Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Hel fürchtete, dass sie irgendeinen schlimmen Verdacht bestätigt hatte.
»Du bist ganz sicher«, sagte Olowain mit wankender Stimme, »dass im Augenblick seines Todes Licht aus dem Dämon geströmt ist … in den Isen?«
Hel zögerte. »Doch. Ja.«
Olowain stand auf und ging rastlos durch den Raum. »Der zweite Dämon, der, der dich in der Wüste gefunden hat … hat er sich nie verdächtig verhalten?«
Hel dachte an seine Magie. An den Zwischenfall in der Windigen Stadt. Seine morgendlichen Gebete.
»Ich, vielleicht … ich … weiß nicht.«
Olowain bewegte sich noch immer zwischen Bett und Schrank. »Wieso hast du der Magierschaft nicht schon früher davon erzählt?!«
Nun sah Hel ihn fest an. »Es gab genug Beweise dafür,
dass die Dämonen existieren. Ihr wart derjenige, der das alles als Spuk abgetan hat.«
Er funkelte sie an. »Der Isenaufstand hat unsere Ermittlung in die falsche Richtung gelenkt! Wenn aber nun das Alte Reich seine Finger im Spiel hat … nun, dann ist das etwas ganz anderes. Das bedeutet weitaus größere Probleme … weitaus größere.«
Er blieb stehen und biss sich auf den Zeigefinger. Dann sah er Hel an und ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken. »Ich werde dich einweihen, Hel«, sagte er zögernd. »Es ist leichter so, und es geht um zu viel. Aber du musst bei deinem Leben schwören, dass du Schweigen bewahrst. Verstehst du das? Absolutes Schweigen!«
Hel sah ihn ernst an. »Ich schwöre es, Meister Olowain.«
»Kein Wort zu deinem Freund Nova.«
»Ich habe bereits geschworen«, sagte sie.
Olowain atmete flach aus. »Ich habe Grund zu der Befürchtung, dass die Dämonen hinter etwas her sind. Mächtige Gegenstände, in Vergessenheit geraten und selbst bei den Gelehrten zu Mythen verblasst. Die tödliche Magie der Dämonen, die alles Leben aufsaugen kann, und das Licht, das vom einen in den anderen übergegangen ist, als er ihn tötete - all dies weist darauf hin, dass es sie wirklich gibt … ihre Herzen.« Seine Stimme war immer leiser geworden, sodass Hel sich nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
» Herzen ?«, wiederholte sie.
Olowain erhob sich wieder und trat an das Bullaugenfenster, über das Wassertropfen flohen. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Damals, im Krieg zwischen Druiden und Magiern, ergriffen die Druiden eine letzte, fatale Maßnahme. Ihr Weltreich war längst auseinandergebrochen,
die Fortschritte der Magierschaft ließen sich nicht länger aufhalten; Wissen lässt sich nie aufhalten. Also verwendeten die Druiden ihre verbliebenen Kräfte darauf, sich zu rächen. Oder vielleicht war es auch ihr fanatischer Glaube, der ihnen befahl, die ›abtrünnigen Kinder‹ der Erde zu strafen. Es heißt, die letzten mächtigen Druiden opferten sich dem Tiefen Licht.«
»Was ist das?«, fragte Hel.
Er blinzelte; fast schien es, als hätte er vergessen, dass er mit jemandem sprach und nicht nur laut dachte. »Das Tiefe Licht, so nennen die Druiden die Quelle allen Liriums, tief im Kern der Erde. Alles Leben stammt aus der Erde, steigt auf und flößt den Tieren, Pflanzen und Dingen Licht ein. Für die Druiden ist es eine Art bewusstes Wesen, eine Gottheit, die segnen und strafen kann, die angebetet und gerächt werden muss.« Er schnaubte leise. »Jedenfalls steht in den Überlieferungen, dass die Vier Druiden jener Tage ihr Leben dem Tiefen Licht opferten, um fortan als Dämonen durch die Welt zu irren. Als seelenlose Hüllen für eine göttliche Macht richteten sie überall Zerstörung an, bis das Tiefe Licht sie ganz verzehrt hatte. Etwas von ihnen aber blieb übrig. Ein letzter Rest Menschlichkeit vielleicht oder ihre Seelen; in den alten Schriften werden sie Nyr’Hel genannt. Totenlicht. Doch der Name spielt keine Rolle. Nach dem Verfall ihrer Körper blieb dieses Unsterbliche, das ihrem Glauben nach jedes Lebewesen besitzt, mit dem Tiefen Licht vereint. Die Totenlichter tragen die ganze Macht des Tiefen Lichts in sich, sind direkte Verbindungen zur Urquelle von Lirium, die sich im Erdkern regt. Und die Totenlichter sind ewig, unzerstörbar durch die Seelen der geopferten Druiden.«
Er holte zitternd Luft. Hel konnte nicht glauben, dass ausgerechnet Meister Olowain solche Geschichten erzählte -
und allem Anschein nach glaubte. Es machte ihr Angst. Bang wartete sie darauf, dass er eine trockene Erklärung hinzufügte, irgendetwas Verständiges sagte, das das Ganze als Ammenmärchen abtat. Doch er fuhr fort: »Die
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