Zurück auf der Brücke, rief Kovacz ihm, als er den Maschinentelegrafen auf Voll – Voraus schob, von unten zu: »Sicherheitsventil zu. Wir versuchen vierzehn Knoten.« De Haan wartete, behielt die M 5 6 im Auge und sah auf die Uhr: 22.48. Unter seinen Füßen wurde die Vibration in der Deckplatte stärker, und er konnte fühlen, wie der Motor sich unter dem wachsenden Druck in den Kesseln abmühte und die Kolben immer schneller und schneller liefen. 23.15 Uhr. War die M 56 weiter weg? Oder nur die Lichter blasser? Vielleicht. Nein, sie war weiter weg.
    Aus dem Funkraum meldete sich Mr. Ali übers Sprachrohr. »Ein Funkspruch vom Minenräumer, Herr Kaptän. Sie wollen wissen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Der Signalgast soll ›Ja‹, melden.«
    Eine Minute später wieder Ali. »Jetzt fragen sie, ob wir die

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