Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
das machte sie schon zu etwas Besonderem. Ein wenig mystischer als die Räuberbanden, die sich in den Kanalisationen der großen Städte herumtrieben und auf Marktplätzen für Krawall sorgten.
Er fragte sich, wie viele ›Söhne‹ die gute Mutter hatte. Vielleicht eine Handvoll. Bestimmt waren es arme Burschen, die aus irgendwelchen Dörfern vertrieben worden waren und sich nun mit Heugabeln für den Umsturz der Magierschaft vorbereiteten.
Schmerzlich erinnerte Karat sich an sein Araidann. Verloren, auf so unwürdige Weise … er hatte sich das Schwert mit seinem ersten Geld gekauft. Mit all den dreckigen, blutverkrusteten Münzen, die er über Jahre hinweg auf Schlachtfeldern und in überfallenen Dörfern gesammelt hatte, verwahrt in einem geheimen Beutel in seiner Hose. Mit dem Schwert hatte er sich die Freiheit verschafft, ein Söldner zu werden, einer, der nur für sich selbst kämpfte. Das Araidann hatte ihm stets treue Dienste erwiesen, war ein Teil von ihm geworden,
so unentbehrlich wie ein Arm. Die Vorstellung, dass es nun irgendwo im Dickicht lag, um in Laub und Moos zu versinken, war unerträglich. Karat öffnete die Augen, starrte in seine Handfläche und ballte langsam die Faust.
Er würde den zweiten Dämon stellen und töten. Was ihm einmal gelungen war, würde ihm wieder gelingen. Vielleicht erfuhr er dabei auch, was die Dämonen vorhatten. Schließlich wusste er jetzt, dass sie keine göttlichen Wesen ohne Verstand waren. Sie hatten sich aus einem bestimmten Grund bekämpft. Und der Junge hatte ihn gefragt, wer er war, als er das Mädchen erschlagen hatte. Er war berechnend, also musste auch er selbst berechenbar sein. Karat musste nur herausfinden, was er beabsichtigte.
Später kam ein anderer Krieger zu ihm. Er hatte bereits ergraute Haare, war aber sehnig und beweglich wie ein Schilfrohr und glitt lautlos in den Raum. Mit einem Lächeln stellte er Karat eine Pfeife und Rauchkraut vor das Bett.
»Ihr versucht wirklich, mein Herz zu erobern, was?«, meinte Karat trocken.
Der Krieger erwiderte nichts, lächelte nur und ging.
Als der Rauch seine Lungen füllte, fühlte Karat sich schon viel besser. Der Schmerz in seiner Schulter glitt in den Hintergrund. Nachdenklich lag er auf dem Rücken und beschloss, die Dauer seiner Heilung wie einen erholsamen Schlaf zu verbringen. Er konnte sich gedulden. Und der Dämon würde auf ihn warten. Da war er sicher. Er hatte ihn nicht nur verfolgt, um sich dafür zu rächen, dass er das Mädchen getötet hatte. Karat wusste, wie jemand rannte, den Rache trieb. Nein, der Dämon hatte ihn durch den Wald verfolgt wie jemand, der etwas Wichtiges zurückhaben will.
Karat blies gelbe Wölkchen gegen die Decke des Raumes. Was hatte er, was der Dämon wollte?
Er inhalierte tief, spürte, wie seine Brust sich hob. Zögernd tastete er nach der Stelle, wo sein Herzschlag war.
Karat schlief ein, erwachte und schlief wieder, bis erneut Besuch kam. Diesmal war es Mutter Meer in Begleitung von einer älteren Frau und einem hünenhaften Krieger, dessen Augen Karat fixierten. Zwei zwergische Äxte baumelten an seinem Waffengürtel. Die Frau trug lederne Taschen.
»Das sind Hyrab und Saion. Hyrab ist unsere Heilerin. Sie wird deine Wunde ansehen.«
Karat erwiderte Saions kalten Blick eine Weile, dann sah er zu Mutter Meer auf. »Danke.«
»Wie ist dein Name?«, verlangte Saion.
»Karat«, sagte er langsam.
» Schakal ? Dann warst du wohl auch ein Kinderkrieger. Ein Jammer, dass du den Namen behalten hast, den dir deine Herren gegeben haben.« Zu seiner Verwunderung deutete Saion eine Verneigung an. Offenbar, dachte Karat höhnisch, hatte Mutter Meer ihrem Sohn Manieren beigebracht.
Hyrab packte ihre Taschen aus und bereitete eine Schüssel mit Wasser und Tüchern vor. Dann nahm sie ihm den Verband ab.
Verdutzt hielt sie inne. Die alte Heilerin starrte ihn an, dann drehte sie sich zu Mutter Meer um. Diese zog kaum merklich die Brauen hoch. Ihre klaren Augen richteten sich auf Karat.
Er sah an sich hinab - und keuchte. Die Wunde war geschlossen. Dunkle Adern standen hervor, die Haut war geschwollen - doch der offene Riss war verschwunden. Zitternd fuhr er mit dem Finger über die Verletzung. Heller Schmerz durchschoss ihn.
»Wer bist du?«, hauchte Mutter Meer.
Karat wagte nicht aufzublicken. Erstarrt wie ein Kind ließ er die Stille über sich ergehen.
Mutter Meer bot ihm an, ein Bad zu nehmen. Draußen, erklärte sie, als sie bereits die Treppe
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