Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
wir den Isen … also, wie man ihm das Totenlicht nehmen soll, denn dafür müsste man ihn ja umbringen, und wer ihn umbringt, wird dann der neue Träger des Totenlichts«, sagte sie zögernd. »Ich denke, Olowain tüftelt noch an einer Lösung für dieses Problem.«
Nova schnaubte. »Ich glaube nicht, dass die Magierschaft darin ein Problem sieht. Überleg mal, was sie mit einem Totenlicht anstellen würden. Sie würden die Isen unterdrücken, erstens.« Er tippte sich gegen den Daumen. »Dann würden sie ins Alte Reich einmarschieren. Für all das unverbrauchte Lirium, das es noch hinter den Kauenden Klippen geben muss, wären sicher viele Magier bereit, zum Dämon zu werden.
Außerdem dürfen wir nicht vergessen, welche Gabe die Totenlichter verleihen: Man kann das Licht aus der Erde ziehen, aber auch aus anderen Lebewesen. Die Magier hätten unbegrenzte Quellen! Schließlich gibt es doch längst nicht so viele Liriumstürme wie Pflanzen und Tiere … und Isen …«
Hel war schockiert. Dass man mit den Totenlichtern morden könnte, um Energie zu gewinnen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. »Nein, das würde niemand tun«, erwiderte sie schließlich. »Das wäre …«
»Das wäre krank«, murmelte Nova nachdenklich. »Mord für … Lichter und, und beheizte Zimmer und schöne Dinge. Du meinst, das würde niemand tun? Aber es passiert doch schon längst. Der ganze Aufstand der Isen ist doch nur wegen Lirium ausgebrochen. All das nur für … ich weiß nicht mal was. Den eigenen Schutz? Ein leichtes Leben? Um die Gewohnheiten beizubehalten, die einem so teuer erscheinen? Vielleicht wird uns nur eingeredet, dass Lirium unentbehrlich ist.«
Hel klemmte sich die Haare hinter das Band ihrer Augenklappe, damit der Wind sie nicht immer in ihr Gesicht wischte. »Willst du damit sagen, dass wir ohne Magie leben könnten? Denk mal darüber nach. Kein warmes Wasser. Kein sauberes Wasser. Keine Schwebeschiffe! Keine sicheren Straßen. Keine sicheren Ernten. Keine Musikdosen, keine Schaumseife, keine Leuchtkugeln … keine Liga der Sturmjäger.«
Er winkte ab. »Ja, ja, ich weiß. Lass mich nur eine Weile so reden, als wäre ich kein Sturmjäger.« Er seufzte und legte den Kopf in die Hände. Dann fuhr er sich durchs Haar und verschränkte die Arme. »Wenn Magie nicht so kostbar wäre, weißt du … das ist das ganze Problem.«
»Wenn Lirium nicht wertvoll wäre, dann wäre etwas anderes wertvoll. Leute würden immer um irgendwas streiten«,
besänftigte Hel ihn leise und hatte diesen Gedanken zum ersten Mal, während sie ihn aussprach.
Nova sah sie müde an, ließ sie aber erkennen, dass er ihre Bemerkung schätzte.
Die Wolken verdunkelten den Himmel inzwischen so sehr, dass unten in der Stadt immer mehr Lichter aufglommen. Kühl wie gestrandete Sterne lagen sie im Grau des Vormittags. Hel hätte ihnen allen am liebsten befohlen auszugehen. Es kam ihr wie eine unnötige Verschwendung vor.
»Ich …« Sie schluckte. Es war so schwer zu sagen, was sie sagen wollte, wenn die Worte sich nicht finden ließen. »Ich wünschte, ich wüsste, was richtig ist. Dann würde ich es tun. Aber …« Sie atmete flach aus. Sie gab auf, sich ausdrücken zu wollen, und vertraute einfach darauf, dass Nova schon wusste, was in ihr vorging, und sie im Grunde dasselbe fühlten.
Eine Weile schwiegen sie, die Köpfe in die Hände gestützt, und betrachteten die Stadt, den großen See, der den Himmel widerspiegelte wie ein riesiges blankes Auge, die dunklen Hügel und Berge in der Ferne … die Rauchsäulen, die sich blass am Horizont kringelten. Hel fragte sich, wie viele Kämpfe zwischen Isen und Menschen gerade stattfanden. Wie viele Dörfer und Städte gerade ›erobert‹ oder ›verloren‹ wurden. Und niemand schritt ein. Die Magierschaft schützte nur die großen Städte, die Sitze der Könige, die wichtigsten Achsen des Handels. Sie konnten nicht überall sein. Aber irgendjemand sollte es sein.
»Als du in der Wüste warst mit dem Dämon, hat er dir nichts angetan?«, fragte Nova irgendwann mit gepresster Stimme.
Hel war nicht überrascht über die Frage. Immerhin war der Gedanke naheliegend, und sie hatte sich selbst lange genug
den Kopf darüber zerbrochen, warum manche Dinge passiert oder nicht passiert waren. »Nein. Er war … ich wäre nie darauf gekommen, dass er am Absturz der Schwalbe schuld sein könnte. Selbst als die Hinweise sich gehäuft haben, konnte ich es noch nicht glauben.« Sie stieß ein knappes Lachen durch
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