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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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tust nicht, was du wirklich tun willst. Du bist nicht, wer du wirklich sein möchtest. Aber es ist so wichtig, sich selbst zu lieben. So wie als wir Kinder waren.« Sie sprach sehr leise. Karat starrte sie an. Niemand sonst hätte so lächerliches Zeug sagen können, ohne dabei seine Würde zu verlieren. Er zwang sich, nicht darauf hereinzufallen. Dass alles, was Oyara sagte, so wahr klang, lag nicht an ihren Worten, sondern ihrer Art. Er musste sich immer daran erinnern.
    »Du bist wirklich die geborene Anführerin«, schmunzelte er.
    »Wir sind alle geboren für irgendwas, meinst du nicht?«
    »Nein.« Er betrachtete ihr Gesicht auf der Suche nach Bestürzung, Enttäuschung, Wut. Aber sie war verdammt gut. »Du kannst mir deine schönen Träume nicht verkaufen. Ich habe Leute getötet, deren Leben ebenso belanglos war wie ihr Tod.«
    »Ihr Tod war nicht belanglos«, erwiderte sie prompt. »Sieh nur, welche Wirkung sie auf dich hatten.«
    »Gar keine.«
    Sie hielt den Atem an. »Wieso lässt du dir keine Zeit, um über dein Leben nachzudenken?«
    Er hörte seine eigenen Zähne knirschen. Er hatte es ja gewusst - sie waren alle gleich, die Fanatiker, und wollten einen nur bekehren. Aber er brauchte niemanden, der ihm sagte, was er zu tun hatte, er brauchte keine Mutter, er war ein Mann, ein erwachsener Mann.
    »Ich muss mich ausruhen«, sagte er. »Dann seid ihr mich schneller los.«
    Er hob dankend die Hand mit der Muschel und verließ den Raum. Oyara hielt ihn nicht zurück.

    Karat hatte gehofft, dass man ihm Essen in seine Kammer bringen würde, wenn er nicht zum gemeinsamen Mahl erschien. Doch er wartete vergebens und sein Bauch rumorte vor Hunger. Schließlich schwang er sich von seiner Pritsche und schlich in die große Halle. Schon aus der Ferne fiel ihm auf, dass es ungewöhnlich ruhig war. Als er eintrat, richteten sich alle Blicke auf ihn: Offenbar hatte er gerade Mutter Meer in einer ihrer Erzählungen unterbrochen. Sie wies ihn an, bei ihr am Feuer Platz zu nehmen. Mit einem unwohlen Gefühl ließ er sich nieder. Dann nahm er sich aus einer Schale gebratenes Fleisch und begann zu essen.
    »Nach den Wochen auf hoher See bist du also in Kapua angekommen … und dann?«, fragte jemand hinter ihm, und Karat glaubte einen Moment, er sei angesprochen - dann begriff er, dass Mutter Meer gemeint war.
    Sie räusperte sich. »Genau. Damals hatte die Magierschaft gerade ein Verbot erlassen, dass verhindern sollte, dass noch mehr Kinder von den Inseln nach Moia verschleppt wurden. Das war, bevor der Krieg seinen Höhepunkt erreichte, der bald folgen und jedes Verbot, jeden Anstand nichtig machen sollte. Jedenfalls nahmen damals viele Schmuggler den Weg an der Küste entlang bis nach Kapua, wie viele von euch wissen. Dort waren die Augen der Magierschaft weniger wachsam. Wir gingen als importierte Weine durch. Drei Kinder in jedem Fass.« Sie lachte freudlos. »Dann ging es natürlich auf schnellstem Weg nach Moia, in die Kriegsgebiete. Sie haben mir ein stumpfes Messer in die Hand gedrückt und mich in eine Stadt gejagt, um zu töten und zu plündern. Ich habe weder das eine noch das andere gekonnt. Als ich aus der Nacht erwachte, war ich in Blut gebadet und am Leben. Ich konnte nicht töten und doch stach meine Hand zu. Ich konnte nichts rauben und doch brachte ich meinen Herren die Besitztümer
der Leichen. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass ›ich‹ gar nicht mehr da war. Da war nur noch ein Körper.«
    Zustimmung ebbte aus allen Richtungen heran. Auch Verwünschungen und Flüche gegen die Bleichen. Oyara betrachtete ihre Hände und ihr Gesichtsausdruck war so gefasst und ruhig wie immer - als würde sie nur eine Gutenachtgeschichte erzählen. »Ich lernte ein Mädchen kennen. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir Seite an Seite gekämpft haben, ohne uns zu bemerken. Wir waren ja alle nur Schatten des anderen. Irgendwann trafen sich unsere Blicke. Lange haben nur unsere Augen miteinander gesprochen, für Wochen vielleicht. So habe ich langsam mich selbst wiedergefunden. Ich wusste, dass ich noch da war - dass es etwas gab, das dieses Mädchen sehen konnte. Für sie war es genauso. Später haben wir darüber geredet. Eines Tages durchsuchten wir ein Haus. Im Keller fanden wir Bücher. Ich kannte damals nur einzelne Wörter der Menschensprache. Das Mädchen war noch jünger als ich, aber sie hatte bereits länger gekämpft, und sie sprach die Sprache der Bleichen. Sie nahm ein Buch mit. Darum nahm ich auch

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