Die Stunde des Wolfs
ihm einen Blick zu, hob einen Finger, bin gleich zurück, und kam zu De Haan herüber, der ein Bier bestellte und fragte, ob es etwas zu essen gebe. Nein, nichts zu essen, aber das Bier, eine spanische Marke namens Estrella de Levante, war dunkel und sättigend.
Der Barkeeper widmete sich wieder seinen anderen Gästen – Seeleuten, wie De Haan vermutete, von denen einer auf Englisch, amerikanischem Englisch, seine offenbar lange und komplizierte Geschichte weitererzählte. »Also, keiner auf dem Schiff wusste, was ein Kuschmacher macht«, sagte er, »aber sie wollten es nicht zugeben, also fragten sie ihn, was er brauchte, und er sagte, er brauchte eine Metallwerkstatt und sehr viel Blech. Na ja, das hatten sie, und sie gaben ihm eine Menge und er schien damit ganz zufrieden. Arbeitete Tag für Tag da drinnen und schweißte das Blech zusammen. Wenn sie irgendjemand danach fragte, sagten sie einfach, ›Ach, das ist der Kuschmacher‹, aber jeden Tag wurden sie neugieriger, was der Kerl da wohl trieb. So vergingen Wochen, und das ganze Schiff wartete. Am Ende sahen sie, dass er eine große Blechkugel angefertigt hatte, mit wirklich sauberen Schweißnähten, ich meine, schön flach, wisst ihr? Als Nächstes geht der Kuschmacher zum Kapitän und sagt, ›Captain, jetzt brauch ich einen Derrickkran und eine Lötlampe.‹ Der Captain sagt, okay, und am nächsten Morgen holt sich der Kuschmacher ein paar Jungs, die ihm helfen sollen, diese Blechkugel, die ist ganz schön groß, vielleicht drei Meter Umfang, aus der Werkstatt aufs Hauptdeck zu rollen, wo der Derrickkran wartet. Als Nächstes befestigt er die Kugel an den Derrickkabeln und lässt sie genau an die Stelle rausschwenken, wo er sie haben will. Über dem Wasser.«
Der Barkeeper sah sich nach seinen anderen Gästen um und lehnte die Ellbogen auf die Bar. Die Geschichte dauerte offenbar schon eine Weile. »Über dem Wasser, ja?«, fuhr der Mann fort. »Dann nimmt er diese Lötlampe und fängt an, die Kugel zu erhitzen, sie ist groß, wie gesagt, aber er hört nicht auf, hält immer weiter die Lötlampe drunter. Inzwischen sieht das ganze Schiff zu – die Jungs aus dem Maschinenraum sind hochgekommen, andere, die gerade zufällig was an Deck zu erledigen haben, einfach alle. Endlich fängt die Blechkugel zu glühen an, zuerst ein bisschen, dann leuchtend rot. Der Kuschmacher tritt zurück und reibt sich das Kinn, so. Ist sie heiß genug? Ist sie fertig? Ja, denkt er sich, genau richtig. Er legt die Lötlampe weg und gibt dem Kerl auf dem Derrickkran Zeichen loszulassen. Der Mann zieht den Ausklinkhebel, und die Kugel plumpst ins Wasser.«
Der Barkeeper wartete und fragte schließlich: »Und dann?«
»Und dann macht sie kuschhhh .«
Die beiden Matrosen grinsten, und der Barkeeper schwang sich zu einem Lachen auf. »Kuschhh, ja, das ist komisch«, sagte er und ging zu einem anderen Gast.
Der Geschichtenerzähler wandte sich an De Haan. »Ich glaub, er hat den Witz nicht kapiert.«
»Nein«, sagte De Haan. »Er dachte, Sie machen sich über ihn lustig.«
»Liebe Güte«, sagte der Mann.
»Es ist kein marokkanischer Witz«, sagte sein Freund.
»Ich heiße Whitney«, sagte der Erzähler. »Und das ist Moose.«
Die Spitznamen waren passend, dachte De Haan. Whitney hatte langes, blondes Haar, das er glatt zurückgekämmt trug, und Moose war breit und schwer wie ein Elch. »De Haan«, sagte er. »Kapitän von einem Schiff da draußen.« Er wies mit dem Kopf Richtung Bucht.
»Ach, tatsächlich? Von welchem denn?«
»Der Noordendam. Von der niederländischen Hyperion-Lijn.«
»Ach, holländisch.«
»Richtig.«
»Und womit handeln Sie?«
»Trampschiff mit Trockenfracht.«
Whitney nickte. »Zum Bunkern hier?« Das war der alte Begriff für das Auffüllen der Bunker mit Kohle, der immer noch für das Auftanken mit Öl in Umlauf war.
De Haan bejahte.
»Wir sind von der Esso Savannah , vielleicht ist es also unser Öl.«
»Möglich. Eigentlich bin ich hier, um Matrosen anzuheuern.«
»Ach so? Na ja, wir sind Matrosen, aber wir sind glücklich da, wo wir sind.« Er drehte sich zu seinem Freund um. »Wir mögen Standard Oil, hab ich Recht?«
»Na klar, wir lieben die«, sagte Moose.
»Nein, wirklich, ist ganz in Ordnung«, fügte Whitney hinzu. »Gibt Kerle, die immer meinen, anderswo ist es besser, aber in Wahrheit ist es überall gleich. Jedenfalls in den Staaten.«
»Sie würden sich wundern, was wir zahlen«, sagte De Haan.
»Auf einem
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