Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
sicher, dass du genug Geld hast?«, wiederholte Hel besorgt.
»Ich bin gespannt auf diese Datteln. Sie sehen sehr seltsam aus.«
»Und ich dachte immer, Händler achten auf ihr Geld.« Er schenkte ihr wieder das schiefe Lächeln und wirkte plötzlich viel jünger. Hatte nicht auch seine Stimme heller geklungen?
Irgendwo setzten Trommeln ein. Jemand blies eine Fanfare.
»Was ist das?«, fragte der Junge.
Hels Herz schlug schneller. Lärm bedeutete selten Gutes. »Lass uns gehen.«
»Es kommt vom Ende der Straße.« Schon hatte er sich in Bewegung gesetzt.
»He … komm, du hast deine Datteln und auch alles andere. Gib nicht noch mehr aus, wir wissen nicht, wie hoch die Steuern …«
Vor ihnen tauchte ein runder, von Holzlatten umzäunter Platz auf. Die mächtigen Felsen warfen ihre Schatten nur zur Hälfte darüber; ein Großteil des Platzes kochte in Sonnenlicht. Unter dunkelroten Stoffbahnen tummelten sich Zuschauer.
Die Trommeln erstarben und Jubelrufe wogten aus der Menge. Der Junge schob sich bis zur Umzäunung vor, Hel folgte ihm mit einem unguten Gefühl.
Wie sie vermutet hatte, wurde ein Kampf veranstaltet. In vielen Städten waren Gladiatorenkämpfe verboten - nicht wegen des öffentlichen Tötens, sondern wegen des Wettgeschäfts, das sich darum rankte. Natürlich nahm man es hier nicht so genau damit. Munter wurde getötet, gewettet und betrogen. Hel stieg auf die Zehenspitzen. Doch sie entdeckte keine Gladiatoren auf dem Platz - sondern drei Trolle. Eisenketten verbanden ihre Füße miteinander, sodass sie sich bei jedem Schritt gegenseitig aus dem Gleichgewicht brachten. Nervös vom Lärm und dem schräg einfallenden Licht stolperten sie im Kreis, stießen dumpfes Gebrüll aus und schlugen aufeinander ein.
Unter tosendem Applaus liefen fünf Krieger durch einen Einlass auf den Platz. Sie trugen Helme, Lederharnische und Beinschienen, die mit Lirium gegen Zerbrechen gesichert waren, wie Hel sah - auch ihre Klingen waren durch Magie verstärkt. Visiere mit unheimlichen Zügen maskierten die Gesichter.
Dadurch entdeckte man die zwei Frauen unter den Kämpfern nicht gleich. Die eine war mit einer Doppelaxt bewaffnet, die Hel in dieser Länge noch nie erblickt hatte. Die andere
schwang in jeder Hand ein Kurzschwert. Doch die wahre Attraktion war ein Mann aus dem Isenvolk.
Seine Haut war dunkel, wenn auch nicht ganz so dunkel wie Jurebas. Das lockige schwarze Haar war lang, für den Kampf jedoch zurückgebunden. Er war der Einzige, der keinen Helm trug. Das kantige Gesicht war von einer Narbe gezeichnet, die vom Nacken bis zur scharf hervorstechenden Nase führte. In den Händen hielt er ein Araidann, ein Isenschwert: Die Klinge war gekrümmt und hatte einen stumpfen Rücken wie ein Säbel. Dafür war die Schneide so scharf, dass sie bei bloßer Berührung Stoff und Haut durchtrennen konnte, jedenfalls hatte Hel das gehört. Araidann waren sehr selten und wertvoll. Hel hatte noch nie eines der kostbaren Isenschwerter aus der Nähe gesehen, geschweige denn berührt.
Mit hellgrünen Augen durchstreifte der Ise das Publikum und wandte sich dann den Trollen zu. Die Kämpfer verteilten sich um den Platz und zückten kleine Flakons mit Lirium.
»Was passiert hier?« Trotz des erwartungsvollen Lärms hörte Hel den Jungen so deutlich, als seien all die anderen Stimmen nur Windrauschen.
»Lass uns gehen«, drängte sie, denn sie wusste, was nun kommen würde.
Fast gleichzeitig bliesen die Krieger ihr Lirium. Überall wogten Schreie auf.
Schmerzgebrüll aus den Liriumwolken.
Jubelschreie aus den Zuschauerreihen.
»Komm, oder willst du dir das ansehen?«, fragte Hel gereizt. Sie fand nichts Unterhaltsames am Schmerz anderer, ob es nun Menschen waren oder Trolle. Das Lirium sollte sie zwar nur aggressiv machen, doch es stand außer Frage,
dass sie im Turnier sterben würden. Wahrscheinlich gab es ein Preisgeld für den, der einen Troll zur Strecke brachte. Eine der vielen Zerstreuungen, denen man in Windigen Städten nachging, und gewiss nicht die brutalste.
»Komm jetzt«, wiederholte Hel. Als sie versuchte, ihn wegzuziehen, war er plötzlich seltsam starr.
Der Kampf begann. Blind vor Zorn schlugen die Trolle um sich, trafen anfangs nur einander und sorgten für Gelächter. Dann wagten sich die Krieger vor. Das Schwert des Isen erwischte einen Troll im Rücken. Als die Klinge seitlich wieder herausfegte, regneten Blutstropfen in den leuchtend blauen Himmel. Leichtfüßig wich er der Faust des
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