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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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die Wände und ließen das späte Abendlicht ein. Die Treppe mündete in einen hohen Flur, der hier und da zu Terrassen, Balkonen und überdachten Brücken auswuchs. Karat fühlte sich, als würde er in ein verlassenes Königreich eindringen. Die Vergangenheit
herrschte aus dem Schatten heraus, und obwohl dieser Herrscher stumm war, regierte er mit eiserner Hand über sein Reich.
    Schließlich erreichten sie eine Türöffnung, die von Efeu umwachsen war. Sie traten durch das dichte Blätterwerk und gelangten in einen niedriger gelegenen Raum, in dessen Mitte ein Feuer loderte. Es war angenehm warm hier drinnen.
    Mehrere Dutzend Männer und Frauen saßen um das Feuer herum auf Fellen und geflochtenen Matten. Karat blieb stehen, als er die Fremden sah. Er hatte keineswegs erwartet, so vielen Rebellen zu begegnen. Auf den ersten Blick schätzte er, dass es fünfzig waren, vielleicht noch mehr. Als sie Mutter Meer bemerkten, begrüßten sie sie mit allen Dialekten der Inseln.
    Sie ging an den Kriegern vorbei, die ihr Platz machten, nahm Hände, teilte sanfte Worte aus - gab jedem das Gefühl, eine ganz besondere Verbindung zu ihr zu haben. Karat glaubte es ihr fast.
    Am Feuer rutschte man zusammen, damit Mutter Meer und ihre Begleiter sich setzen konnten. Schalen mit gebratenem Fisch, gesalzenem Dörrobst, Handbrot und Kichererbsenpaste wurden ihnen gereicht. Mutter Meer bot das Essen erst Karat, Saion und Hyrab an, ehe sie sich selbst etwas nahm. Sie kaute ruhig und schluckte hinunter. Als sie mit gekreuzten Beinen dasaß und in die große Runde blickte, wurde es still.
    »Dies ist Karat.«
    Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Er maß die Rebellen. Manche sahen aus wie echte Krieger. Er sah ihnen an, dass sie töten konnten, schon getötet hatten. Andere waren Flüchtlinge und würden immer Flüchtlinge bleiben. Die Waffen, die sie trugen, änderten daran nichts. Dennoch sah Karat in
allen Gesichtern denselben Hass, still und tief. Hier war niemand aus falschem Heldentum. Das erleichterte ihn.
    »Er hat uns nicht gesucht. Wir haben ihn gefunden. Er ist ein Kopfgeldjäger.« Mutter Meer sah ihn an. Ihr Blick war wie eine Umarmung, die einen vergessen ließ, dass noch jemand anderes anwesend war. »Und er ist unser Bruder.«
    Karat schauderte, ohne zu wissen, warum. Er konnte ihrem Blick nicht ausweichen, bis ihn jemand am Arm berührte. Erschrocken fuhr er herum. Eine junge Isin reichte ihm einen Wasserkrug.
    »Willkommen«, sagte sie. Karat nahm den Krug an und dankte murmelnd.
    Irgendwo in der Menge begann jemand, eine kleine Trommel zu schlagen. Bald erhob sich Gesang aus allen Ecken, ein wehmütiger Kriegschor. Es wurde getrunken und gegessen. Gespräche stiegen hie und da auf, doch die meisten Stimmen fügten sich in den Gesang ein. Karat aß die isischen Speisen, blickte ins große, prasselnde Feuer, lauschte den Liedern und fühlte plötzlich, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Er presste die Augen zu.
    Erinnerungen gossen auf ihn herab wie heißes Wachs. Alles fühlte sich so schrecklich vertraut an, als würde die Vergangenheit aus ihrem Grab steigen, ein Gespenst aus welken Blumen und Leichengeruch.
    Karat spürte, dass Mutter Meer ihn beobachtete. Er versuchte zu zeigen, dass er nur Schmerzen in der Schulter hatte. Ein paar Isen erhoben sich und tanzten zum Rhythmus der Trommeln. Mit geschlossenen Augen wiegten sie sich vor und zurück, zogen ihre Waffen und stießen sie in die Luft. Eine alte Frau begann, Parolen auszurufen. Ihre Worte wurden so leidenschaftlich, dass Karat Tränen fließen sah. Andere klatschten im Takt. Mutter Meer legte den Kopf
zurück und drehte ihn langsam. Ihre breiten Schultern zitterten mit der Musik. Leise Worte lagen auf ihren Lippen, Schwüre, Verwünschungen, Gebete vielleicht. Dann sah sie Karat an und wurde sehr ernst. In diesem Moment war ihm, als wüsste er alles über sie und die Rebellen. All ihre Beweggründe. All ihre Träume. Wie viel sie zu opfern bereit waren. Die ganze Wahrheit lag in der Musik und in den meerfarbenen Augen ihrer Anführerin.
    »Wie heißt du?«, fragte Karat. Obwohl die Trommeln ihn übertönten und sie ihn unmöglich gehört haben konnte, zog sie ihr Araidann und schrieb mit der Schwertspitze einen Namen in die Asche. Karat legte den Kopf schief, um zu l esen. Oyara .

Totenlichter
    E in Klopfen an der Tür weckte Hel. Verschlafen richtete sie sich auf und nuschelte: »Ja?«
    Ein Diener trat ein. »Guten Morgen. Die Taube ist startklar und wird in

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