Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Kaminraum vor der Bibliothek zusammen - denn die Bücherhallen durften ausschließlich Magier betreten - und befragte sie. Hel erzählte ihm von der Begegnung zwischen Mercurin und der geheimnisvollen jungen Frau in Har’punaptra, kurz bevor ihre Wege sich getrennt hatten. Im Nachhinein war ersichtlich, dass die Frau ebenfalls ein Dämon aus dem Alten Reich sein musste. Hel erinnerte sich, dass sie von anderen gesprochen hatte, und sie kamen zu dem Schluss, dass es mindestens vier Dämonen gab, von denen einer bereits mit Sicherheit tot war.
»Aber der Ise hat nun das Totenlicht«, gab Olowain zu bedenken. »Es überträgt sich, indem man den Besitzer tötet. Das heißt, in dem Isen wird ein neuer Dämon entstehen, wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden und unschädlich machen.«
Hel dachte eine Weile darüber nach, sagte aber nichts. Sie war beunruhigt und hatte Fragen, die sie Olowain nicht stellen wollte.
Eines Nachts wachte Hel plötzlich auf und wusste, wo sie den Isen gesehen hatte. Es fiel ihr ein, als würde ein leuchtendes Silberstück klirrend auf den Boden fallen: In der Windigen Stadt, in der Arena, beim Trollkampf. Die lange Narbe von seinem Hals über die Wange, die kalten hellgrünen Augen. Er war es.
Was für ein Zufall! Oder gab es eine Verbindung? Hatten er und Mercurin sich bereits vorher gekannt? Nein, das konnte nicht sein - Hel erinnerte sich, dass Mercurin nicht gewusst hatte, was Isen waren, und auch beim Kampf im Wald hatte er ihn mehrmals gefragt, wer er sei.
Gleich am nächsten Morgen suchte sie Olowain auf, um es ihm zu sagen. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind, schickte
sofort Eilige Federn nach Har’punaptra und zu allen großen Städten der Umgebung, um Informationen über einen isischen Söldner einzuholen. »Ein Jammer, dass die Windige Stadt nicht mehr existiert!«, rief Olowain dann und schlug sich mit der Faust in die offene Hand. »Dann könnten wir genau erfahren, wie er heißt und wo er sich herumtreibt. Aber gut, dass er offenbar kein Rebell ist! Jedenfalls damals noch nicht. Man weiß ja nie, wie sie sich wandeln … ein Söldner also. Einer, der sein Schwert für Geld verleiht. Keiner mit Prinzipien … sehr gut, sehr gut, sehr gut!«
»Aber dann ist er doch unberechenbar, oder?«, warf Hel ein. »Ist das denn gut?«
»Lieber ein unberechenbarer Zerstörer als ein fanatischer Rebell mit hehren Zielen. Das heißt …« Olowain rieb nachdenklich seinen Stab, plötzlich nicht mehr so begeistert wie gerade eben. »Vielleicht lässt er sich von den Aufständischen kaufen. Nun. Dann müssen wir ihnen zuvorkommen. Wir haben jedenfalls mehr zu bieten!«
Seine Zuversicht konnte Hel nicht aufmuntern. Die ganze Sache bedrückte sie, und wenn sie an die Zukunft dachte, dann tat sich nur ein dunkler Abgrund auf.
Später, als sie zurückging, traf sie Nova auf der Brücke zwischen West- und Nordturm. Er beugte sich über die breite Steinbrüstung und blickte auf die Stadt am Ufer hinab. Es war warm, aber windig; mächtige Wolkenmassen balgten sich im Himmel und veränderten ständig das Licht. Es schien, als könnte sich der Tag nicht entscheiden, ob er heiter oder betrübt sein wollte.
Hel lehnte sich neben Nova gegen die Brüstung.
»Hat Olowain schon angekündigt, wann wir aufbrechen werden?«, fragte Nova.
Hel schüttelte den Kopf. »Meister Palairon hat ihn beauftragt,
erst herauszufinden, wo die Totenlichter liegen könnten - falls sie noch nicht von den Dämonen geholt wurden. Die Magierschaft rechnet jedenfalls nicht damit, dass das Alte Reich sich auf irgendeinen Handel oder ein Bündnis einlässt … sie wollen die Totenlichter, und sie wollen die Dämonen, und sie verlassen sich nicht auf Drohungen.« Sie hielt inne. Dann setzte sie hinzu: »Ich frage mich, was das Alte Reich mit den Totenlichtern vorhat.«
»Wahrscheinlich Aradon zurückerobern … oder die Magierschaft erpressen, ihnen Land zu geben. So etwas in der Art.« Nova rieb die Handflächen aneinander. »Mich interessiert viel mehr, was die Magier mit den Totenlichtern vorhaben.«
Hel strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah ihn an. Sie hatte noch gar nicht daran gedacht, dass die Magier die Totenlichter würden nutzen können; sie war bis jetzt davon ausgegangen, dass sie sie nur in Verwahrung nehmen wollten, damit niemand anders Schaden damit anrichten konnte. Doch jetzt, wo Nova in eine andere Richtung wies, begann sich der Verdacht in ihr zu drehen.
»Ich habe mich schon gefragt, wie
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